Baum des Jahres 2022: Das macht die Buche so besonders

Büren-Ringelstein. &bdquo;Jeder hat einen Punkt, zu dem er gerne hinläuft“, sagt Jan Preller, Förster und Pressesprecher im Regionalforstamt Hochstift. Bei ihm ist es eine Buche, die gar nicht soweit von seinem Zuhause wächst. Stolz steht sie da, am Rand des Ringelsteiner Waldes, an einer Abbruchkante oberhalb der Alme. &bdquo;Es ist eine markante Stelle“, sagt Preller. Und dazu passt auch die Buche mit ihren vier Stämmen außerordentlich. Es sei gut möglich, dass hier vor etlichen Jahrzehnten ein Eichhörnchen seine Vorräte an Bucheckern versteckte und diese schlicht und einfach vergaß, erklärt Preller. Zu Füßen dieses außergewöhnlichen Exemplars lässt es sich besonders gut plaudern über Fagus sylvatica, wie der Baum bei den Botanikern heißt. &bdquo;Buchen sollst du suchen“, schmunzelt Preller und rät die Augen aufzuhalten – gerade auch in den eigenen vier Wänden. &bdquo;Jeder hat Buche zu Hause“, sagt er und zieht allerlei Holziges aus seinem Rucksack. Ein Eierbecher, ein Schneidbrett, ein Messer mit Holzgriff, ein Kochlöffel und ein kleiner Sitz liegen jetzt vor ihm im braunen Herbstlaub. &bdquo;Die Buche gehört mit zu den Baumarten mit den meisten Verwendungen.“ Über 200 sollen es sein. Selbst Spielzeug wird aus der Buche gefertigt – und vor allem Möbel. Sogar sehr elegante, wenn man an die berühmten Stühle von Michael Thonet denkt, der mithilfe von Wasserdampf das reichlich unelastische Buchenholz biegefähig machte. Aber auch ganz profane Dinge wie ein Eisstil sind aus Buchenholz.Buche bietet Lebensraum für viele Insekten Langweilig wird es mit der Buche trotzdem nicht, vor allem seit vor mehr als 20 Jahren durch die Initiative der Forstleute das sogenannte Rotkernholz salonfähig gemacht wurde. Zuvor hatte nur helles Holz hoch im Kurs gestanden.Eine problematische Vorliebe, denn mit dem Altern der Bäume komme es vermehrt zum Eintritt von Sauerstoff, wenn zum Beispiel größere Äste abbrächen, erklärt der Förster. Die Buche bildet dann einen sogenannten Rotkern aus. Ein solches Holz galt als schwierig zu vermarkten, bis die Forstleute zusammen mit Tischlern die Werbetrommel rührten. &bdquo;Die Buche war die Wegbereiterin für lebhaftere Holzoberflächen“, erinnert sich Jan Preller. Für eine Waldbewirtschaftung, die auch die Ökologie im Blick hat, sei das eine wichtige Entwicklung gewesen, denn so können die Bäume auch interessant werden für zahlreiche Tierarten. &bdquo;Die Buche verändert sich mit zunehmendem Alter, wie ein Mensch.“ Ihre glatte Rinde wird gröber und rissiger und damit ein Lebensraum für viele Insekten, die wiederum Nahrungsquellen für zahlreiche Vogelarten sind. In Ostwestfalen ist der Baum landschaftsprägend &bdquo;Unser Regionalforstamt ist das Buchenforstamt in Nordrhein-Westfalen“, sagt Preller. In Ostwestfalen ist der Baum mit der grauen Rinde landschaftsprägend. Seit der letzten Eiszeit gibt er den Ton an. Hier hat er verschiedene Waldgemeinschaften ausgebildet. Auf nährstoffreichen Böden sorgen im zeitigen Frühjahr, wenn die Temperaturen langsam steigen und die Tage länger werden, Frühblüher wie Leberblümchen, Buschwindröschen oder Scharbockskaut für viel Farbe.Sie bieten aber auch Nahrung für viele Insekten, bevor die Buche ihr dichtes Blätterdach erneut ausbreitet und es anderen Pflanzen durch ihren Schatten schwer macht. &bdquo;Das gibt es nur in Europa“, erklärt Jan Preller. Beliebtes Holz zum Heizen Vielen Menschen in der Region wird es nicht nur im übertragenen Sinne warm ums Herz beim Gedanken an die Buche. &bdquo;Im Paderborner Land wird auch gern mit ihrem Holz geheizt“, sagt der Förster. &bdquo;Wir sind da verwöhnt.“ Denn in anderen Gebieten wanderten Scheite aus Kiefern- oder Fichtenholz in die Öfen und Kamine. Neu ist das alles nicht. Die Altvorderen lebten wohl noch intensiver mit dem Baum, der zum Baum des Jahres 2022 gekürt wurde. Sie trieben das Vieh zur Mast in die Wälder, pressten aus Bucheckern Öl und legten Meiler an, um Holzkohle zu gewinnen. Das habe Spuren hinterlassen in der Landschaft, erklärt Jann Preller und verweist auf die kreisrunden terrassenartigen Meilerstellen, die sich in den heimischen Wäldern noch oft finden. Augen auf im Buchenwald lohnt sich also allemal, auch abseits von vierstämmigen Exemplaren.

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