Universität Paderborn Schlafende Kontrolleure und mehr: Student kritisiert Coronakontrollen

Paderborn. Er ist einer von vielen Studenten der Uni Paderborn. Er hat sich auf das Präsenzsemester gefreut und fühlte sich durch die Impfung ausreichend geschützt, um mit vielen anderen gemeinsam Vorlesungen und Seminare zu besuchen. Doch mittlerweile zieht er sich aus ersten Veranstaltungen zurück. Der Grund: Fehlende Coronakontrollen und nicht eingehaltene Hygienestandards. Es ist das erste Präsenzsemester an der Universität Paderborn seit eineinhalb Jahren. Um den Präsenzbetrieb sicher zu gestalten, führte die Uni unter anderem eine Bändchenkontrolle ein. Für getestete Personen gibt die Uni Papierbändchen aus, deren Farbe täglich wechselt. Geimpfte und Genesene können auf freiwilliger Basis ein mit einer Plombe versehenes Stoffbändchen erhalten, das dauerhaft getragen werden kann, wenn der Nachweis über den 31. Dezember 2021 hinaus gültig ist. Darüber hinaus sollten regelmäßiges Lüften und ausreichende Raumkapazitäten eine sichere Lernatmosphäre ermöglichen. Zudem sieht die Uni in den Hygieneregeln vor, dass Personen mit Erkältungssymptomen nicht an Lehrveranstaltungen teilnehmen sollen. So die Theorie. Die Praxis erlebt ein Student der Uni jedoch ganz anders. Seinen Namen möchte er nicht veröffentlich, aus Angst, seine Äußerungen hätten Auswirkungen auf seine Noten. Er habe versucht, mündlich seinen Beschwerden Nachdruck zu verleihen, doch er sei nicht ernst genommen worden. Und das, obwohl aus seiner Sicht vieles nicht so funktioniert, wie es sollte. Kontrolle nicht konsequent Zum einen seien die Bändchen-Kontrollen nicht konsequent. Er habe beobachtet, dass das externe Personal, welches eigens für die Bändchen-Kontrolle eingestellt wurde, vor den Hörsälen an mehreren Tagen morgens ein Nickerchen halte und einige Studierende Nebeneingänge benutzen würden, um Kontrollen zu entgehen. Zum anderen habe sich teilweise die Praxis etabliert, das Ende einer vorherigen Veranstaltung zu nutzen, um unbemerkt im Strom der hinausgehenden Studierenden in den Veranstaltungsraum zu gelangen. Auch zu Beginn der Seminare würden die Kontrollen nicht zuverlässig durchgeführt. So schildert es der Student. Konfrontiert mit den Vorwürfen, weist die Universität die "in dieser Form pauschal vorgebrachten Vorwürfe" zurück. Bändchen können verkauft werden Das sind nicht die einzigen Probleme, die dem Studenten aufgefallen sind. Denn bei der Vergabe der Bändchen werde, seiner Aussage nach, auf Betrugsmöglichkeiten hingewiesen. Als er selbst nach erfolgter Überprüfung seines Impfnachweises sein Bändchen erhalten habe, sei zu ihm gesagt worden: &bdquo;Ich mache es für dich mal lockerer, Bruder. Kannst du ja verkaufen." Tatsächlich sitze sein Bändchen so locker, dass er es jederzeit abstreifen könne. Dieses Problem ist auch dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) bekannt. Deshalb hat der Asta eine App entwickelt, die das Bändchen-System ergänzt. "Die Universität hat sich dazu entschieden, die Bändchen weiter einzusetzen", sagt Asta-Pressesprecherin Leonie Niemerg. Räume teilweise überbelegt Doch nicht nur die Einlasskontrolle ist aus Sicht des Paderborner Studenten kritikwürdig. Auch während der Veranstaltungen würden Hygienemaßnahmen nicht zuverlässig umgesetzt. So werde nur unzureichend gelüftet und Räume seien teilweise deutlich überbelegt. Der Versuch des Lehrenden, einen anderen Raum zu beantragen, blieb bislang erfolglos, berichtet der Student. Deshalb fühlen nicht nur er, sondern auch andere Studierende sich unwohl. Die Konsequenz: Einige Studierende würden nicht mehr an den Präsenzveranstaltungen teilnehmen wollen. Studierende ziehen sich zurück Diese Entwicklung wird, nach Aussage des Studenten, auch dadurch verschärft, dass sowohl Studierende als auch Lehrende mit Erkältungssymptomen weiterhin an Veranstaltungen teilnehmen würden. Er habe sich darüber mehrfach beschwert, Konsequenzen habe es jedoch nicht gegeben. Deshalb ziehe auch er sich von Veranstaltungen zurück. Trotz fehlender Anwesenheitspflicht habe ein Lehrender bereits Sonderaufgaben für all jene angekündigt, die nicht regelmäßig teilnehmen würden. Eine andere Dozentin stelle bereits wieder auf ein digitales Lehrkonzept um. Auch wenn die Universität Paderborn die Vorwürfe in dieser Form dementiert, betont Pressesprecher Johannes Schnurr: "Der Student kann sich gerne direkt an mich wenden. Allen konkreten Fällen, die uns bekannt sind, gehen wir nach."

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