Kreis Paderborn Volkstrauertag als Weckruf für Frieden und Versöhnung

Kreis Paderborn. Krieg, Terror und Gewaltherrschaft kosteten im letzten Jahrhundert Millonen Menschenleben. Daran wird jährlich an vielen Orten im Kreis Paderborn mit Veranstaltungen gedacht. Anders als im Vorjahr war diesmal Corona dafür kein Hinderungsgrund. So wurde am Sonntagmorgen auch am Mahnmal am Busdorfwall in Paderborn ein Kranz niedergelegt. Die musikalische Gestaltung der Veranstaltung auf Einladung der Stadt hatten die Bläsergruppe der städtischen Musikschule und der Paderborner Frauenchor übernommen. Kai Sander, Dekan des Fachbereichs Theologie der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, beschäftigte sich in seiner Gedenkrede mit der Frage: "Müssen am Volkstrauertag alle trauern?" Nein, meint Sander, viel mehr sei der Tag eine Erinnerung an die Grauen und die Opfer der beiden Weltkriege und eine Mahnung, sich stets für den Frieden zu einzusetzen. Sander: "Wir haben in Westeuropa seit über 70 Jahren keinen Krieg mehr erlebt, doch global gab es in dieser Zeit nicht einen Monat ohne eine Form der gewaltsamen Auseinandersetzung." Doch neben der Warnung vor neuem Krieg solle der Volkstrauertag auch an all jene Toten erinnern, die während der anderen Krisen der vergangenen Jahre verstorben sind. Sander: "Kriege, Geflüchtete, Klimawandel und nicht zuletzt die Corona-Pandemie - sie alle weisen den Weg dahin, dass nur mit Solidarität eine freie und friedliche Gesellschaft erhalten werden kann." Die Suche nach gemeinsamen, verbindenden Idealen müsse am Volkstrauertag demnach ebenso herausgehoben werden. Laut Sander seien dies unter anderem ehrlich empfundene Herzlichkeit, Gemeinsinn, Zuverlässigkeit. Insgesamt solle die Veranstaltung am Mahnmal gegenüber jeder Krise eine Aussage hervorheben: "Friede ist keine Selbstverständlichkeit, Friede will erarbeitet werden." Weiße Grablichter für die vor 100 Jahren geborenen Soldaten Landrat Christoph Rüther sprach auf dem Ehrenfriedhof in Böddeken, wo vor den elf Gräbern der Toten des Jahrgangs 1921 weiße Grablichter leuchteten und eine Vase mit Chrysanthemen stand, anlässlich der zentralen Gedenkfeier des Kreises vom Volkstrauertag als einem jährlichen Weckruf. Ausdrücklich schloss Rüther die Opfer von Kriegen und Gewalt in der Gegenwart ein und brachte seine Solidarität mit den Bundeswehrsoldaten zum Ausdruck. Rüther: "Bei gefährlichen Auslandseinsätzen haben sie jeden Tag ihr Leben riskiert oder gar ihr Leben verloren. Die Bundeswehr übernimmt für unser Land eine wichtige Aufgabe." Die Bereitschaft zur Erinnerung und damit zur Übernahme von Verantwortung sei eine Bürgerpflicht. Kriegsgräberstätten, Ehrenfriedhöfe und Kriegsdenkmäler seien wichtige Erinnerungsorte und zugleich Orte der Versöhnung. Über 75 Jahre Frieden in Europa seien nicht selbstverständlich. Mit dem Blick auf aktuelle Spaltungen und Diskriminierungen meinte Rüther: "Das Vermächtnis der Verstorbenen ist eine Aufforderung an uns. Ein Auftrag, uns für Frieden, Menschenrechte und Menschenwürde einzusetzen. Für unsere demokratische Gesellschaft gibt es kein anderes Ziel." Als Beispiel nannte der Landrat dabei ausdrücklich die Arbeit des Volksbunds mit seinen friedenspädagogischen Projekten.

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