Paderborn Mordprozess Sennelager: Gutachter bestätigt Schuldfähigkeit des Angeklagten

Paderborn-Sennelager. Damir T. (alle Namen geändert) ist jetzt 30 Jahre alt, er ist vor Gewalt und Krieg aus seiner Heimat Syrien geflohen. Seit November steht er unter dem entsetzlichen Verdacht, seine Ehefrau brutal getötet zu haben. Staatsanwalt Kai Uwe Waschkies ist davon überzeugt, dass sich Damir T. des Mordes schuldig gemacht hat. Denn Selda I. fand den Tod in einem Auto, auf dessen Beifahrersitz sie gerade Platz genommen hatte, um mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Kindern nach Hause zu fahren. Mit über 30 Messerstichen soll Damir T. sie getötet haben, weil er, so die Überzeugung des Anklägers, das wiederherstellen wollte, was er unter seiner &bdquo;Ehre" versteht. Seit zehn Prozesstagen muss sich der Familienvater vor dem Schwurgericht Paderborn verantworten, im Fall eines Schuldspruch droht ihm lebenslange Haft. Seitdem beteuert Damir T. seine Unschuld. Er sei von seinen eigenen Verwandten unter Drogen gesetzt worden, sagt er. Während seiner Bewusstlosigkeit hätten diese seine Frau getötet. Ihr Motiv: &bdquo;Sie wollten die Kinder." Gutachter bestätigt traumatische Erlebnisse Seitdem hat das Gericht viele Zeugen, aber vor allem auch Sachverständige gehört. Darunter eine Toxikologin, die in Blutproben von Damir T. keine Substanzen hat feststellen können, die zu einer wie von ihm beschriebenen Bewusstlosigkeit hätten führen können. Zuletzt befragten die Richter den Rechtsmediziner Bernd Karger, der vor allem die Kleidung ins Visier genommen hat, die der Angeklagte in der Tatnacht getragen hatte. Wie berichtet, weisen seiner Ansicht nach die Blutflecken darauf hin, dass sich die Tat so abgespielt habe, wie sie in der Anklageschrift beschrieben sind. Und so steht der zehnte Tag im Zeichen des psychiatrischen Gutachters. Seine Aufgabe ist es festzustellen, ob der Angeklagte zum Tatzeitpunkt schuldfähig war und damit bestraft werden kann. Damir T. wird sich einer Strafe stellen müssen. Sicherlich habe der 30-Jährige sehr viele traumatische Erlebnisse gehabt, sagt der Psychiater Gerhard Dankwarth. Angefangen von Misshandlungen im Elternhaus und in der Schule bis hin zu Folter in einem syrischen Militärgefängnis, in dem Damir T. einsaß, nachdem er desertiert war. Tat nicht im Affekt geschehen Trotzdem sei bei ihm keine Persönlichkeitsstörung von forensischer Relevanz feststellbar. Der Angeklagte sei voll schuldfähig. Die Tat selbst wertet der Experte zwar als Beziehungstat, die sich aus Konflikten zwischen Damir T. und seiner Frau ergeben habe, doch im Affekt sei sie nicht geschehen. Immerhin habe der Angeklagte kurz zuvor aus der Küche seiner Verwandten heimlich das Messer mitgenommen, mit dem er Selda I. schließlich tötete. Der 30-Jährige habe also die Tat vorbereitet und danach sogar zwei Mal die Polizei angerufen. Dankwart sprich von einem &bdquo;geordneten Verhalten". Während somit weiterhin eine lebenslange Freiheitsstrafe im Raum steht, gilt den Richtern unter dem Vorsitz von Eric Schülke das Mordmerkmal &bdquo;Heimtücke" als nicht mehr haltbar. Die Beweisaufnahme erlaube keine sicheren Rückschlüsse darauf, was in dem Auto geschah, ob Selda I. tatsächlich völlig arg- und wehrlos war, als ihr Mann begann, auf sie einzustechen. Das von Staatsanwalt Waschkies gleichfalls angeführte Mordmerkmal &bdquo;niedere Beweggründe" ziehen sie augenscheinlich nicht in Zweifel. Hadern mit dem Pflichtverteidiger Immer noch hadert der Angeklagte mit seinem Pflichtverteidiger. Dieser bat erneut darum, Detlef Stoffels zu entpflichten, weil dieser ihm von einigen Aussagen abgeraten habe. Ein Ansinnen, das die Richter zum zweiten Mal ablehnten. &bdquo;Wir haben nicht den Eindruck, dass Ihr Verteidiger falsch handelt", so der Vorsitzende Eric Schülke. Außerdem hätten die Richter, aber auch die Verteidiger Stoffels und Mirko Rosskamp stets darauf geachtet, dass der Angeklagten die Möglichkeit erhalte, sich umfänglich zu äußern und selbst Fragen zu stellen. Dass Verteidiger Stoffels dem Angeklagten Damir T. rate, einige Dinge nicht zu erzählen, reiche als Begründung für eine Entpflichtung nicht aus. Am Dienstag, 7. September, sollen die Plädoyers beginnen.

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