Türkei-Einsatz verteidigt: Scharfe Kritik am Chef des Integrationsrats

Paderborn. Seit 21 Jahren ist Recep Alpan für den Integrationsrat der Stadt Paderborn im Einsatz. Im September 2016 übernahm er den Vorsitz. Als Hauptziel seiner Arbeit nannte Alpan damals das &bdquo;friedliche Zusammenleben durch Respekt, Akzeptanz und Toleranz". Doch nun sorgen Äußerungen des 46-Jährigen zum Vorgehen der türkischen Armee in Syrien für Wirbel und Kritik. So befürwortet Alpan den besagten Militäreinsatz. &bdquo;Der Einsatz dient nicht der Besetzung, sondern der Befreiung von Terroristen", sagte der türkischstämmige Paderborner gegenüber der NW. Zugleich sei es aus seiner Sicht völlig legitim, wenn Sportler durch Gesten ihre Solidarität mit dem türkischen Militär bekunden. So hatten türkische Nationalspieler unlängst in den Fußball-EM-Qualifikationsspielen gegen Albanien und Frankreich beim Torjubel salutiert. &bdquo;Wenn ein Spieler sich für den Einsatz in Syrien stark macht, ist das reine Meinungsfreiheit", erklärt Alpan, der auch Vorsitzender des Sportvereins Türk-Gücü Paderborn ist. Und er betont ausdrücklich, dass er diese Aussagen als Vorstandsmitglied von Türk-Gücü macht. &bdquo;Ich spreche nicht als Vorsitzender des Integrationsrates", beteuert Alpan. "Ein Sargnagel für den Sport" Den Vorsitzenden des Stadtsportverbandes Paderborn überzeugt das nicht. &bdquo;Man kann nicht zwei Hüte auf einmal aufsetzen", sagt Mathias Hornberger und fügt an: &bdquo;Receps Aussagen sind in seiner Funktion als Vorsitzender des Integrationsrates äußerst unglücklich. Der Sport sollte zudem nie für politische Zwecke missbraucht werden." Die Paderborner Sportausschuss-Mitglieder Markus Mertens (CDU) und Martin Pantke (SPD) teilen Hornbergers Meinung. &bdquo;Politische Instrumentalisierung ist ein Sargnagel für den Sport", betont Pantke. &bdquo;Es ist naiv, zu glauben, dass sich Privatmeinung und öffentliche Funktionen trennen lässt", sagt Mertens. &bdquo;Auf dem Sportfeld hat eine politische Botschaft wie dieser militärische Gruß nichts zu suchen", ergänzt der Sportausschuss-Vorsitzende. Er hofft, dass es auf Paderborner Fußballplätzen nicht zu Szenen wie in anderen Städten kommt. So hatten beispielsweise die Bezirksliga-Kicker des FC Türk Sport Bielefeld am vergangenen Sonntag bei ihrem Meisterschaftsspiel ebenfalls nahezu geschlossen den Militärgruß gezeigt. &bdquo;Das wäre eine Katastrophe", sagt Mertens und würde ebenso wie Hornberger in einem solchen Fall Sanktionen befürworten. "Null-Toleranz für solches Gebaren" Diese Sanktionen hat der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) bereits angedroht. &bdquo;Ein solches Verhalten ist auch auf westfälischen Plätzne nicht zu tolerieren", heißt es von Verbandsseite. &bdquo;Wir haben eine ganz klare Linie, die besagt: Null-Toleranz für solches Gebaren", bekräftigt Andree Kruphölter, der im FLVW-Präsidium für Rechtsfragen zuständig ist und als Fairplay-Beauftragter fungiert. Die A-Liga-Kicker von Türk-Gücü Paderborn hatten am Sonntag im Heimspiel gegen Suryoye Paderborn auf den Militärgruß oder ähnliche symbolische Gesten verzichtet. &bdquo;Ich würde das auch nicht tun", sagt Recep Alpan, plädiert aber auch hier für Meinungsfreiheit. Die Bedeutung des Militärgrußes werde in Deutschland zumeist missverstanden. Daran sei nicht zuletzt die einseitige Berichterstattung in den Medien schuld. Ansprechpartner für Belange aller Migranten Alexander Senn, FDP-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, hält dagegen: &bdquo;Es geht nicht an, dass militärische Salut-Grüße türkischstämmiger Spieler auf dem Fußballfeld gutgeheißen werden, selbst wenn sie nicht im eigenen türkischen Fußballclub vorgekommen sind. Herr Alpan gibt allein die türkische Sicht des nun wieder aufgeflammten Krieges in Syrien wieder." Klaus Groebing, FDP-Vertreter im Integrationsrat, ergänzt: &bdquo;In einem persönlichen Gespräch mit Herrn Alpan habe ich heute darauf hingewiesen, dass es für mich eine Trennung der Privatperson Recep Alpan und der Person des Vorsitzenden des Integrationsrates nicht gibt. Als Person des öffentlichen Lebens muss er für die Belange aller Migranten, auch der Kurden in Paderborn, ein Ansprechpartner sein." Spieler suspendieren? - "Eine Überreaktion" Wolfgang Weigel, Vorsitzender der deutsch-türkischen Gesellschaft in Paderborn, kann die Diskussionen um salutierende Fußballer nicht nachvollziehen. Sie hätten eine symbolische Geste gezeigt, die nun als politisches Statement ausgelegt werde. &bdquo;Aber wenn die UEFA keine politischen Aussagen auf dem Fußballplatz zulässt, muss man sich daran halten", sagt Weigel. Wie sich ein Spieler privat äußere, beispielsweise auf dem eigenen Facebook-Account, sei eine andere Sache. Dass Vereine wie der FC St. Pauli Spieler für eine solche Äußerung suspendiert, ist für Weigel &bdquo;eine Überreaktion". Zugleich nimmt er Recep Alpan, der ebenfalls im Vorstand der deutsch-türkischen Gesellschaft ist, in Schutz. &bdquo;Er hat seine Äußerungen in der aktuellen Diskussion als türkischstämmiger Mitbürger getätigt", betont Weigel. Forderungen an Alpan, als Vorsitzender des Integrationsrates zurückzutreten, teilt er nicht. Auch Markus Mertens und Paderborns Bürgermeister Michael Dreier halten einen Rücktritt Alpans zumindest zum jetzigen Zeitpunkt für nicht notwendig. &bdquo;Ich finde sein Verhalten aber nicht gut", betont Dreier. &bdquo;Als Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt ist Recep Alpan Interessenvertreter von allen mehr als 130 Nationen, die in der Stadt leben. Dem friedlichen Miteinander dieser Menschen in unserer Stadt sind solche Aussagen nicht förderlich", betont der Bürgermeister und fügt an: &bdquo;Wir werden mit Recep Alpan darüber sprechen müssen."

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