Paderborn Kunstverein Paderborn präsentiert Ausstellung zu Konsum und Produktion

Paderborn. Was ist zuerst da - ein Produkt oder der Bedarf? Dies ist für Alfons Knogl eine zentrale Frage, der er in der aktuellen Ausstellung im Kunstverein Paderborn nachgeht. Unter anderem mit Marmor- und Silikon-Arbeiten blickt der Bildhauer und Uni-Dozent auf das Doppel Konsum und Herstellung. "Prime" heißt die Schau, die an diesem Freitag um 19 Uhr eröffnet wird. Die Frage, was zuerst da war - das Eine oder das Viele - thematisiert Knogl in der Arbeit "The pre-construction for the one and many". Sie besteht aus fünf Silikon-Abdrücken des Innenlebens eines Trolleys, wie ihn nicht nur ältere Menschen zum Einkaufen nutzen. Für Knogl ist er jedoch viel mehr. Sieht das Innenleben doch überall auf der Welt gleich aus, nur wird dies nicht wahrgenommen. Ergänzt hat er die orangeroten Abdrücke mit Adjektiven, die verwirren und den Blick weiten sollen. So dass auch über einen Trolley mal anders nachgedacht wird. Vielleicht in die Richtung, was eine Tasche überhaupt ist: eine Art Haut und Erweiterung des menschlichen Körpers. Auch das Gestell eines Trolleys animiert, bewusst zerlegt, zum Philosophieren. Oberfläche und Tiefgang Zugleich ist der Trolley, diese moderne Sackkarre, ein Beispiel für weltweite Verkettungen. Die Materialien für die Einkaufshilfe werden über weite Strecken transportiert, genau wie das fertige Produkt, mit dem wiederum Dinge eingekauft und transportiert werden. Und dann landen die Dinge irgendwann im Abfall. Einen Kontrast dazu bilden Knogls Skulpturen mit dem Titel "Subjektive Attitude". In drei Varianten hat er das weltbekannte und Image repräsentierende Nike-Logo - den Swoosh - leicht verändert und großformatig aus Carrara-Marmor geschnitten. Mit einem edlen und langlebigen Material aus früherem Leben, das aus den Tiefen der Erdgeschichte stammt und durch langwierige Prozesse entsteht. So bringt er immer wieder neue Aspekte in seine Konsum-Produktion-Betrachtung, die Oberfläche und Tiefgang bietet. Für Knogl steht dabei klar fest: Heute ist nicht zuerst der Markt da, sondern die Produktion. Der Konsum folgt im zweiten Schritt durch das Schaffen eines Bedarfs, der die Herstellung in Gang hält. Was für feste Systeme und Abhängigkeiten sorgt. Klingt nach harscher Konsumkritik, diese steht für Knogl aber nicht im Vordergrund. Ihm geht es nicht darum, Konsum zu verteufeln, sondern um genaue Beobachtung und Mechanismen. "Ich versuche, das so wertfrei wie möglich anzugucken, was uns am dominierendsten umgibt", beschreibt er dies und meint damit: Konsum und Produktion, materiell wie auch medial. Genauso geht es ihm um die philosophische Seite von Kunst und die Frage nach dem Material und ab wann etwas zum Objekt wird. Die eigene Kunst-Produktion Knogl wurde 1976 im bayrischen Deggendorf geboren, lebt aber seit vielen Jahren in Köln. Nach einer Steinbildhauer-Ausbildung hat er zunächst an der Kunstakademie in Dresden, danach an der Kölner Kunsthochschule für Medien studiert. Seit 2014 unterrichtet er an der Universität Paderborn Bildhauerei. Eine andere Arbeit aus blauem Silikon ist ein Beispiel für Knogls eigene Kunst-Produktion. Er nutzt hierfür alte Silikon-Reste, von denen er Abdrücke gemacht und sie unterschiedlich zusammen gefügt hat. An eine Schlange erinnernd, ist es ein Verweis aufs Leben, auf Prozesse, die immer laufen. Daneben läuft ein Video, das eigens entstanden ist. Es zeigt Aufnahmen aus dem Garten um Knogsl Atelier in Köln. Purer Wildwuchs, wie ihn der Mensch zulässt oder möchte, kein Vorzeigegarten. Im Kunstverein wird es so präsentiert, dass der Blick zugleich auf das Grün und die Terrasse hinter den Ausstellungsräumen fällt. "Prime" ist beim Kunstverein, Westernstraße 7, bis zum 6. Oktober immer freitags bis sonntags von 16 bis 19 Uhr geöffnet.

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