Paderborn Mit Kind an der Uni Paderborn

Paderborn. Sie ist Studentin, alleinerziehende Mutter und engagierte Integrationshelferin: Raminta Marcinkute. Vor 14 Jahren kam sie von Litauen nach Deutschland. Seither hat sich viel im Leben der 38-Jährigen verändert. Die Gelegenheitsjobberin studiert mittlerweile an der Universität Paderborn. Dank der Stiftung Studienfonds OWL kann sie sich das auch mit Kind leisten. Raminta Marcinkute stammt aus einer Arbeiterfamilie in Litauen: Der Vater liefert Essen an alte Menschen aus. Die Mutter arbeitet in einem Stickatelier. Den Beruf ihrer Mutter will auch Marcinkute ergreifen und geht zur Berufsschule. &bdquo;Das war überhaupt nicht mein Ding", sagt sie rückblickend. Daraufhin macht Marcinkute ihr Abitur. Im Anschluss folgen verschiedene Jobs als Verkäuferin, Kellnerin und Näherin. Eine Freundin gibt ihr den Tipp, ihr Glück in Deutschland zu probieren. Und genau das macht die damals 24-Jährige auch. Als erstes steht eine Sprachprüfung an Zunächst lebt sie in Bad Nauheim in Hessen. Dort pflegt sie mehrere Jahre eine Frau, die an Multipler Sklerose erkrankt ist. Deren Mann motiviert Marcinkute, ein Studium aufzunehmen. Dafür muss die Litauerin aber erst Deutsch lernen. Also besucht sie entsprechende Kurse an der Volkshochschule in Frankfurt, um die Sprachprüfung für den Hochschulzugang zu machen. &bdquo;Das war sehr schwer für mich. Ich brauchte zwei Versuche", gibt Marcinkute zu. Hilfe für Frauen aus Osteuropa 2008 startet sie dann ihr Studium der Medienwissenschaften und Medienpsychologie an der Universität Köln. Während des Studiums beginnt sie mit ihrem Engagement in einer Integrationswerkstatt. Dort hilft sie Frauen aus Osteuropa, sich in Deutschland zurechtzufinden und bringt ihnen Deutsch bei. Obwohl Marcinkute mittlerweile nicht mehr in Hessen wohnt, kommt sie immer noch zu den Treffen. 2014 schließt Marcinkute ihr Bachelorstudium ab, unklar ist allerdings, wie es nun weiter geht. Engagement für Flüchtlinge &bdquo;Eigentlich war es ja nie mein Ziel zu studieren. Außerdem habe ich immer in anderen Bereichen gearbeitet. Ich wusste nicht, wie ich Erwachsenenbildung und Medien miteinander verbinden soll", erklärt die 38-Jährige. Um dieses Ziel zu erreichen, beginnt Marcinkute wenig später ihr Masterstudium in Medienwissenschaften an der Universität Paderborn. Auch in OWL engagiert sie sich wieder sozial, für Flüchtlinge. &bdquo;Ich gebe Kindern und Müttern Spiel- und Sprachförderung. Die Truppe hat sich wirklich toll entwickelt", erklärt Marcinkute stolz. Doch in der Zeit in Deutschland erlebt Marcinkute auch Rückschläge. Unterstützung durch das Känguru-Projekt Als die Studentin erfährt, dass sie schwanger ist, trennt sich ihr Lebensgefährte von ihr. &bdquo;Mein Herz war gebrochen", erinnert sich die 38-Jährige. Hinzu kommen finanzielle Sorgen. &bdquo;Die Universität Paderborn hat mich sehr unterstützt. Eine Leih-Oma und ein Babysitter haben mir geholfen." Vermittelt wird die Unterstützung über das Känguru-Projekt, ein Angebot des Zonta Clubs Paderborn und des Familien-Service-Büros der Universität Paderborn. Zonta fördert berufstätige Frauen Zonta ist ein Netzwerk, in dem sich berufstätige Frauen in leitender oder freiberuflicher Position zusammenschließen. Ihr Ziel ist es, die rechtliche, politische, wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Stellung von Frauen zu fördern, ihren Bildungsstand zu verbessern und Bedürftigen zu helfen. Deshalb engagiert sich der Zonta Club Paderborn unter anderem auch bei der Stiftung Studienfonds OWL. Der Club fördert Stipendiaten, die nicht mehr am Anfang ihres Studiums stehen und alleinerziehend sind. &bdquo;Es ist schon schwierig genug, alleinerziehend zu sein. Dann kommt noch die Belastung des Studiums dazu, und viele Studenten müssen zusätzlich arbeiten. Mit Kind ist das schwierig zu organisieren. Wir wollen daher Zeit spenden", erklärt die Vizepräsidentin von Zonta, Stefanie Kleine. Die Dankbarkeit der Stipendiatinnen sei groß, deshalb setzt der Club sein Engagement für den Studienfonds OWL auch für die kommende Förderrunde fort. Nach der Geburt des Sohnes sinken ihre Leistungen Marcinkute hat nicht damit gerechnet, dass sie jemals von einem Stipendium profitieren würde, denn nach der Geburt ihres Sohnes Justas bleiben ihre Leistungen hinter ihren eigenen Ansprüchen zurück. Doch genau aus diesem Grund, unterstützt der Zonta Club Paderborn alleinerziehende Studentinnen. &bdquo;Uns ist bewusst, dass ein Studium mit Kleinkind eine besondere Herausforderung darstellt und mitunter länger dauern kann", sagt Klein. "Die Förderung macht mich stolz" Für Marcinkute ist das Stipendium deshalb auch eine Art Bestätigung: &bdquo;Die Förderung macht mich stolz." Außerdem ist Marcinkute auf die monatliche Förderung von 300 Euro angewiesen, um studieren zu können. Die Förderung deckt die Kosten der Betreuung durch Babysitter. Projekte als Dankeschön an Deutschland Trotz der Förderung sei der finanzielle Druck jedoch immer noch sehr hoch, sagt Marcinkute. Ihr Leben finanziert die 38-Jährige lediglich mit sozialen Projekten und dem Kindergeld. &bdquo;Klar ist das ein schwieriger Weg, aber ich will mich realisieren. Meine Projekte sind mein Dankeschön an Deutschland, das zu meiner zweiten Heimat geworden ist." Nach dem Studium in Paderborn plant Marcinkute die Rückkehr nach Litauen. Dort erhofft sie sich größere berufliche Chancen. Außerdem kann sich die 38-Jährige vorstellen, auch in Litauen ein Projekt auf die Beine zu stellen, um Mütter zu unterstützen.

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