So werden Frühchen und ihre Eltern in Paderborn unterstützt

Paderborn. &bdquo;Wenn ich gefragt werde, wie alt Gesa ist, und ich die Menschen nicht kenne, sage ich immer das korrigierte Alter, sonst komme ich in Erklärungsnot", sagt Katharina Voß. Ihre Tochter kam vor knapp einem Jahr als Frühchen auf die Welt – zehn Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Das korrigierte Alter geht von diesem kalkulierten Datum aus. Demnach wäre die Kleine erst neun Monate alt. Und die Leute würden nicht sagen, dass Gesa aber klein für ihr Alter sei. Die Delbrückerin und ihre Tochter haben einen Nachsorgetermin im Sozialpädriatischen Zentrum (SPZ) der St. Louise-Kinderklinik in Paderborn, das sich um ehemalige Frühchen kümmert. Gesa bekommt Spielzeug. Besonders spannend findet die Kleine eine bunte Holzrassel. Und ihr Spiegelbild, das sie herzlich anlächelt. Ärztin Silke Zilles und Physiotherapeutin Gabriele Bullmann beobachten Gesa genau. &bdquo;Sie macht mit der linken Hand etwas mehr als mit der rechten", fällt der Ärztin auf, &bdquo;ihre Bauchlage ist gut". Es geht nicht um Entwicklungskontrolle Frühchen-Nachsorge gibt es noch nicht lange. 2002 entstand das SPZ. Die Termine bei Ärztin und Physiotherapeutin sind ein freiwilliges Angebot für Eltern und deren Frühgeborene. Der Fokus liegt dabei auf der Prophylaxe. &bdquo;Es geht nicht um Entwicklungskontrolle", erklärt Zilles. &bdquo;Sondern darum, zu erfühlen, was es vielleicht für Probleme gibt." Meistens seien es die &bdquo;ganz basalen Dinge des Alltags", die die Eltern belasteten, sagt Zilles. &bdquo;Einschlafen ist bei Frühchen ein großes Thema", weiß Gabriele Bullmann. Die Kleinen seien oft reizüberflutet. Oder das Füttern: &bdquo;Viele Kinder sind sondenernährt worden und tun sich oft schwerer mit der Umstellung." Zudem plagten einige Mütter Ängste. &bdquo;Ich habe mein Kind nicht lange genug ausgetragen und jetzt kann ich es auch nicht richtig füttern", gibt die Physiotherapeutin einige Gedanken wider. &bdquo;Die Unsicherheiten entstehen, weil es eben nicht so läuft, wie es sich die Eltern zuvor angelesen haben", sagt Bullmann. Ein Frühchen entwickle sich ganz individuell: &bdquo;Da ist es mit einem Buch oder einer Zeitschrift nicht getan." Knobel-Aufgaben für die Kleinen Den ersten Termin haben Eltern und Kind etwa vier Monate, nachdem sie die Frühchenstation K4 verlassen haben. Bis zum korrigierten Alter von zwei Jahren stehen regulär fünf Untersuchungen an. &bdquo;Dann gibt es einen umfassenden Test", erklärt Zilles. Die Kleinen bekommen Knobel-Aufgaben. &bdquo;Zum Beispiel müssen sie Formen zusammenbringen: Kreis, Dreieck und Viereck", erläutert Bullmann. Ein Puzzle also. Allerdings kein so einfaches, wie es die Kinder häufig daheim hätten, bei dem unterschiedliche Farben die Aufgabe vereinfachen würden. Die Aufmerksamkeit wird getestet, genau so wie Grob- und Feinmotorik oder die Aussprache. &bdquo;Und je besser sich das Kind macht, desto umfassender wird der Test." Natürlich gibt es auch medizinische Kontrollen. &bdquo;Wenn sich das Frühchen gut entwickelt hat, entlassen wir es zum Hausarzt", sagt Silke Zilles. Wenn ein bestimmter Förderbedarf entdeckt werde, empfehle das SPZ Therapien. Bei Auffälligkeiten seien auch weitere Termine bei der Nachsorge möglich. Die meisten der Eltern, die ihr Frühchen in der Kinderklinik St. Louise geboren haben, nehmen das SPZ-Angebot wahr. &bdquo;Für einige ist es aber schwierig, hier wieder herzukommen, weil sie nicht nur gute Erinnerungen an diesen Ort haben", sagt Zilles. Denn Freud und Leid liegen in der Welt der Frühchen ganz nah beieinander. Wie bei Gesa, die eigentlich ein Zwilling ist. Gesas Schwester ist gestorben. Und auch Gesas Gesundheit hing wegen einer Hirnblutung am seidenen Faden. &bdquo;Es ist nicht alles heile Welt", weiß Bullmann.

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