Paderborn Paderborner Bank zeigt koreanische Kunst

Paderborn. Es ist zwar nur eine Coca-Cola-Dose. Doch da sie von einem asiatischen Popstar stammt, stellt sie die zunächst unscheinbar erscheinende Macht und Einflussmöglichkeit eines Idols dar. Für Fans ist die Dose unbezahlbar, sie identifizieren sich mit ihrem Idol. Für die Medienkünstlerin Luica Sy Lee ist die Dose in ihrer Ausstellung "Idole" folglich: Kunst. Zu sehen ist diese derzeit in den Fenstern der Bank für Kirche und Caritas in Paderborn. Ein weiteres faszinierendes Werk ist das aus drei Kirchenfenstern bestehende Spiegelkabinett. Auch dies wirkt erst wie einfache Kunst ohne Hintergedanken, doch Lee hat für jede Arbeit eine aussagekräftige Intention aufgestellt. Das Spiegelkabinett schafft Raum für das eigene Abbild und lässt Fragen nach der eigenen Wahrnehmung und der von anderen in Bezug auf die Identität aufwerfen. Durch diese und weitere Arbeiten regt die Koreanerin mit ihrer Ausstellung zum Nachdenken an. In ihren Arbeiten ist neben der Aufklärung über die Probleme bei der Identitätsfindung eine kritische Reflexion in Bezug auf die Einflussnahme berühmter Vorbilder zu erkennen. "Idole sind besonders in der koreanischen Popmusik sehr ausgeprägt. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene sind einer Verführungsmacht ausgesetzt und werden so in ihrer Identitätsbildung stark beeinflusst", erklärte die koreanische Künstlerin. "In der Ausstellung wird deutlich, dass einige Menschen ihre eigene Identität verlieren, indem sie die eines Idols übernehmen", sagte Stefanie Lieb, Studienleiterin für Kunst an der Katholischen Akademie Schwerte. "Darauf aufbauend formuliert Lee Medienkritik, da auch diese insbesondere durch Werbung das Verhalten von jungen Menschen verändern können. Es wird sich an Schönheitsidealen orientiert, die unmöglich zu verwirklichen sind." Die Ausstellung enthält neben der ausgetrunkenen Cola-Dosen-Reliquie und dem Spiegelkabinettwerk eine aus den Zügen von drei berühmten Musikern erstellte Gesichtsmaske und aktuelle Popsongs, transkribiert in alte Notenschrift. Darüber hinaus werden zwei Videos vorgestellt, in denen die Gefahren des Verlustes der Identität veranschaulicht werden. Lee hat sich in der Ausstellung mit der eigenen Identität und dem Verhältnis zu Idolen auseinandergesetzt, da sie 2015 als Preisträgerin des Artist in Residence Stipendiums zum Thema "Rolle und Identität" der Katholischen Akademie Schwerte ausgezeichnet worden ist. Die Akademie gehört zum Erzbistum Paderborn und hat den Auftrag, den Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Hierdurch ist die Kooperation mit der Bank für Kirche und Caritas entstanden. Diese bietet bereits seit 2011 ihre Fenster als Ausstellungsort an. Die Koreanerin hat sich in dem Projekt sofort wieder gefunden. "Ich bin selbst Katholikin und habe somit einen christlichen Bezug. Zudem ist das Thema der Identität in Korea sehr populär", sagte Lee. Sie wohnt bereits seit 2003 in Berlin und möchte ihre Arbeiten und Werke weiter in Deutschland veröffentlichen. "Ich habe den Wunsch, dass meine Kunst etwas in der Gesellschaft bewirkt", betonte Lee. "Vielleicht erkennen die Menschen die Gefahren des Identitätsverlustes und können diesen in ihrem eigenen Leben bewusster entgegenwirken". Die Ausstellung kann bis zum 5. August besichtigt werden.