Paderborn "Sagen Sie Nein zu Fracking"

Paderborn. Natur- und Umweltschutzverbände, darunter Pro Grün aus Paderborn, sowie zahlreiche Bürgerinitiativen protestieren bundesweit gegen das von der Regierungskoalition vorgelegte Gesetzespaket zum Fracking und bezeichnen es als ein "Fracking-Ermöglichungsgesetz". Sie verlangen ein Fracking-Verbot im Bundesberggesetz (BBergG). Bei einer Entscheidung im Bundestag müssten die Paderborner Abgeordneten Flagge zeigen, fordert Pro Grün.Ursprünglich wollte der Deutsche Bundestag in der Sitzungswoche ab dem 21. September eine Entscheidung über Fracking treffen. Immer wieder war eine Abstimmung darüber in den letzten zwei Jahren verschoben worden, oft sehr kurzfristig. Aktuell sieht es nach einer erneuten Verschiebung aus. Wie die Büros der heimischen Bundesabgeordneten Carsten Linnenmann (CDU) und Burkhard Blienert (SPD) auf Nachfrage gegenüber der NW erklärten, sieht die Tagesordnung für die 39. Sitzungswoche das Thema nicht vor.Beim Monatstreffen von Pro Grün war das Fracking-Gesetz das beherrschende Thema. "Jetzt kommt es zur Nagelprobe in Berlin und unsere heimischen Vertreter Linnemann und Bienert müssen Farbe bekennen und wir werden genau hinsehen, wann sie bei der Abstimmung den Arm erheben", teilt Vorsitzender Fritz Buhr in einer Presseerklärung mit. Sowohl Blienert als auch Linnenmann hatten sich bisher gegen Fracking ausgesprochen."Jetzt gilt kein ?Wir sind de facto dagegen? sondern nur ein klares Ja oder Nein," so Redner Fritz Buhr, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Paderborner Natur- und Umweltschutzverbände. Dabei steckten die beiden Abgeordneten in einer objektiv schwierigen Situation. Linnemann sei nicht nur ein Sprecher des Wirtschaftsflügels der Union, die Fracking wolle, sondern auch Vertreter eines Wahlkreises, in dem die Firma Benteler im Fracking-Geschäft engagiert sei und als Produzent von Stahlrohren zur Förderung von Erdöl und Erdgas Produktionsstätten und Verwaltung habe. "Sollte Fracking möglich werden, dann würde sich der Firma mit den prognostizierten 48.000 Bohrlöchern in Deutschland möglicherweise ein milliardenschwerer Markt eröffnen", so Buhr. Und Benteler würde nach eigenen Angaben möglicherweise im US-Erdöl- und Erdgasstaat Louisiana mit einer Investition von einer Milliarde Euro ein Stahlwerk zur Produktion von Rohren für die Fracking-Industrie eröffnen."Und dass in einem Moment, wo die Fracking-Blase in den USA wegen des niedrigen Ölpreises platzt und die erwartete Steigerung des Booms von 2012 bis 2025 um 102 Prozent nicht mehr realistisch zu sein scheint", sagt Fritz Buhr.Das Paderborner Kreisgebiet sei nach Rückzug des kanadischen Konzerns BNK (firmierte zuletzt unter Falke Hydrocarbons GmbH mit den Claims Falke, Falke-South und Adler) wieder frac-frei. Jedoch sei es nicht auszuschließen, dass ExxonMobil oder andere Konzerne erneut Anträge auf Aufsuchungserlaubnisse stellen könnten. Im restlichen OWL habe sich ExxonMobil mit den Feldern Herford und Minden die Aufsuchungsrechte gesichert. Damit seien 47 Prozent der NRW-Landesfläche als Claims zum Fracken von der Bergbehörde in Arnsberg vergeben worden.Die Arbeitsgemeinschaft der Paderborner Natur- und Umweltschutzverbände hatte eine Sammlung mit 28.000 Unterschriften an die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft übersandt und sie gebeten, ihren Einfluss in Berlin geltend zu machen, um Fracking im Bundesberggesetz zu verbieten. Im Bundesrat habe die Ministerpräsidentin ein flammendes Plädoyer gegen Fracking gehalten, aber nun sei zu befürchten, so Buhr, dass SPD und Union sich auf ein Gesetzespaket geeinigt hätten, das trotz erheblichen Widerstands in allen Parteien mit großer Mehrheit der Regierungskoalition das Parlament passieren könne.Dabei würde Fracking Umfragen zufolge von einer Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. "Fracking ist im Kreisgebiet von Landrat, Kreistag und allen Bürgermeistern und Räten abgelehnt worden. Ähnlich in ganz OWL", so Buhr.Pro Grün hat sich als Umweltschutzverein dem bundesweiten Verbund von Bürgerinitiativen Gegen-Gasbohren (www.gegen-gasbohren.de) angeschlossen und an der Bundesversammlung teilgenommen. 21 von 70 Bürgerinitiativen hätten diverse Aktionen beschlossen, um das Fracking-Ermöglichungsgesetz noch zu verhindern. Darunter ist auch eine Briefaktion an Bundeskanzlerin Angela Merkel und alle Bundestagsabgeordneten. In dem Offenen Brief in Form eines kleinen Plakates, konzipiert von Pro Grün, appellieren die Initiativen bundesweit an die Abgeordneten, das Fracking-Gesetz abzulehnen und durch eine Änderung des Bundesberggesetzes Fracking zur Förderung von Erdöl und Erdgas zu verbieten. Fracking ist mit hohen Risiken verbunden, warnen Kritiker: Trink- und Grundwasser- und Gesundheitsschädigungen, Erdbeben, Klimaschäden, Flächenzerstörung . . . "Sie sind der Förderung des Wohls des deutschen Volkes verpflichtet, nicht einer Wirtschaftslobby, sagen Sie Nein zum Fracking und verbieten Sie es per Gesetz!", lautet der Appell.