Paderborn. Nach außen ist alles unverändert an der Balhornstraße 16. Über dem Eingang hängt das Schild Umweltwerkstatt Zwo. Und auch drinnen sieht es aus wie immer: Alte Möbel dienen als Ausstellungsfläche für Bücher, Tassen und Teller. Dennoch ist seit Juli manches anders. Seitdem laufen der Verkauf im Second-Hand-Laden und die Haushaltsauflösungen nicht mehr unter dem Dach von Pigal, der früheren Paderborner Initiative gegen Jugendarbeitslosigkeit. Die Umweltwerkstatt ist nun das Unternehmen des ehemaligen Pigal-Mitarbeiters Michael Gold.
Vor zweieinhalb Monaten hat sich Gold mit der Umweltwerkstatt selbstständig gemacht. "Für unsere Kunden hat sich gar nichts verändert", sagt der 58-Jährige. "Außer, dass wir kein gemeinnütziger Verein mehr sind." Damit verbunden ist zugleich eine leichte Preissteigerung: Während für die Dienstleistungen eines Vereins der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent zu zahlen ist, sind dies nun 19 Prozent.
Die Erfahrungen aus den vergangenen Wochen lassen Gold "positiv nach vorn schauen". Der Umsatz sei nahezu unverändert. Dass er die Umweltwerkstatt nun als Unternehmer führe, lag auch daran, dass es keine andere Nachfolgelösung gab. Anders als bei der Pigal-Radstation am Hauptbahnhof, die zum April von der Tbz Bildung übernommen wurde, fehl-te es an Interessenten. Und da Gold selbst seit 22 Jahren dabei ist, sagte er sich: "Das können wir nicht den Bach heruntergehen lassen." Gold hat sich dann alles genau durchgerechnet und mit der Industrie- und Handelskammer einen Businessplan aufgestellt. "Das war der endgültige Startschuss für mich", sagt er und gab sich grünes Licht. Ein von der Arbeitsagentur bewilligter Existenzgründungszuschuss sorgt dafür, dass er den neuen Status als Selbstständiger in den ersten sechs Monaten etwas entspannter angehen kann. Allerdings hat er zunächst einmal 14.000 Euro investieren müssen, um von Pigal die beiden vorhandenen Bullis und den Tagesbestand im Laden übernehmen zu können.
Wichtig war Gold, dass er auf jene Mitarbeiter bauen konnte, die schon zu Pigal-Zeiten Haushalte auflösten und alles Brauch-bare im Second-Hand-Laden weiter verkauften: "Wir haben da alle an einem Strang gezogen." Vier Mitarbeiter haben eine ganz normale sozialversicherungspflichtige Vollzeitstelle. Ihr Verdienst liege leicht über dem in dieser Branche noch nicht vorgeschriebenen Mindestlohn von 8,50 Euro, sagt Gold. Eine fünfte Stelle ist in Vorbereitung, für diese gebe es jedoch einen Zuschuss vom Jobcenter. Außerdem hat Gold für Zeiten mit größeren Aufträgen, für die das feste Personal nicht ausreicht, fünf Minijobber. Auch sie waren bereits zu Pigal-Zeiten für die Umweltwerkstatt tätig. Ohne seinen Schritt in die Selbstständigkeit wären die Mitarbeiter vermutlich arbeitslos, sagt Gold.