Lichtenau. Mit einem fetten Minus von 3,28 Millionen Euro hatte Lichtenaus Kämmerer Andreas Dreier für das Haushaltsjahr 2023 gerechnet. Vor allem dank der Windkraft und der dadurch erhöhten Gewerbesteuereinnahmen sieht das Ergebnis nun erheblich freundlicher aus. Wie die Energiestadt Lichtenau mitteilt, erwirtschaftete sie im Haushaltsjahr 2023 einen deutlichen Jahresüberschuss von 1,61 Millionen Euro. Das Jahresergebnis sei somit um 4,89 Millionen besser ausgefallen als geplant. Der Jahresabschluss beruht auf einer Bilanzsumme von rund 149 Millionen Euro.
Das deutlich positive Jahresergebnis sei im Wesentlichen auf die Mehrerträge im Bereich der Gewerbesteuer in Höhe von rund 3,18 Millionen Euro zurückzuführen. Die Gewerbesteuererträge erreichen mit 9,56 Millionen Euro einen neuen Rekordwert für die Energiestadt. Im Haushaltsjahr 2013 betrug die Gewerbesteuer nur 2,7 Millionen Euro.
Für die positive Entwicklung der Gewerbesteuer sorgten Gewerbesteuersondereffekte aus dem Betrieb von Windenergieanlagen des Jahres 2022, erklärt Dreier. Aufgrund der extrem hohen Strompreise 2022 hätten die Windenergieanlagenbetreiber entsprechend hohe Gewinne realisiert, die ganz überwiegend im Haushaltsjahr 2023 als Gewerbesteuerertrag verbucht wurden. Betriebe aus dem Bereich der regenerativen Energieerzeugung steuern somit 46 Prozent des Rekordergebnisses bei.
Freiwillige Zahlung der Windradbetreiber wird künftig immer wichtiger
Als weiterer positiver Effekt sei die erstmalige Zahlung von Erträgen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Höhe von rund 200.000 Euro zu nennen. Diese Position werde zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. Denn Windenergieanlagenbetreiber können die Kommunen finanziell an den Erträgen von Windenergieanlagen beteiligen. Für das Haushaltsjahr 2024 werde bereits mit freiwilligen Zahlungen in Höhe von rund 764.000 Euro gerechnet, in den künftigen Jahren im Millionenbereich.
Eine erhebliche Einsparung habe sich 2023 zudem für Strom, Gas und Heizöl ergeben. Aufgrund sich stabilisierender Energiepreise konnte die Stadt rund 707.000 Euro einsparen. „Am Jahresüberschuss des Jahres 2023 wird deutlich, dass selbst massive positive Sondereffekte in vielen Bereichen des Haushaltes saldiert, aufgrund der andauernden strukturellen Unterfinanzierung des städtischen Haushaltes, nur teilweise zu einem positiven Jahresergebnis führen“, so Andreas Dreier.
Die mit der hohen Steuerkraft 2023 verbundenen Effekte des kommunalen Finanzausgleichs würden nun in der Haushaltsplanung für 2025 sehr deutlich. Neben einem größeren Anteil an der Kreisumlage erhalte die Energiestadt Lichtenau nächstes Jahr praktisch keine Schlüsselzuweisungen mehr vom Land NRW - 2025 werden es nur noch nur 13.459 Euro sein, im Vergleich: 2024 gibt es noch 3,6 Millionen. Durch den Jahresüberschuss 2023 und die Zuführung in die Ausgleichsrücklage werde eine kleine Entlastung bei der Haushaltsplanung 2025 geschaffen, diese dürfe jedoch nicht über die insgesamt sehr herausfordernde Haushaltssituation hinwegtäuschen, mahnt der Kämmerer.
Stadtwerke machen auch Plus dank eines höheren Fixpreises
Zukünftig erhofft sich die Energiestadt Lichtenau durch das zum 1. Januar 2024 in Kraft getretene Bürgerenergiegesetz die bereits immense Wertschöpfung aus den erneuerbaren Energien vor Ort, weiter auszubauen. Denn das Bürgerenergiegesetz schreibt den Betreibern von großen Anlagen eine Beteiligung von Bürgern oder der Energiestadt gesetzlich vor.
Auch die Stadtwerke Lichtenau GmbH habe 2023 mit einem Jahresüberschuss in Höhe von rund 490.000 Euro ein gutes Ergebnis erzielt, heißt es in der Mitteilung. Durch entsprechende Verträge mit dem Direktvermarkter konnte 2023 ein höherer Fixpreis für die erzeugte Energie aus den sechs eigenen Windenergieanlagen erzielt werden. Durch die höheren Umsatzerlöse der Windenergie sei auch der Trinkwasserpreis mit über 200.000 Euro gestützt worden, was sich pro Kubikmeter mit etwa 40 Cent bemerkbar gemacht habe.
Durch die Normalisierung der Marktwerte für Strom und den allgemeinen Kostensteigerungen werden für 2024 und die folgenden Jahre allerdings geringe Jahresüberschüsse erwartet.