Nach Kopftritt bei Hövelhofer Sennebeach-Festival: Junger Mann verurteilt

Delbrück/Hövelhof. Es war das Glück des Augenblicks, dass der Abend des 29. Juni 2024 für einen 29-Jährigen Hövelhofer nicht mit bleibenden körperlichen Schäden oder gar tödlich endete. Der Mann war nach dem abgebrochenen Sennebeach-Festival von einem etwa gleichaltrigen Stukenbrocker erst ins Gesicht geschlagen und danach ins Gesicht getreten worden. Trotz der heftigen Attacke erlitt er nur Prellungen. Im Delbrücker Amtsgericht ist der Täter nun zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe zur Bewährung und einer Geldauflage von 2.500 Euro verurteilt worden. Obwohl das Opfer das gar nicht wollte. Das Elektrofestival &bdquo;Sennebeach“ an Schlotmanns Teich war den ganzen Tag über eine fröhliche und feuchtfröhliche Party. Gegen 23 Uhr waren die Veranstalter dann aber zur Auflösung des Festes gezwungen, weil es allzu feucht wurde, als ein Gewitter die Senneregion heimsuchte. Auf dem Nachhauseweg der 2.500 Besucher kam es dann zur Begegnung, die zur Verurteilung eines bis dahin unbescholtenen jungen Mannes führte. Dass überhaupt Recht gesprochen werden konnte, ist vor allem einem Medizinstudenten aus Hövelhof zu verdanken. Er war Augenzeuge des Geschehens. Bei der Polizei vor einem Jahr und erneut im Gerichtssaal beschreibt er ein Handgemenge beim Abmarsch vom Gelände, kurz hinter der Autobahnunterführung der A33: &bdquo;Ich sah, wie ein Mann stürzte, nachdem er geschlagen wurde, dann wurde ihm ins Gesicht getreten.“ Der 35-jährige Zeuge geht hin, nimmt das Opfer in Augenschein, kann aber keine schweren Verletzungen erkennen. Doch die Tat wühlt ihn vor Ort ordentlich auf. Zeuge hält am Hövelhofer Tatort eine Standpauke Das bemerken auch die eilig hinzugerufenen Polizisten. Einer bestätigt vor Gericht sogar einen ungewöhnlichen Vorgang: Die Beamten lassen zu, dass der angehende Mediziner dem mutmaßlichen Täter eine Standpauke darüber hält, welche Auswirkungen Schläge und Tritte an den Kopf haben können. Worum sich der Streit zuvor gedreht habe, wissen Zeuge und Polizisten nicht. Der nun Verurteilte spricht von Äußerungen und Provokationen im Vorfeld, belegt sind sie nicht. Lesen Sie auch: 2.500 Menschen feiern beim Senne-Beach in Hövelhof - bis zum wetterbedingten Abbruch Seltsam: Das Opfer will schon am Tatabend keine Strafanzeige stellen. Am Montag nach dem Festival geht er wieder arbeiten, die körperliche Attacke bucht er als &bdquo;passiert unter Männern“ ab. Die Amtsanwältin als Vertreterin der Staatsanwaltschaft verweist auf Hinweise, dass sich Täter und Opfer wohl kannten und eine Vorgeschichte bestand. Sie hat den Eindruck, die Beteiligten und ihre Begleiter hätten den Vorfall am liebsten &bdquo;versanden lassen“. Doch die Polizei nimmt den Fall auf und fertig eine Strafanzeige. Deshalb landet die Sache vor Gericht. .responsive23-NciZO39OaRXmtVuf-map-02062025-sennebeach-gewalttat { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-NciZO39OaRXmtVuf-map-02062025-sennebeach-gewalttat { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-NciZO39OaRXmtVuf-map-02062025-sennebeach-gewalttat { padding-top: 142.86%; } } Für eine mildere Behandlung der Tat plädiert im Prozess der Verteidiger des Stukenbrockers, Rechtsanwalt Andreas Chlosta aus Bielefeld. Er bringt eine Einstellung des Verfahrenes ins Gespräch, weil er ob des glimpflichen Ausgangs keine gefährliche Körperverletzung erkennt. Darauf will sich die Staatsanwaltschaft bei einem &bdquo;so schwerwiegenden Fehler des Angeklagten und ausbleibender Reue“ nicht einlassen. So sieht es auch das Gericht und lehnt ab: &bdquo;Eine Einstellung ist nicht möglich, wenn jemand so heftig ins Gesicht nachtritt.“ Gefährlichkeit der Tat ist entscheidend Verteidiger Chlosta nennt im Schlussantrag die Darstellung des Zeugen eine &bdquo;isolierte persönliche Betroffenheit“. Aufgrund der leichten Verletzungen des Opfers und des alkoholisierten Zustands aller Beteiligten plädiert er lediglich für eine Geldstrafe von 3.000 Euro (60 Tagessätze). Die Staatsanwaltschaft hingegen sieht den Stukenbrocker einer gefährlichen Körperverletzung überführt. Trotz der bisherigen Unbescholtenheit und des alkoholisierten Zustands aller Beteiligten sei die Tat &bdquo;überaus gefährlich“ gewesen und &bdquo;hätte zum Tod des Opfers führen können“. Auch interessant: Wechsel am Amtsgericht Delbrück: Von der Proberichterin zur Direktorin Der Forderung der Anklage von acht Monaten Haft zur Bewährung und 2.500 Euro Geldauflage schließt sich das Gericht weitgehend an, blieb im Urteil jedoch bei der Mindeststrafe von sechs Monaten. Der Richter redet dem Verurteilten noch deutlich ins Gewissen, sich künftig am Riemen zu reißen: &bdquo;Sie können von Glück sagen, dass das Opfer keine bleibenden Schäden davongetragen hat. Sie hätten ihr Leben lang abbezahlt, wenn es zu OPs, Reha und Erwerbsunfähigkeit gekommen wäre. Ich hoffe, dass sie aus ihrem Fehler lernen.“ Innerhalb einer Woche können gegen das Urteil Rechtsmittel eingelegt werden.

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