Mobilität Das 1-Euro-Ticket kommt in Salzkotten und Delbrück bestens an

Delbrück. Wenn der Preis stimmt und es keinen komplizierten Tarifdschungel gibt, dann sind Busse und Bahnen voll. Das hat das 9-Euro-Ticket bewiesen und auch beim neu eingeführten Deutschlandticket läuft es gut an. Aber solche Pläne hatten die Bürgermeister der Städte Salzkotten und Delbrück schon viel länger. Für nur einen Euro sollten die Fahrten in den Stadtgebieten angeboten werden. Nach langen Kämpfen mit der Verbundgesellschaft Paderborn-Höxter (VPH) und dem Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter (NPH) startete das Pilotprojekt nun im Januar. Und die Bilanz nach 100 Tagen fällt überraschend aus. Der Verkauf der Fahrkarten hat sich in Delbrück mehr als verdoppelt und in Salzkotten sogar verdreifacht. Im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 10. April wurden in Delbrück 8.483 1-Euro-Tickets verkauft und in Salzkotten 3.460. "Das ist sensationell", hatte Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz nicht mit so einen Erfolg gerechnet. "Das zeigt, dass wir im Trend der Zeit liegen und nicht an den Menschen in unseren Städten vorbeigeplant haben. Jetzt müssen wir dran bleiben und weiter das günstige Busticket bewerben, um es noch bekannter zu machen", sagte Peitz bei der Vorstellung der Bilanz. Denn im Januar hatte das 1-Euro-Ticket noch Anlaufschwierigkeiten. "Die Masse wusste noch nicht Bescheid und es gab noch nicht genug Plakate", erklärte Stefanie Bräutigam vom VPH auch warum. Aber das habe sich schnell gebessert, auch durch zahlreiche Marketingmaßnahmen der Städte und der Verbundgesellschaft. Städte finanzieren das Pilotprojekt für zwei Jahre Das lassen sich die Städte auch etwas kosten. Für den zweijährigen Verkehrsversuch zahlt Delbrück 160.000 Euro und Salzkotten ist mit 150.000 Euro dabei. Alles sei einstimmig von beiden Stadträten abgesegnet, betonte Peitz. Hinzukommen Vertriebskosten in Höhe von je 1.800 Euro pro Stadt für die Programmierung der Fahrkartendrucker und der App. Auch die Kosten (17.000 Euro) der Evaluation nach Ende des Projektes wollen sich die Städte teilen. "Wenn Busse und die Bahn besser genutzt werden, ist es jeden Euro wert", erklärte Salzkottens Bürgermeister Ulrich Berger, dass die Kommunen diese Aktin gerne finanziell stemmen. Schließlich habe die Mehrnutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auch eine erhebliche Auswirkung auf die Umwelt. Martin Westermeier, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung in Salzkotten, hatte ausgerechnet, dass durch die Nutzung des günstigen Tickets in den ersten 100 Tagen über 135.000 Pkw-Kilometer eingespart wurden, das seien rund 23 Tonnen Kohlendioxid, die nicht freigesetzt wurden. "Mit dem 1-Euro-Ticket möchten wir den Menschen auch einen Anstoß geben, ihr Verhalten etwas zu ändern", so Westermeier. Dass es mit der Einführung des Deutschlandtickets ab dem 1. Mai einen Einbruch bei der Nutzung des Tickets gibt, glaubt Ulrich Berger nicht. "Unser Angebot richtet sich ja eher auf die spontanen Fahrten. Wer regelmäßig und viel fährt, der nutzt dann das Deutschlandticket", meinte der Bürgermeister. Vielmehr sei man froh, dass jeden Monat eine Steigerung zu verzeichnen sei. "Man sieht, es geht über den Preis. Wir hatten den richtigen Riecher. Busfahren soll einfach sein und ohne ein kompliziertes Tarifsystem - das bieten wir", ergänzt Berger. Mit dem Bus günstig zum Schützenfest Sein Amtskollege aus Delbrück erwartet jetzt zu Beginn der Schützenfestsaison und mit den anstehenden Stadtfesten sogar eine enorme Steigerung bei den Kartenverkäufen. "Wir werden noch den richtigen Hype erleben. Sonst ist man mit dem Rad zum Schützenfest auf 'ne Wurst gefahren, das geht jetzt besser mit dem Bus", sagte Peitz schmunzelnd. Am 31. Dezember 2024 läuft das Pilotprojekt aus. Bei den positiven Zahlen können sich beide Städte eine Weiterführung sehr gut vorstellen. Und sie haben noch weitere Ziele. "Schön wäre es auch, die Verbindungen zwischen den Städten und nicht nur bezogen auf das eigene Stadtgebiet hinzubekommen", so Peitz. Zudem sei das 1-Euro-Ticket auch für andere Kommunen im Kreis Paderborn interessant. Salzkotten und Delbrück gehen mit gutem Beispiel voran.

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