Energie Der Windkraftausbau im Kreis Paderborn erreicht das flache Land

Kreis Paderborn. War der Ausbau der Windenergie über Jahre fast nur ein Thema im südlichen Paderborner Land, erreicht es nun auch das flache Land jenseits der Höhenzüge. In mindestens zwei verschiedenen Projekten wollen Betreibergesellschaften Flächen zwischen Hövelhof und Delbrück für den Ausbau von Windrädern nutzen. Ein Vorhaben wird noch in dieser Woche sowohl in Hövelhof als auch in Delbrück die Lokalpolitik beschäftigen. Dabei handelt es sich um einen Windriesen von 118 Metern Nabenhöhe mit einem Rotordurchmesser von 163 Metern. Die Gesamthöhe beläuft sich damit auf knapp 200 Meter. Die Anlage soll laut Antragsunterlagen eine Nennleistung von 5.700 Kilowatt erreichen. Investor ist das Unternehmen LSF GmbH mit Sitz in Bad Lippspringe. Geschäftsführer dort sind Michael Flocke, Christoph Sonntag und Jan Lackmann, Sohn des Paderborner Windkraftpioniers Johannes Lackmann (Westfalenwind). Die Anlage befindet sich in Espeln zum überwiegenden Teil auf Hövelhofer Gemeindegebiet, mit etwa drei Metern überstreicht der Rotor aber auch Delbrücker Land, daher muss sich auch der dortige Stadtrat mit dem Thema befassen. So begründen die Städte die Ablehnung Nach jetzigem Stand des Verfahrens sind beide Kommunen gegen den Bau des Windrades. Zwar sind Städte und Gemeinden nicht Genehmigungsbehörde, sondern die Kreisverwaltung, doch die Kommunen werden um ihr so genanntes &bdquo;gemeindliches Einvernehmen“ gefragt. Sowohl Hövelhof als auch Delbrück lehnen dies nach Angaben aus den jeweiligen Rathäusern ab. Die Begründung: Der Standort befinde sich außerhalb der von den Kommunen jeweils festgelegten Windkraftkonzentrationszonen. Der Kreis kann sich diese Argumentation zu eigen machen, ihm ist es aber auch möglich, die Kommunen zu überstimmen und das Einvernehmen zu ersetzen.Hövelhofs Bürgermeister Michael Berens (CDU) verweist darauf, dass sich das Vorhaben &bdquo;in direktem räumlichen Zusammenhang mit den artenreich besiedelten Gewässerufern des Furlbachs“ und des Steinhorster Beckens befindet. Das nächstgelegene Wohnhaus befinde sich zudem an der Kaunitzer Straße nur rund 650 Meter entfernt. Die Stadt Delbrück merkt an, dass das Land aktuell eine Potenzialstudie vorbereite, die Grundlage für die neue Ausweisungen von Vorrangbereichen werden soll. Damit würde künftig &bdquo;die Steuerung über Konzentrationszonen in den kommunalen Flächennutzungsplänen aufgehoben“. Welche Auswirkungen dies für Delbrück und Hövelhof hat, bleibt abzuwarten. Besprechung mit Anwohnern bereits durchgeführt Seit Jahren stehen auf Delbrücker Stadtgebiet nur sechs Windräder. Drei in der Konzentrationszone nördlich von Westenholz, beidseitig der Grubebachstraße, die andere liegt nordöstlich von Ostenland an der Hövelhofer Straße und direkt angrenzend an Hövelhof. In Hövelhof befinden sich zwei Anlagen an der Detmolder Straße in Hövelriege. Im Ortsteil Espeln könnten nach dem Willen von Projektentwicklern aber künftig noch zwei dazukommen. Nach NW-Informationen plant das Unternehmen UKA mit Sitz im sächsischen Meißen die Errichtung von drei Anlagen ganz in der Nähe des nun öffentlich zu verhandelnden Windrads zwischen Espeln und Steinhorst. Eine soll sich direkt nebenan auf Delbrücker Stadtgebiet befinden. Wie UKA mitteilt, hat es dazu in Espeln bereits eine nicht-öffentliche Besprechung mit Anwohnern gegeben. Geplant sind demnach drei Anlagen vom Typ Nordex N-163 mit einer Nabenhöhe von 164 Metern und einem Rotordurchmesser von 163 Metern. Die Gesamthöhe betrüge dann 245,50 Meter. Sie würden das Windrad von LSF damit um knapp 50 Meter überragen. Effizienz der Anlagen nimmt zu Dass Hövelhof und Delbrück auf dem Radar der Windindustrie auftauchen, hat mit technischem Fortschritt bei Windrädern zu tun. Eine UKA-Sprecherin sagt: &bdquo;Ihre Effizienz nimmt zu. Damit erschließen sich heute Standorte für Windenergie, die vor einiger Zeit noch nicht nutzbar beziehungsweise wirtschaftlich tragbar gewesen wären.“ Ob umliegende Bürger davon beim Strompreis profitieren können, ist noch nicht klar.

Mehr zum Thema