Luftfahrt Diese Paderborner Schule macht den Traum vom Fliegen wahr

Büren-Ahden. Eine Schule wie diese, gibt es nur einmal in Ostwestfalen-Lippe – und nur zehnmal in Deutschland: Bei Michel Gross am Ahdener Airport werden Verkehrspiloten ausgebildet. Wer hier die Schulbank drückt, will hoch hinaus – und hat aktuell offenbar gute Chancen. Im unscheinbaren Gebäude, direkt gegenüber der Kreisfeuerwehrzentrale, lernen künftige Piloten ihr Handwerk. Sie werden einmal Passagiere nach Mallorca oder San Francisco bringen, Manager zu eiligen Geschäftsterminen oder auch Fracht um die ganze Welt fliegen. Manche kommen jedoch auch, um sich den Traum vom Fliegen im privaten Kleinflugzeug zu erfüllen. Für eine Privatlizenz gibt es zahlreiche Ausbildungsstätten, eine vollwertige und zertifizierte Verkehrsfliegerschule, wie die &bdquo;Flugschule Michael Gross“ (FMG), lockt jedoch Menschen aus ganz Deutschland in den Kreis Paderborn. Derzeit ist die Nachfrage so groß wie lange nicht mehr. Da stören offenbar auch die Kosten nicht. Wer bei Gross Berufspilot werden will, muss etwa 85.000 Euro investieren. &bdquo;Die Ausbildung dauert meist drei Jahre“, sagt der Chef, der selbst bis zum Beginn der Pandemie als Pilot im Auftrag einer Cargo-Airline mit einer Boeing 747 Fracht durch die Welt flog. Von geheimen Anflügen auf Wüstenairports kann er berichten und vom Transport von 1.000 Ziegen in den Irak. "Einige wollen nicht mehr in den Beruf zurück" Pilotengeschichten wie diese wollen auch seine Schülerinnen und Schüler nach der Ausbildung erzählen. Aktuell ist der Nachwuchs so gefragt wie selten – und das, obwohl in der Pandemie zahlreiche Piloten weltweit entlassen wurden. &bdquo;Einige davon wollen jetzt nicht mehr in den Beruf zurück“, erklärt Gross, warum die Ausbildung wieder boomt. &bdquo;Piloten haben entweder einen anderen Beruf gefunden oder auch kein Interesse mehr daran, ständig unterwegs zu sein“, sagt er. Airlines nutzten die Gelegenheit zudem, um nun deutlich günstigeres fliegerisches Personal einzustellen. Ebenfalls eine Rolle spielt der in der Pandemie deutlich schneller als erwartet wieder gewachsene weltweite Flugbetrieb. Wer Theorie, Simulatortraining und Flugstunden bei FMG in Ahden erfolgreich abschließt, hat demnach aktuell sehr gute Jobchancen. &bdquo;Alle, die jetzt einsteigen, müssten in zwei bis drei Jahren einen Job haben“, kalkuliert Gross. Künftige Arbeitgeber sind dann unter anderem Frachtairlines wie DHL, aber auch Urlaubsflieger wie Eurowings und Billigriese Ryanair, verrät der Chef. Auch für die Lufthansa und die Schweizer Tochter Swiss bildet er mit dem 20-köpfigen Team der Flugschule aus. &bdquo;Ende 2021 hat sich die Lufthansa bei uns gemeldet und gefragt, wie viele Piloten wir bis Ende 2024 beschulen können.“ Die Airline hatte zu Beginn des Jahres 2021 die traditionsreiche eigene Verkehrsfliegerschule in Bremen geschlossen, die Ausbildung wurde damit zwangsläufig ausgelagert auf die privaten Schulen im Bundesgebiet. Gross im Glück. &bdquo;Wir können etwa 50 Absolventen pro Jahr beitragen“, sagt der Mann, der für die Ausbildung neun Kleinflugzeuge betreibt. Sie stehen in einem Hangar unweit des Airport-Vorfelds. Die Lehrkapazitäten für Theorie und Praxis hat er zuletzt deutlich erhöht. Simulator für 250.000 Euro Und wer kommt zur Pilotenausbildung in die Schule? &bdquo;Es sind meist junge Männer und Frauen, die Spaß an der Fliegerei haben. Etwa 90 Prozent sind 18 bis 25 Jahre alt. Hinzu kommen die Privatpiloten. Das sind oft Menschen im gesetzteren Alter, die sich ihren Traum vom Fliegen erfüllen möchten“, sagt Gross. Kandidaten müssten &bdquo;multipel belastbar“ sein, &bdquo;vernünftiges Englisch“ sprechen sowie Technikaffinität mitbringen, empfiehlt er. &bdquo;Vor allem aber muss man diesen Job wirklich wollen.“ Für den gebürtigen Hamburger ist das Fliegen auch mehr als ein Job. Mit einem Kunstflugzeug trainiert er sogar regelmäßig für spektakuläre Auftritte bei Flugshows. Halsbrecherisch geht es in der Ausbildung nicht zu. Sicherheit steht über allem für die Flugschüler (zehn Prozent Frauen), die bis zum Verkehrspilotenschein (ATPL) ein festes Programm absolvieren müssen: Während des ersten Abschnitts wird wöchentlich dreimal abends Theorie gepaukt und dreimal geflogen. Danach folgen ganztägige Theorieeinheiten an fünf Tagen pro Woche und zum Schluss ist der fliegerische Feinschliff am 250.000-Euro-Simulator (mindestens 40 Stunden) und im Flugzeug (mindestens 160 Stunden) dran. Um später die großen Jets fliegen zu dürfen, müssen Flugschüler für den jeweiligen Flugzeugtyp noch eine spezielle &bdquo;Musterberechtigung“, also die Detail-Ausbildung auf dem zu fliegenden Modell, bestehen. &bdquo;Das führen aber die jeweiligen Arbeitgeber durch“, sagt Gross. Von denen kennt er nach 25 Jahren in der Branche viele. Mehr als 500 Berufsflieger und rund 150 Privatpiloten hat er mit seinem Team ausgebildet. Diese Lehrjahre in Paderborn sind in der Branche offenbar wohl gelitten – immer wieder landen Anfragen von Airlines bei Gross. Für 2023 hat er vorgesorgt: zwei Kurse mit jeweils 24 Ausbildungsplätzen starten im April und September.

Mehr zum Thema