Bürener ist bester Bestatter-Azubi in Deutschland

Büren. Andreas Werner ist ein gesprächiger Typ. Der 21-Jährige lacht viel und hat stets einen offenen Gesichtsausdruck. Nicht das, was man sich klischeemäßig unter einem Bestatter vorstellt. Doch Werner hat in diesem Jahr die Ausbildung zum Bestattungsfachangestellten erfolgreich beendet - mit dem bundesweit besten Prüfungsergebnis von rund 220 Absolventen. Als er sich vor drei Jahren entschlossen hat, die Ausbildung zum Bestattungsfachangestellten zu machen, waren auch Personen aus seinem näheren Umfeld überrascht: "Wirklich?", haben sie ihn prüfend gefragt. Aber Werner ist sich sicher: Bestatter ist seine Berufung. Mit seinem sehr guten Abitur-Schnitt von 1,5 haben ihm viele nahegelegt, studieren zu gehen, er nahm am Förderprojekt Studienkompass teil. "Der Druck, studieren zu gehen, war enorm. Ein Psychologiestudium wäre für mich vielleicht in Frage gekommen", sagt Weber. Aber eigentlich fehlte ihm dabei die praktische Komponente. "Also habe ich zunächst Praktika gemacht, auch im Bestattungshaus Sauerbier." Die Entscheidung sei dann sehr schnell gefallen. Die erste Berührung einer Leiche Die wenigsten Auszubildenden zum Bestattungsfachangestellten entscheiden sich ohne vorherige Berührungspunkte für den Beruf. Auch Werner hatte schon vorher Kontakt. "Mein Onkel hat häufiger bei einem Bestatter ausgeholfen, daher hatte ich schon vorher ein Bild von dem Beruf." Direkt im ersten Lehrjahr der dualen Ausbildung lernen die Azubis, Verstorbene zu überführen, sie zu waschen, anzukleiden, zu betten und Bestattungen zu dekorieren. Während einige Kandidaten dabei feststellen, vielleicht doch nicht den richtigen Beruf gewählt zu haben, war Werners Interesse von Tag eins an geweckt. "Natürlich war es ungewohnt, das erste Mal einen Toten zu berühren", erinnert er sich. "Aber genauso berührend war es, das erste Mal Kontakt zu Angehörigen zu haben und ihnen helfen zu können." Im Ausbildungszentrum in Münnerstadt lernen die Azubis unter anderem, mit einem Bagger selbst ein Grab auszuheben. Im zweiten und dritten Lehrjahr kommen die Themenschwerpunkte Buchhaltung und Trauerpsychologie hinzu. Wichtigstes Thema: Trauerpsychologie Für Werners Ausbilder Dieter Sauerbier, Geschäftsführer des Bestattungsunternehmens Sauerbier und seinerzeit selbst Landessieger in der Meisterprüfung, ist gerade die Trauerpsychologie das wichtigste Thema. Empathievermögen und die Fähigkeit, zuzuhören, sind seiner Meinung nach unverzichtbar, wenn es darum geht, für einen Verstorbenen und dessen Angehörige die richtige Bestattungsform zu finden. "Andreas hat das Zeug dazu, mit solchen extremen Situationen gut umzugehen", lautet das Urteil von Sauerbier, der sich darüber freut, Werner nach der Ausbildung übernehmen zu können. Für den jetzt ausgelernten Bestattungsfachangestellten ist klar, dass er auch die Meisterprüfung ablegen möchte. Auch wenn in der Fortbildung die Buchhaltung eine große Rolle spielt. Das würde ihm mit seiner Vorliebe für Mathe sicherlich liegen. Um sich einmal selbstständig zu machen, braucht er die Qualifizierungen jedoch nicht. "Das Verrückte in Deutschland ist, dass sich einfach jeder, auch ohne Qualifikation, als Bestatter selbstständig machen kann." Weitere Fortbildungen Das ist auch für Sauerbier ein Unding. Von rund 5.500 bundesweit gemeldeten Bestattern haben nur etwa zwei Drittel eine Qualifikation. "Man mag sich gar nicht vorstellen, was passieren kann, wenn man von Infektionsschutz oder ähnlichen Dingen keine Ahnung hat." Das sei nicht nur in Zeiten von Corona ein wichtiges Thema. Darum möchte sich Werner weiterhin fortbilden. In welchen Bereichen, ist jedoch noch offen, Möglichkeiten gäbe es unter anderem im Bereich der Trauerreden oder in der Einbalsamierung, wie es Kollegen schon gemacht haben. Gut sei, dass ihm dabei im Bestattungshaus Sauerbier alle Türen offen stehen. Möglicherweise nimmt er aber auch noch einmal Nachhilfe in der Floristik, denn das sei für ihn das schwierigste Thema in der Abschlussprüfung gewesen.

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