Büren-Weiberg. Der Rat der Stadt Büren hat den Weg frei gemacht, damit in Weiberg „Stolpersteine" zur Erinnerung an jüdische Mitbewohner verlegt werden können, die Opfer des mörderischen NS-Regimes und des Holocausts geworden sind. Alle Ratsmitglieder stimmten dem von der Weiberger Dorfgemeinschaft eingebrachten Antrag zu.
Bei den „Stolpersteinen" handelt es sich um handgefertigte kleine Gedenktafeln aus Messing des Künstlers Gunter Demnig, die in Gehwegen eingelassen werden. In Weiberg sollen diese vor dem Haus verlegt werden, in dem die Familie Rosenthal bis zu ihrer Deportation 1942 ihr Wohn- und Geschäftshaus hatte.
Weibergs langjähriger Ortsheimatpfleger Lorenz Salmen kennt die Geschichte der Familie Rosenthal sehr genau. Er hat nach intensiven Recherchen die Geschichte der Familie erforscht und sie in der Ausgabe 11 der Weiberger Heimatschrift unter dem Titel: „Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Weiberg" auch veröffentlicht. In der vom Heimat- und Verkehrsverein herausgegebenen Schriftenreihe berichtet Salmen davon, dass bereits Anfang des 19. Jahrhunderts in Weiberg jüdische Mitbewohner ihr Zuhause hatten. Die Familie Rosenthal war offensichtlich die einzige Familie mit Wohnsitz in Weiberg.
"Die Familie war in Weiberg sehr beliebt"
Das Ehepaar Heinemann und Emilie Rosenthal ist den älteren Weibergern noch bis heute in Erinnerung geblieben. Aus der 1874 geschlossenen Ehe gingen neun Kinder hervor. Zwei Kinder sind 1912 bzw. 1921 verstorben. „Die Familie war in Weiberg sehr beliebt", weiß Salmen aus vielen Gesprächen.
Als Heimann und Emilie 1931 verstarben, erwiesen ihnen die Musikkapelle und zahlreiche Mitbürger auf den Judenfriedhof in Büren die letzte Ehre. Ihr Sohn Sigmund, geboren 1878, war als Leutnant im Vorstand des Schützenvereins. Der Überlieferung nach sollen die Kinder von Heinemann und Emilie nicht die jüdische Schule in Büren, sondern die Weiberger Dorfschule besucht haben.
Die Familie lebte in dem zweigeschossigen Geschäftshaus unweit der Weiberger Pfarrkirche. Sie betrieben in diesem Haus ein Kolonialwarengeschäft. Die Geschwister Siegmund, Arthur, Bata und Lina Rosenthal waren zuletzt die gemeinschaftlichen Geschäftsinhaber. Nach der Deportation der Geschwister im Jahr 1942 ist der Betrieb des Geschäftes eingestellt worden. Zwei Brüder sollen den Holocaust überlebt haben.
Einbau Mitte des nächsten Jahres
Während des zweiten Weltkriegs wurden später evakuierte Familien aus der Stadt Wesel hier vorübergehend untergebracht. Nach dem Krieg fanden Heimatvertriebene in diesem Haus Unterkunft. Etwa ab 1950 wurde der Laden als Lebensmittel-und Textilwarengeschäft wieder eröffnet. Nach mehrfacher Renovierung und Umbauarbeiten ist das Haus heute ein Wohngebäude.
Die Steine werden im Bereich vor der Zugangstreppe des Hauses im Birkenweg 16 gewählt. Der Einbau der vier Stolpersteine ist aufgrund der Terminvergabe des Künstlers für Mitte des nächsten Jahres vorgesehen.
Die Kosten für die Anschaffung und die Verlegung übernimmt die Weiberger Dorfrunde.