Borchen In Borchen werden kleine Pferde zu großen Helfern

Borchen-Etteln. Der kleine Hof mitten in Etteln ist ein Paradies für Pferdefans. Acht Pferde, davon sechs Ponys, hält Jana Evers auf dem Land ihrer Familie. Es gibt einen Offenstall, eine Wiese und viel Tierliebe. Das Besondere am "Ponyhof Traumfabrik" in der Salzstraße ist aber nicht, dass schon die Kleinsten ab vier Jahren erste Reiterfahrungen machen. Evers will ihre gutmütigen Tiere auch dazu nutzen, um Menschen zu helfen. Gemeinsam mit drei Kolleginnen ist sie als Reittherapeutin und Reitpädagogin im Einsatz. Das außergewöhnlichste Angebot ist die tiergestützte Nachhilfe. "Pferde können Kindern beim Lernen zu ganz neuer Motivation verhelfen", sagt die 25-Jährige beim Ortstermin auf dem Hof. Die Idee, mit den Tieren als Nachhilfelehrern zu arbeiten, ist ihr selbst gekommen, sagt die Ettelnerin. Sie hat an der Katholischen Hochschule Paderborn Soziale Arbeit studiert und ist in Teilzeit auch als Schulsozialarbeiterin an der Grundschule Tudorf tätig. Auch aus diesem Job, weiß sie, dass schon in der Grundschule so manchem Kind eine Motivationsspritze gut tut. So wuchs die Idee der Nachhilfe auf dem Ponyhof. "Ich habe in der Asta-Jobbörse an der Uni dann nach Lehramtsstudenten gesucht und habe einige Rückmeldungen erhalten", sagt Evers. Daraus entstanden sind mittlerweile zwei Gruppen mit je vier bis sechs Kindern, die mit den Studenten nun wöchentlich eine Stunde auf dem Hof verbringen und im besten Fall gar nicht merken, dass sie auch für den Schulalltag lernen. Evers nennt ein Beispiel für Mathematik: "In der Theorie wird erstmal ausgerechnet, wie viel Futter die Pferde brauchen oder wie groß Flächen für Tiere sein sollten. Im Praxisteil werden die Ergebnisse danach im Stall dann auch überprüft und nachgemessen." Weitere Merkhilfen seien das Abreiten von Zahlen oder Buchstabenreihen. "Das Angebot soll von den Kindern als Freizeit wahrgenommen werden, nicht als zusätzliche Schulstunde", sagt Evers über die Motivationsversuche auf vier Beinen. "Die Zeit auf dem Pferd ist beim Reiten ja nur eine Seite der Medaille" Weniger um die Motivation als um einen vergleichsweise günstigeren Einstieg in den Reitsport geht es der Pferdenärrin ("Ich reite seit dem vierten Lebensjahr und mit neun haben mir meine Eltern zum Glück ein Pony gekauft.") bei ihrem neuesten Projekt: dem Pony-Führerschein. Dieses deutschlandweit in Lizenz angebotene Konzept will Kinder zwischen 4 und 13 Jahren auf sanfte Art an den Umgang mit Pferden heranführen und ist als Gruppenevent gedacht. "Es geht nicht nur ums Reiten, sondern auch ums Verständnis für die Tiere und ihre Umgebung. Die Zeit auf dem Pferd ist beim Reiten ja nur eine Seite der Medaille", sagt Evers, die den Ponyführerschein sowohl als Ferienkurs als auch in wöchentlicher Fortsetzung anbieten will. Schon im Juni soll es losgehen. Für alle, die dann weiter Spaß am Reiten und dem Hofleben haben, bietet Evers auch klassische Reitstunden an: "Wir hatten schon Kunden von 2 bis 66 Jahren, aber das Alter von 4 bis 15 ist die Hauptzielgruppe." Profitieren von der Empathie der kleinen großen Tiere sollen auf dem Evers-Hof aber auch Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen. Jana Evers bietet Reittherapie an, die nach eigenen Angaben schon Erfolge erzielt hat. "Die Arbeit am Tier kann dabei helfen, wenn es Einschränkungen im Bewegungsapparat gibt oder auch, wenn Kinder Probleme mit der Kommunikation haben", erläutert die Trainerin. So fördere das Reiten exakt die Bewegungsabläufe, die auch beim Gehen notwendig sind. Von Montag bis Freitag ist Jana Evers mit ihren Pferden im Einsatz, irgendwas ist immer los auf dem Hof neben dem Floristikgeschäft ihrer Mutter Marion. Auch Kutschfahrten gehören zum Programm. Dass sie mal soviel Erfolg haben würde, war ihr bei der Unternehmensgründung 2019 nicht klar, sagt die junge Frau, doch sie lebt gemeinsam mit den Pferden mittlerweile ihren Traum: "Es macht mir riesigen Spaß und diese Freude möchte ich auch an alle vermitteln, die zu uns kommen."

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