Bad Lippspringe Falsch gerechnet: Aus Bevölkerungsrückgang wird kräftiger Zuwachs

Bad Lippspringe. Der Landesbetrieb IT-NRW hat seine Bevölkerungsprognose von 2020 in Teilen korrigiert. Und die neuen Zahlen haben es in sich: Die Stadt Bad Lippspringe, der laut bisheriger Berechnung bis 2040 ein Bevölkerungsrückgang von knapp elf Prozent vorausgesagt worden war, kann jetzt mit einem satten Plus von 15,8 Prozent rechnen. &bdquo;Wir haben die alte Prognose immer hinterfragt und als völlig unrealistisch bezeichnet,“ kommentierte Bürgermeister Ulrich Lange am Montagabend im Stadtrat die Mitteilung der Bezirksregierung. Und er fügte mit etwas Genugtuung hinzu: &bdquo;Jetzt haben wir offiziell Recht bekommen.“ Wie berichtet, war die Bevölkerungsprognose von IT-NRW (2020) eine wichtige Grundlage für den neuen Regionalplan gewesen. Als die Zahlen vorlagen, rührte sich speziell in der Badestadt schnell Protest. Demzufolge musste Bad Lippspringe bis 2040 mit einem Bevölkerungsrückgang von 10,8 Prozent rechnen. Das hätte die Stadt in wichtigen Handlungsfeldern deutlich eingeschränkt. Das betraf unter anderem die Ausweisung von neuen Gewerbeflächen und weiterem Bauland. Die Kur- und Badestadt zog die Zahlen in Zweifel und beauftragte das unabhängige Forschungsinstitut Empirica aus Bonn mit einem eigenen Gutachten. Das Institut kam nach Auswertung aller aktuell vorliegender Daten und Fakten zu dem Ergebnis, dass die Einwohnerzahl von Bad Lippspringe bis 2030 auf 18.000 steigen und danach bis 2040 konstant bleiben wird. IT-NRW hatte dagegen bereits für das Jahr 2017 sinkende Zahlen prognostiziert. Ratsvertreter reden von einem handfesten Skandal Dass selbst die Bezirksregierung in Detmold die Zahlen des Landesbetriebes anzweifelte, wurde im September 2021 bei einem Gespräch mit der Stadt deutlich. Dazu nochmals Ulrich Lange: &bdquo;Auf unsere Frage hin, mit welchen Zahlen wir ab sofort arbeiten sollten, sagte uns ein Behördensprecher: Nehmen sie die von Empirica.“ Schwarz auf weiß hat es die Stadt seit dem vergangenen Freitag.Die Neuberechnung von IT-NRW hat demzufolge ergeben, dass Bad Lippspringe bis zum Jahr 2050 etwa 19.000 Einwohner haben wird. Das entspricht einem Plus von 15,8 Prozent. Mehrere Ratsvertreter schüttelten mit Blick auf die neuen Zahlen den Kopf, andere sprachen sogar von einem handfesten Skandal. Immerhin betrage die Differenz zwischen der ersten und zweiten Prognose mehr als 26 Prozent. Kardinalfehler bei der ersten Prognose Wie aber konnte es zu zwei so unterschiedlichen Ergebnissen kommen? Ein kardinaler Fehler der ersten Prognose hat laut Lange darin bestanden, &bdquo;kreisinterne Bevölkerungsbewegungen nicht oder nur unzureichend zu berücksichtigen“. Laut neuester Berechnung wird in Bad Lippspringe vor allem der Anteil der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, bis 2050 signifikant steigen, und zwar von 1.242 auf dann 2.174.Das entspricht einem Anstieg von immerhin 99,2 Prozent. Deutliche Zuwächse bis 2050 prognostiziert IT-NRW jetzt auch für die Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen. Und zwar von 40.9 Prozent. Dagegen rechnet die Landesbehörde für die Zahl der hier lebenden Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren mit einem Rückgang von im Durchschnitt knapp zehn Prozent. Zahlen werden aktuell ausgewertet Ratsherr Markus Wille wollte mit Blick auf die aktuelle Landes-Statistik wissen, ob die neuen Daten und Fakten auch wirklich belastbar seien. Bürgermeister Ulrich Lange gab sich zurückhaltend: &bdquo;Momentan können wir das wirklich nicht sagen. Wir sortieren die Zahlen gerade und werten sie aus.“ Eines aber steht für jetzt schon außer Frage: &bdquo;Wir müssen mit deutlichen Veränderungen unter anderem im Schulentwicklungsplan rechnen.“

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