Bad Lippspringe Gewerkschafts-Boss sichert Streikenden im MZG-Streit Solidarität zu

Bad Lippspringe. Prominente Unterstützung bekamen die Gewerkschaft Verdi und die Beschäftigten des Medizinischen Zentrums für Gesundheit (MZG) bei ihrem Kampf um den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, machte auf seiner Sommerreise Stopp in Bad Lippspringe und hielt eine kämpferische Rede. Bürgermeister Ulrich Lange, auch Aufsichtsratvorsitzender des MZG, war von der Verdi-Gewerkschaftssekretärin Walburga Erichsmeier auch zu der Kundgebung eingeladen worden, sagte aber ab. &bdquo;Schade, denn wir hätten uns gewünscht, dass er vor den Streikenden spricht – wir wollen ja den Dialog. Aber man kann ja auch eine Gegeneinladung aussprechen", so Erichsmeier. Der höchste Gewerkschafts-Boss war aber da und sicherte Verdi und auch den Streikenden uneingeschränkte Solidarität, auch von allen anderen Gewerkschaften des Landes zu. Er sei erschrocken, als er erfuhr, dass es seit Ende der 1990er Jahre nur den Haustarif gebe. &bdquo;Das hat auch dazu beigetragen, dass das MZG jetzt wirtschaftlich gut dasteht. Es ist schlicht eine Sauerei, dass ihr schon so lange auf den TVöD (Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst) verzichten müsst. Dabei geht es nicht nur um das Geld, auch um bessere Arbeitszeiten – ihr habt es verdient", betonte Hoffmann. Und er sei enttäuscht, dass er den Bürgermeister nicht kennen lernen durfte, denn: &bdquo;Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein öffentlicher Träger sich den Machenschaft der Wirtschaft bedient." Lob für die Streikenden Reiner Hoffmann machte aber den Beschäftigten des MZG Mut und lobte den Einsatz und das Durchhaltevermögen der Streikenden, die in einer ethischen Verantwortung stehen würden. Schließlich sei ein Arbeitskampf in dieser Branche etwas anderes, als &bdquo;wenn bei Daimler die Bänder stillstehen würden". Durch die Streikmaßnahmen sind in den Einrichtungen des MZG die Abläufe auch zum Teil gestört worden. Um die Patienten darüber zu informieren, warum gestreikt wird, wurden Info-Zettel verteilt – aber das sei von einem Klinikleiter gestoppt worden, wie eine Mitarbeiterin des MZG bei der Kundgebung mitteilte. &bdquo;Wir kamen auch mit den Patienten ins Gespräch und haben ein tolles Feedback bekommen. Aber dann wurden wir aufgefordert sofort das Klinikgelände zu verlassen und auch ein Rechtsanwalt wurde eingeschaltet", ist die Streikleiterin empört. Die Gewerkschaftssekretärin bezeichnete das Vorgehen des Klinikleiters als ungeheuerlich und forderte den Bürgermeister auf, auf den Arbeitgeber einzuwirken. Schließlich wolle man niemanden von der Arbeit abhalten oder zum Streik zwingen, sondern nur motivieren und aufklären. Unentschlossene sollen sich solidarisch zeigen Auch Andreas Noetzel, Personalratsvorsitzender im Klinikum Herford, sprach vor den gut 80 Streikenden. Dass sie für den TVöD so hartnäckig kämpfen würden, sei gut für alle Kliniken in OWL. Noetzel, der auch Sprecher im Arbeitskreis Krankenhäuser ist, forderte MZG-Geschäftsführer Achim Schäfer auf, wieder ernsthaft in die Tarifverhandlungen einzusteigen. Vom Bürgermeister verlangt er, dass er seinem Mandat als Aufsichtsrat nachkommen solle. Und er rief die noch unentschlossenen Mitarbeitenden des MZG auf, mit auf die Straße zu gehen und sich solidarisch zu zeigen. Angebot des MZG sei eine Farce Denn immer noch liegen die Forderungen der Gewerkschaft und das Angebot des MZG weit auseinander. Verdi will den TVöD für alle Beschäftigten – möglichst schnell. Das MZG bietet eine Annäherung an den TVöD in sechs Jahren an. Walburgas Erichsmeier ist darüber enttäuscht und nannte das Angebot eine Farce. &bdquo;Im Durchschnitt fehlen jedem 8.000 Euro pro Jahr. Die Beschäftigten in der Pflege bekommen schon seit Anfang 2020 eine Zulage, damit sie nicht in andere Betriebe abwandern. Über diese Zulagen kommen viele schon an das Niveau des TVöD heran. Gerade deshalb ist das Angebot hanebüchen", so Erichsmeier. Eine Einigung scheint momentan nicht in Sicht. Eventuell bringt das Schlichtungsverfahren, das vom MZG vorgeschlagen wurde, etwas. Aber einer Teilnahme muss Verdi erst zustimmen.

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