Altenbeken Auf diesem Bio-Hof sind die Hühner Internet-Stars

Altenbeken. Immer mehr Menschen interessieren sich für eine bewusstere Ernährung – regionale, nachhaltige und saisonale Bioprodukte aus ökologischem Anbau sind gefragt. Immer mehr Bauernhöfe reagieren auf diese Nachfrage, auch oft aus eigenem Anspruch. Auch Kristina und Andreas Driller aus Altenbeken gehen diesen Weg. Auf dem Bierssenhof halten sie seit kurzem Hühner und die können sich auf den riesengroßen Wiesen und im Hühnermobil so wohl fühlen, dass das Biosiegel fast schon automatisch auf den Eiern erscheint. Auf den Trend der Hühnermobile sind schon einige im Kreis Paderborn aufgesprungen. Aber das Besondere am Bierssenhof ist, dass sich jeder rund um die Uhr über das Wohlergehen der Hühner erkundigen kann. Per Livestream wird das Leben der aktuell 620 Hennen und zehn Hähne ins Internet gestellt. &bdquo;So können die Verbraucher nah dran sein und sehen, wie es im Stall aussieht. Das sind auch keine geschönten Bilder, sondern alles in Echtzeit", sagt der 29-jährige Driller, der seit einem Monat zusammen mit seiner 30-jährigen Frau dieses Projekt auf dem elterlichen Hof angeht. Das junge Paar weiß, wie man heutzutage Marketing macht: Sie sind aktiv in den sozialen Medien. Und es kommt an – bis zu 100 Zugriffe pro Tag sind bei Liveübertragungen aus einem Hühnerstall schon starke Zahlen. Über die Hühnerhaltung hatte Driller während seines Landwirtschaftsstudiums schon einiges gehört, aber nur in einen konventionell geführten Betrieb reingeschnuppert. &bdquo;Da war mir aber klar, dass das nicht die Hühnerhaltung ist, wie ich sie mir vorstelle. Sicher ist das Huhn ein Nutztier, aber man muss das Tierwohl und das Wirtschaftliche in Einklang bringen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nie im Leben etwas mit Hühnern zu machen", muss der Altenbekener schmunzeln. Aber er hat zusammen mit seiner Frau auch langfristig geplant. &bdquo;Wo soll die Reise hingegen, wenn ich irgendwann die Betriebsnachfolge antreten werde? Noch größere Kuhställe waren für uns keine Option. Wir waren uns aber einig, dass wir auf die Direktvermarktung setzen wollen und unseren Hofladen. Hühner und Eier sind da ein guter Anfang", erklärt der Altenbekener, warum sie sich dann doch für die Hühnerhaltung entschieden haben. Der mobile Stall muss regelmäßig umgeparkt werden Aber auf dem Bierssenhof läuft schon immer alles ein bisschen anders. &bdquo;Als wir mit Windkraft angefangen haben, haben viele gelächelt. Und als wir 2009 den Betrieb mit 70 Milchkühen auf Bio umgestellt und 2013 die Käserei eröffnet haben, waren auch viele skeptisch. Aber es funktioniert", sagt der Seniorchef Franz-Josef Driller, der das Hühnerprojekt voll und ganz unterstützt. Schließlich sei es von Vorteil, wenn ein Betrieb breit gefächert ist. Genug Platz ist für die Bio-Haltung der Hühner auch vorhanden. Auf gut 25 Hektar kann das große Hühnermobil immer wieder umgestellt werden – bei gutem Wetter alle zwei Wochen, bei Regen muss das einmal pro Woche passieren. Diese Haltung der Hühner ist kostenintensiver als die konventionelle. &bdquo;Es ist ein größerer Aufwand und das schlägt sich auch auf den Preis nieder", so Driller. Die noch kleineren Eier der jungen Hennen werden für 7,50 Euro pro Kilo verkauft, die anderen Eier liegen bei 49 Cent pro Stück. Im Hofladen und auch im 24 Stunden geöffneten Automatenhäuschen werden sie neben den selbst gemachten Käseprodukten und frischem Gemüse angeboten. Und bald sollen auch die Hühner dort zu erwerben sein. Eine mobile Schlachterei wird die Tiere vor Ort schlachten und verarbeiten. &bdquo;Aber bei uns sollen die Hühner länger leben, als in konventionellen Haltungen. Zwei Jahre ist das Ziel, somit verdoppeln wir auch die Legedauer", erklärt Driller junior, der sich in Intensivseminaren der Landschaftskammer und auch mit Studieren seiner alten Uni-Unterlagen das Fachwissen für die Hühnerhaltung angeeignet hat. Zudem könne der Auszubildende, der selbst 20 Hühner hält, wertvolle Tipps geben. Momentan beliefern die Drillers zwei Bioläden und die anderen Eier werden über den Hofladen vermarktet. Aber sie haben noch andere Pläne für den Biobetrieb, der malerisch auf dem Winterberg oberhalb der Eggegemeinde liegt. Aus den Bioeiern wollen Kristina und Andreas Driller demnächst Eierlikör und Eiernudeln herstellen lassen und das Angebot im Hofladen soll mit Ochsen- und Jungbullenfleisch erweitert werden. &bdquo;Gerade durch den Lockdown haben wir bemerkt, dass sich das Bewusstsein der Leute verändert hat. Sie wollen Bioprodukte und sind auch bereit, dafür mehr zu bezahlen. Jetzt gilt es, die Kunden auch zu halten", so Driller. Einen mutigen Schritt in diese Richtung hat das junge Paar bereits gemacht.

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