Trinkwasser: Ampel steht auch in Stemwede auf Gelb

Stemwede. Das Wasserwerk in Dielingen bekommt einen neuen Brunnen. Die Bauarbeiten laufen. Voraussichtlich im Juli soll der Förderbrunnen 5 in Betrieb gehen und dann gemeinsam mit den weiteren in Dielingen und Destel vorhandenen Brunnen die Trinkwasserversorgung in Stemwede sicherstellen. &bdquo;Es wird höchste Zeit, dass der Brunnen mitläuft“, erklärt Ulrich Hüffmannder, Betriebsleiter des Wasserwerkes. Das hat jedoch eher technische Gründe, denn an der allgemeinen Wasserknappheit wird der Brunnen nichts ändern. &bdquo;Es fehlt an Grundwasser“, unterstreicht Hüffmann. Die zur Neubildung erforderlichen Niederschläge seien seit 2018 zu gering. DieWasserampel steht in Stemwede derzeit auf Gelb. &bdquo;Und dabei geht der Sommer erst los“, merkt der Wasserwerker an. Kaum gingen die Temperaturen hoch, steige der Wasserverbrauch sprunghaft an. An normalen Tagen förderten die Wasserwerke Dielingen und Destel zusammen rund 2.600 Kubikmeter. &bdquo;Wenn es warm wird, sind es von einem Tag zum anderen bis zu 900 Kubikmeter mehr“, berichtet der Stemweder. Nächtliches Rasensprengen ist unsinnig Eine Hauptursache sieht Ulrich Hüffmann darin, dass mit Trinkwasser Pools befüllt und Gärten bewässert werden. &bdquo;Auch wenn der neue Brunnen in Betrieb ist, gilt es beim Wasserverbrauch sparsam zu sein. Trinkwasser ist ein Lebensmittel“, erinnert der bekennende Leitungswassertrinker. Sein Eindruck ist allerdings, dass die Gartenbewässerung selbst nachts weiterlaufe. &bdquo;Das macht keinen Sinn. Mit dem Rasensprenger kommt nur ein Bruchteil des Wassers bei den Pflanzen an. Der Rest verdunstet.“ Der neue Förderbrunnen wird eine Tiefe von 19,5 Metern haben. &bdquo;Gebohrt ist er, jetzt muss er noch in das vorhandene Netz eingebunden werden“, erläutert Ulrich Hüffmann. Die Baukosten würden rund 180.000 Euro betragen. Hinzu kämen etwa weitere 150.000 Euro für den Einbau eines zusätzlichen Filters, Rohrleitungen und Anpassung der Mess- und Regeltechnik. Wassermangel auch bei den Nachbarn &bdquo;Die Brunnen sind so angeordnet, dass sie nicht konkurrieren“, verdeutlicht Ulrich Hüffmann. Sie seien auch weit genug weg vom Wasserwerk Hunteburg. Auch andere Kreise wie Osnabrück und Vechta hätten mit Wassermangel zu kämpfen. &bdquo;Pegel und Absenkung werden in engem Rhythmus gemessen und gegebenenfalls wird die Förderleistung gedrosselt“, erläutert der Stemweder. &bdquo;Wir dürfen sowieso nicht unbegrenzt Wasser fördern“, erklärt Ulrich Hüffmann. Die Gemeinde besitze Wasserrechte für 675.000 Kubikmeter im Jahr in Dielingen und 460.000 Kubikmeter im Jahr in Destel. Rund 4.300 Abnahmestellen gebe es in Stemwede. Abnehmer sind private Haushalte, aber auch Produktions- und Gewerbebetriebe sowie die Landwirtschaft. Was über Hausbrunnen weggehe, seien nur geringe Mengen. &bdquo;Das tut keinem weh“, sagt der Leiter des Wasserwerks. Was der Super-GAU in Stemwede wäre Damit sich der Grundwasserpegel erhole, bräuchte es sogenannten Landregen über einen längeren Zeitraum. Stattdessen wechselten sich Trockenheit und Starkregenereignisse ab. Wie schnell dabei selbst kleine Flüsschen wie die Lohne anschwellen können, habe man im Sommer 2015 gesehen. Innerhalb weniger Stunden war rund 150 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen und hatten im Stiftsort Levern Überflutungen ungekannten Ausmaßes verursacht. Lesen Sie mehr zum ThemaWasserkrise: Lage trotz Regens weiter angespannt &bdquo;Wenn die Lohne soweit über die Ufer tritt, dass Oberflächenwasser ins Wasserwerk Destel laufen würde, wäre das ein Super-Gau“, erklärt Ulrich Hüffmann. Dann wären die dortigen Brunnen für lange Zeit verkeimt. Neben den Schäden, die Starkregen anrichte, profitiere das Grundwasser davon kaum. &bdquo;Der harte Boden kann in solchen Situationen die großen Wassermengen gar nicht aufnehmen, sodass das Regenwasser über die Gewässer abfließt.“ Darum könne gar nicht oft genug wiederholt werden, dass alle sorgsam mit der Ressource Trinkwasser umgehen sollten. &bdquo;Priorität hat an erster Stelle die Trinkwasserversorgung von Mensch und Tier. Erst danach kommt alles andere“, unterstreicht Ulrich Hüffmann. Hohe Eisenwerte haben Vorteil Ans Netz gegangen sind die Wasserwerke in Stemwede Anfang der 1970er Jahre. &bdquo;Vorher haben sich die Menschen über Hausbrunnen versorgt. Wegen der hohen Eisenwerte des Wassers waren sie froh, als der Anschluss kam“, weiß Ulrich Hüffmann. Die hohen Eisenwerte erforderten einerseits eine Aufbereitung, hätten aber auch Vorteile. &bdquo;Eisen und Nitrat reagieren miteinander, deshalb haben wir kein Nitratproblem“, verdeutlicht der Stemweder, der aus 32 Jahren im Amt über einen umfangreichen Erfahrungsschatz verfügt. &bdquo;In den Bereich Wasser / Abwasser bin ich so reingerutscht“, erzählt der Bauingenieur Fachrichtung Konstruktion. Wenn am 1. Juli sein Ruhestand beginnt, wird sein besonderes Verhältnis zum Thema Wasser bleiben. &bdquo;Mir fallen manchmal selbst im Urlaub Schadstellen auf“, sagt Ulrich Hüffmann und schmunzelt. Es ärgere ihn, wenn dann nicht schnell etwas passiere. &bdquo;Hier gibt es das nicht, dass nicht sofort reagiert wird. Die Kollegen machen eine tolle Arbeit“, betont der Stemweder. Wasser herbeizaubern können sie aber auch nicht.

Stemwede Trinkwasser: Ampel steht auch in Stemwede auf Gelb

Mehr zum Thema

Newsletter Lübbecker Land

Wunderbar. Fast geschafft!