Ex-Busfahrer nimmt nach Unfall mit verletztem Jungen Kollegin in Schutz

Porta Westfalica (mt). Der Unfall Ende Oktober auf der Eisberger Straße in Lohfeld, bei dem ein sechsjähriger Junge aus einem Schulbus stieg und beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst und schwer verletzt wurde, sorgt für viele Diskussionen. Mit einer Ortsbegehung haben die Behörden nun reagiert. Kurzfristige Änderungen wird es aber nicht geben. &bdquo;Wir haben uns die Eisberger Straße gemeinsam mit Vertretern von Straßen NRW als Baulastträger genau angeschaut", berichtet Detlef Brand vom Ordnungsamt der Stadt Porta Westfalica. Die Beschilderung auf der gesamten Strecke sei in Ordnung; auch Tempo 70, das im Wechsel mit Tempo 50 gilt, sei dort angemessen. &bdquo;Da können wir nichts verbessern." Über die mögliche Verlagerung der Bushaltestelle am Frettholzweg sei beim Ortstermin nicht gesprochen worden. Dazu hätten die Busverkehrsbetriebe gehört werden müssen, die aber nicht teilgenommen hätten. Am 1. Dezember wechsle ohnehin der Linienbetreiber, so Brand, dann werde man in Sachen Haltestelle eventuell einen neuen Anlauf nehmen. Antrag für Verkehr- und Schulwegsicherheit Das will auch die Politik. Die FDP wird am Montag, 23. November, im Stadtrat erneut einen Antrag zur Verkehr- und Schulwegsicherheit vorlegen. Die Fraktion fordert unter anderem, dass die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf Straßenabschnitte mit dichter Bebauung ausgeweitet wird. Außerdem verlangen die Liberalen an der Schulbushaltestelle an der Eisberger Straße/Parkplatz Bäckerei Simon eine Querungshilfe und die Geschwindigkeitsdrosselung auf 30 Stundenkilometer. Wie berichtet, ereignete sich der Unfall etwa 200 Meter hinter der Bushaltestelle in Fahrtrichtung Eisbergen. Hier ist Tempo 70 erlaubt. Das Auto, das den Sechsjährigen erfasste, sei aber deutlich langsamer gewesen, teilt Detlef Brand mit. Er beruft sich dabei auf die Polizei, wonach der Autofahrer nicht viel schneller als 30 km/h gefahren sei. Ein Pressesprecher der Polizei konnte dies gestern Nachmittag gegenüber dem MT nicht bestätigen, da der zuständige Kollege für eine Rückfrage nicht erreichbar war. Spekulationen, ob Halt erlaubt ist Die Busfahrerin hielt den Bus auf offener Strecke an, um in Höhe der Anne-Frank-Straße einige Kinder aussteigen zu lassen. Seither gibt es viele Spekulationen darüber, ob dies erlaubt sei. Eine eindeutige Regelung für den Stopp außerhalb von Bushaltestellen fehlt anscheinend. Detlef Brand kündigt an, mit den zuständigen Busunternehmen in Kontakt zu treten und sie zu bitten, ausschließlich an ausgewiesenen Bushaltestellen zu halten – und zwar an jeder, auch dann, wenn kein Kind das Haltesignal per Knopfdruck ausgelöst hat. &bdquo;Kinder vergessen das einfach ab und zu mal", sagt Brand. Das bestätigt der ehemalige Busfahrer Bernd Schmidt, der sieben Jahre lang in Petershagen im Schulbus unterwegs war. Er meldete sich nach dem schweren Unfall beim MT, um über seine Erfahrungen zu berichten. Er habe oft erlebt, dass Kinder vergessen, zu drücken. &bdquo;Die toben, spielen und sind total abgelenkt", erinnert er sich. Als Busfahrer sei man dann in einer Zwickmühle. Halte man auf offener Strecke, bekomme man Ärger mit dem Chef, weil das nicht erlaubt sei, stoppe man erst an der nächsten Haltestelle, würden sich die Eltern beschweren. &bdquo;Du kannst es nur falsch machen", meint der Mindener. Er möchte eine Lanze brechen für alle Schulbusfahrer und insbesondere für die Busfahrerin des Unfalls auf der Eisberger Straße. Der Schock sitzt tief Er selbst habe als Busfahrer einen ähnlichen Unfall mit zwei Schülern erlebt und wisse, wie tief der Schock sitze. Allerdings habe er damals direkt an der Haltestelle gehalten. Schmidt hat den Job 2014 an den Nagel gehängt, &bdquo;Ich hatte die Schnauze voll", berichtet der 53-Jährige, der nun für ein großes Lebensmittelunternehmen fährt. Als Busfahrer sei man das letzte Glied in der Kette und bekomme von niemandem Rückendeckung. &bdquo;Du bist das reinste Freiwild, das steht in keiner Relation zum Verdienst und der Verantwortung", schimpft er. Besonders unbeliebt sei das Fahren von Schulbussen. Manche Kinder würden sich daneben benehmen und den Bus als Turnhalle benutzen. &bdquo;Die Kinder haben die Macht im Bus", sagt Schmidt, sie hätten die Rückendeckung der Eltern. &bdquo;Ich habe noch keine Mutter erlebt, die im Bus mitgefahren ist, aber habe mich immer sehr gewundert, was die alles wissen."

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