Minden Darum schließt das Impfzentrum in der Obermarktpassage in Minden

Minden. Es ist Dienstagmittag, in wenigen Minuten öffnet das Impfzentrum in der Obermarktpassage. Vorm Eingang warten etwa 20 Menschen auf Einlass. &bdquo;Die Leute denken: Wenn sie früh da sind, kommen sie früher dran“, sagt Thomas Rogalske, zusammen mit Rolf Schöphörster leitet er die Einrichtung. So sei es an den meisten Tagen. Einen Ansturm wegen der Corona-Schutzimpfung wie zum Start gibt es schon lange nicht mehr: Eine halbe Stunde später könnten Impfwillige einfach durchmarschieren – dann kommt kaum noch einer nach. Im ersten Impfzentrum in Unterlübbe wurden an einem Rekordtag um die 2.600 Spritzen verabreicht, erinnert sich Rogalske. Er gehörte da schon zum Leitungsteam. Der Kreis Minden-Lübbecke schloss es im vergangenen September, öffnete es dann noch einmal von Anfang Dezember bis Ende Januar. Schon da nahm die Zahl kontinuierlich ab. Das Impfzentrum in dem ehemaligen Schuhgeschäft in der Obermarktpassage ging Anfang Februar an den Start. Das Interesse an der Corona-Schutzimpfung hat stetig nachgelassen Anfangs kamen die Menschen noch wegen der Booster-Impfung. In den vergangenen Wochen aber schauten immer weniger vorbei: mal 25, mal um die 30 Impfwillige – es gab auch einen Tag mit nur acht Interessenten. &bdquo;Die Hausärzte impfen ja mittlerweile auch“, nennt Rogalske einen Grund für das abnehmende Interesse. Die Öffnungstage für das Impfzentrum in Minden hat der Kreis mittlerweile auf zwei statt drei und die Mitarbeiterzahl auf vier reduziert. Egal, wie viele Menschen kommen, die Kosten bleiben gleich: An einem Dienstag kämen in Minden mehr als 1.000 Euro fürs Personal zusammen. 150 Euro beträgt der Stundenlohn für Ärzte, medizinische Fachangestellte erhalten 40 Euro, pharmazeutisch-technische Fachangestellte 60 Euro. Am Wochenende gibt es Aufschläge. Die Kosten für das Personal bekommt der Kreis vom Land erstattet, vor Juni wurden die Impfärzte von den Kassenärztlichen Vereinigungen bezahlt. 638.000 Euro soll die Ausgleichszahlung für den ersten Abrechnungszeitraum Oktober bis März laut Auskunft des Kreises betragen haben. Eine weitere Abrechnung liege noch nicht vor. Wie geht es mit den Impfzentren weiter? Nun zieht der Kreis weitere Konsequenzen: &bdquo;Am 16. Juli ist der letzte Tag hier“, sagt der Leiter. Das Impfzentrum in Lübbecke bleibe bestehen, auch im Werrepark in Bad Oeynhausen soll es weiter Termine geben. &bdquo;Wir dürfen nicht ganz schließen, laut eines Erlasses vom Land müssen wir bis November weitermachen.“ Außerdem müsse der Kreis gewährleisten, dass er – wenn erforderlich – binnen eines Tages 600 Impfungen durchführen könne. &bdquo;Das würden wir schaffen“, ist sich Rogalske sicher, der eigentlich beim Kreis Minden-Lübbecke für die Jugendhilfeplanung zuständig ist. Planung und Logistik sind auch in einem Impfzentrum nötig: &bdquo;Am Anfang war der Impfstoff von Biontech ja zum Beispiel nur drei Tage haltbar.“ Und manchmal sei es vorgekommen, dass 1.000 Impfdosen wegorganisiert werden mussten, die sonst verfielen. Das war eine seiner Aufgaben. Mittlerweile läuft alles eine Nummer kleiner ab. Rogalske öffnet einen abschließbaren Kühlschrank und zieht Schachteln heraus: 72 Dosen Biontech, 24 Dosen mit Kinder-Impfstoff, etwa zehn Mal Moderna und zwölf Dosen Novavax zählt er. &bdquo;Wir haben ordentlich Puffer, der auch relativ lange haltbar ist.“ Bleibt Impfstoff über, werde ein anderes Impfzentrum kontaktiert. Noch immer ist Biontech am beliebtesten. Nachfrage nach Kinder-Impfstoff gebe es hingegen kaum noch. Wer in den vergangenen Wochen ins Impfzentrum kam, wollte meist die vierte Impfung haben, berichtet Rogalske. &bdquo;Immer mal wieder schauten auch ukrainische Menschen vorbei, die einen Booster brauchten oder nur einen chinesischen Impfstoff verabreicht bekommen hatten, der hier nicht anerkannt ist.“ Auch als die Diskussion um die Impfpflicht im Gesundheitssektor aufkam, nahm die Nachfrage zu. Ebenso, als Impfen mit Novavax möglich war. Viele Skeptiker setzten auf den Totimpfstoff. &bdquo;Es gibt viele Menschen, die sich vorab viele Gedanken machen – und hinterher sagen: Das war es schon?“, ist die Erfahrung von Theda Klaaßen-Kampshoff. Die Gynäkologin hat schon in Unterlübbe geimpft. Ihr gefiel das Tempo dort, der Austausch mit Kollegen. &bdquo;Die Leute waren da unglaublich gut gelaunt“, sagt sie über die Impfwilligen. Einige Impfwillige holen sich ihren ersten Piks ab In Minden hatten die Mitarbeitenden immer wieder mit Menschen zu tun, die nicht hundertprozentig überzeugt schienen. Das merke man laut Rogalske an Fragen wie: &bdquo;Ist da wirklich Novavax drin?“ Oder die noch miteinander diskutierten. Rogalske erinnert sich an ein Ehepaar: Die Frau habe zu ihrem Mann gesagt: &bdquo;Du lässt dich jetzt impfen“, der Mann wollte nicht wirklich. Immer wieder musste das Personal auch erklären, warum mit Novavax keine Kreuzimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erlaubt sei oder Kinder ihn nicht bekommen dürften. Was die Beweggründe für die heute Anwesenden sind? Einige füllen im Wartebereich Unterlagen aus – ein Zeichen, dass sie sich die erste Impfung abholen wollen. Warum erst jetzt? Kaum einer will darüber sprechen. Nur Chris, 18, erklärt sich zu ein paar Auskünften bereit: &bdquo;Ich lasse mich zum vierten Mal impfen. Meine Mutter ist Risikopatientin. Ich will das Risiko einer Infektion für sie minimieren.“ &bdquo;Als wir Hille zugemacht haben, war viel Wehmut dabei“, erinnert sich Rogalske. Der Schlussstrich in der Obermarktpassage scheint weniger weh zu tun. &bdquo;Ich hab ein bisschen weniger Fahrerei“, meint Rogalske. Es sei frustrierend gewesen, nichts zu tun zu haben, meint Theda Klaaßen-Kampshoff – auch wenn sie den Eindruck hat, dass zu den vergangenen Terminen wieder mehr Menschen gekommen seien. Etwa 50 waren es am vergangenen Samstag.

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