Minden Trotz Corona-Lockdown: Warum bleiben Wettbüros geöffnet?

Minden. Die Innenstädte sind leer, der Einzelhandel weitgehend runtergefahren und auch Berufsgruppen wie Friseure, Tätowierer und Masseure dürfen ihrem Handwerk im Moment nicht mehr nachgehen. Doch während Politiker an die Kirchen appellieren, zu Weihnachten keine Präsenzgottesdienste abzuhalten, dürfen Wettbüros ihren Betrieb in Nordrhein-Westfalen aufrechterhalten - wenn auch mit Einschränkungen. Warum bildet dieser Geschäftszweig eine Ausnahme und was bedeutet das für die Branche? Wir haben nachgefragt, doch so manche Antwort wirft weitere Fragen auf. "Ich kann da nichts zu sagen. Ich mache die Regeln nicht und ich will dazu auch nichts sagen", erklärt Manfred Gauselmann auf Anfrage des Mindener Tageblatts. Er ist der Geschäftsführer der Gebrüder Gauselmann Oelde GmbH, die das X-Tip Wettbüro in der Lübbecker Straße in Minden betreibt. Das Unternehmen ist eine Tochterfirma des Automatenaufstellers Gauselmann AG aus Lübbecke. Gleichbehandlung mit den Lotto-Annahmestellen Auch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen gibt sich zum Thema Wettbüros wenig auskunftsfreudig. "Der Betrieb von Wettannahmestellen ist auf ein absolutes Minimum, lediglich die Abgabe der Wettscheine, reduziert worden. Jeglicher darüber hinausgehender Aufenthalt ist derzeit unzulässig. Damit entfällt ein wesentlicher Anreiz, den Wettvorgang in einer Filiale statt im Internet vorzunehmen", erklärt Axel Birkenkämper, Pressesprecher des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales auf Anfrage. Es sei unter diesen Bedingungen nicht davon auszugehen, dass die Weiterführung des so reduzierten Betriebs zu Menschenansammlungen führe. Andere Gründe für den Weiterbetrieb nennt Birkenkämper nicht, Fragen zum Entscheidungsprozess der Landesregierung lässt der Pressesprecher unbeantwortet. Bastian Scholz, Senior Policy Advisor beim Deutschen Sportwettenverband liefert hingegen eine Erklärung: "Es geht um Gleichbehandlung mit den Lotto-Annahmestellen, in denen die staatlichen Oddset- und Toto-Sportwetten vertrieben werden und die auch während des harten Lockdowns nach wie vor für den Kundenverkehr geöffnet sind." Das erklärt allerdings nicht, warum in verschiedenen anderen Bundesländern die Annahmestellen geschlossen bleiben. Es geht um die unternehmerische Existenz Dafür, dass Kunden und Mitarbeiter in den Wettbüros geschützt sind, sind die Betreiber verantwortlich. Diese sieht der Verband als gut gerüstet an. "Da sich Wettvermittlungsstellen seit Beginn der Corona-Pandemie mit vielfältigen und wechselnden Einschränkungen ihres Geschäftsbetriebs konfrontiert sehen, bestehen diesbezüglich große Sensibilität und mehrmonatige Erfahrung", erklärt Scholz. Die Branche habe exzellente Hygienekonzepte erarbeitet. Dennoch seien die meisten der bundesweit rund 5.000 bis 6.000 Wettbüros zurzeit geschlossen oder seit Monaten in ihrer Betriebstätigkeit eingeschränkt. Für die Mitarbeiter bedeute das Kurzarbeit und Angst um ihre Arbeitsplätze. Für die Betreiber gehe es um die unternehmerische Existenz. "Selbstverständlich sind wir als Branche gewillt, unseren Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten. Jedoch brauchen wir seitens der Politik eine Planungsperspektive, wie ein sicherer Geschäftsbetrieb unter Hygieneauflagen in den kommenden Monaten wieder möglich sein wird und weitere Lockdowns verhindert werden können", erklärt Scholz.

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