Tipps: Mit einfachen Mitteln lässt sich im Alltag bares Geld sparen

Ob Energie oder Lebensmittel: Die gestiegenen Preise belasten das private Budget und nicht wenige denken über Strategien zum Sparen nach. Das ist genau das Thema von Sylvia Groh von der Landesgeschäftsstelle der Verbraucherzentrale, die auch in Minden einen Sitz hat. Die Expertin für Verbraucherfinanzen und Budgetberatung erklärt im Interview, was antizyklisches Einkaufen meint, und gibt Tipps, wie sich im Alltag der eine oder andere Euro sparen lässt. Frau Groh. Es gibt ja das Zauberwort vom antizyklischen Einkaufen. Was genau verbirgt sich dahinter? Sylvia Groh: Antizyklisches Einkaufen meint, dass der Verbraucher ein Verhalten an den Tag legt, welches nicht den Erwartungen des Handels entspricht. Wer Winterkleidung erst zum Ende der kalten Jahreszeit erwirbt, kauft in aller Regel günstiger ein. Bei Saisonartikeln bestimmt klassischerweise die Nachfrage den Preis. Wer also einen Grill zum Start in die Grillsaison kauft oder den Pool zum Sommer, zahlt zumeist mehr. Antizyklisches Einkaufen meint, dass man sich schon ein bisschen früher Gedanken darüber macht, was man zu welchem Zeitpunkt gerne hätte, und nicht erst, wenn der Ansturm auf das Produkt groß ist. Wie sieht es mit Elektroartikeln aus. Gibt es da auch günstigere und ungünstigere Zeiten für den Kauf? Dazu haben wir keine Untersuchungen. Es lässt sich lediglich beobachten, dass die Artikel günstiger werden, je länger diese auf dem Markt sind. Allein durch Abwarten lässt sich da schon sparen. Zu Weihnachten werden ja gerne neue Smartphone-Modell verschenkt. Das ist aber nicht unbedingt der optimale Zeitpunkt dafür. Hier lohnt es sich, die Preisentwicklung zu verfolgen und zuzuschlagen, wenn es gerade günstig ist. Es kann auch durchaus immer mal ein Sonderangebot um die Weihnachtszeit oder man verschenkt alternativ erst einmal einen Gutschein. Viele setzen auf den &bdquo;Black Friday“. Ist denn an diesem Tag wirklich alles günstiger? Nein. Es handelt sich letztlich um eine Marketingstrategie. Nicht alles ist wirklich rabattiert. Gerne wird auch suggeriert, dass nur noch wenige Artikel vorrätig oder auf Lager sind, um den Kunden zum Kauf zu animieren. Der geregelte Sommer- und Winterschlussverkauf wurde abgeschafft. Gibt es trotzdem Zeiten, in denen die Preise für Mode purzeln? Mein Eindruck ist, dass es jetzt ganzjährig Angebote gibt. Wenn Sie durch die Stadt laufen, sehen Sie ständig Schilder mit "Sale". Die Art des Schlussverkaufs gibt es aber nach wie vor. Er wird jetzt nur anders genannt. Die Geschäfte müssen ja ihre Lager räumen und Platz für neue Waren schaffen. Gerade bei größeren Investitionen wie Bau- und Renovierungsmaßnahmen wird ein Kostenvoranschlag empfohlen. Wie viele Kostenvoranschläge sollte man optimalerweise einholen? Die Verbraucherberatung empfiehlt drei Kostenvoranschläge, um vergleichen zu können. Wichtig ist, dass der Kunde die gewünschte Leistung detailliert beschreibt und sich dies dann in den Kostenvoranschlägen auch so wiederfindet, damit man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. Es sollte zudem darauf geachtet werden, dass der Kostenvoranschlag kostenlos ist. Sollten Kosten, beispielsweise durch Anfahrt oder Ausmessen, entstehen, muss das vorher vereinbart werden. Und wie sieht es im Handel aus? Kann der Kunde um Preise feilschen, wenn er den Artikel woanders günstiger gesehen hat? Klar kann man das machen. Es ist nicht mehr so, dass Preise fix sind. An vielen Stellen haben Anbieter durchaus Spielraum, gerade auch, wenn es um hochpreisige Produkte im Elektronikbereich geht. Man darf nur nicht zu enttäuscht sein, wenn es nicht klappt. Wie lässt sich beim täglichen Lebensmitteleinkauf sparen? Wichtig ist auch hier wieder der Vergleich. Das fängt schon mit den Packungsgrößen an, deshalb sollte auch immer auf den Grundpreis geachtet werden. Großpackungen sind nicht immer unbedingt günstiger. Es gibt nach wie vor die sogenannte klassische "Bückware", das heißt, dass die günstigen Produkte unten im Regal liegen. Es gibt zudem gute Alternativen zu teureren Markenprodukten. Stiftung Warentest testet von Duschgels bis zu Olivenölen hier regelmäßig alles durch. Wichtig ist bei Lebensmitteln auch der saisonale und regionale Einkauf. Erdbeeren außerhalb der Saison sind eben teuer. Alles was in der Region angebaut wird und Saison hat, kann manchmal auch auf dem Wochenmarkt günstiger als im Supermarkt eingekauft werden. Hier hilft ein Blick in den Saisonkalender. Planen ist auch wichtig. Ein Wochenplan hilft dabei, dass Essens- und Lebensmittelreste sinnvoll verwertet werden. Alles, was zu viel gekauft wird, belastet ansonsten das Portemonnaie. Das gilt übrigens auch für Sonderangebote, wenn über Bedarf eingekauft wird. Ist das gute, alte Haushaltsbuch also sinnvoll? Das kann ich nur jedem empfehlen. Ob Buch oder eine App, ist dabei eigentlich egal. So lässt sich genau sehen, wo das Geld eigentlich hingeht, und es lässt sich viel besser planen, was man wofür ausgeben möchte, egal ob Lebensmittel, Kleidung, Geschenke oder Reisen. Wenn man mal sieht, was man mal eben so nebenbei alles ausgibt, dann ist man oft doch sehr erstaunt. Das hört sich nach viel Arbeit an. Mit einer App geht das sehr schnell, denn das Handy hat man ja immer dabei. Es gibt verschiedene App-Angebote und man muss einfach schauen, womit man am besten zurechtkommt. Speziell für Jugendliche hat die Verbraucherzentrale sogar eine eigene App "Budget+plus" entwickelt. Man muss das auch nicht ewig machen. Ein paar Monate reichen schon, um ein Gefühl für die verschiedenen - vor allem die veränderlichen - Ausgaben zu bekommen und sich ein Budget zu geben. Die Energiepreise sind hoch. Lohnt sich ein regelmäßiger Wechsel des Gas- oder Stromanbieters? Es lohnt sich aktuell nur ein Wechsel, wenn der neue Anbieter deutlich günstiger ist und damit unter dem Preisbremsen-Niveau liegt. Es empfiehlt sich generell, nicht zu langfristige Verträge abzuschließen, maximal ein Jahr, weil niemand sagen kann, wie sich die Preise auf dem Markt entwickeln. Es gibt mittlerweile Verträge, die sogar monatlich kündbar sind. Können Sie ein Vergleichsportal für Energiepreise empfehlen? Es gibt keine wirklich unabhängigen Vergleichsportale. Wir haben die zwei großen mit "Verivox" und "Check 24". Die Portale haben eine Datenbank von Anbietern im Hintergrund, mit denen sie gegen Provision zusammenarbeiten. Es lohnt sich immer, zwei Suchmaschinen zu nutzen, um zu prüfen, ob der favorisierte Anbieter auch wirklich der beste ist. Die Spritpreise ändern sich mehrfach am Tag. Wann ist tanken am günstigsten? Die Verbraucherberatung gibt da den Zeitraum zwischen 18 Uhr und 20 Uhr an. Am besten ist es aber natürlich, wann immer es geht, auf das Auto zu verzichten, das Fahrrad zu nehmen oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Und ihr persönlicher Spartipp? Leitungswasser statt Mineralwasser trinken und den Snack für unterwegs oder die Arbeit selbst zubereiten. Sich jeden Mittag am Kiosk etwas zu kaufen, das kann schon ordentlich ins Geld gehen. Beim Kauf von Kleidung plädiere ich dafür, lieber hochwertige Artikel zu kaufen. Die sind zwar im ersten Moment teurer, machen sich aber durch die längere Lebensdauer am Ende wieder bezahlt.

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