Kreis Minden-Lübbecke

Kreis Minden-Lübbecke ist Hochburg der Automaten-Knacker

Jedes Jahr kosten die Schäden die Tabakwaren-Firma Barkow 500.000 Euro

Nicht erst seit diesem Jahr ist der Mühlenkreis bekannt für seine Automaten-Sprengungen. Dieser Automat wurde 2014 in Unterlübbe zerstört. | © Polizei

Angelina Kuhlmann
06.06.2019 | 20.08.2019, 13:46

Kreis Minden-Lübbecke. Seit vier Tagen treiben maskierte Täter in Stemwede ihr Unwesen. Bewaffnet mit einer Flex haben sie es auf Zigarettenautomaten abgesehen. In kurzer Zeit zerstören sie zwei Automaten und transportieren einen mit einem dunklen Pkw ab.

Solche Fälle sind für die Besitzer der beschädigten oder gestohlenen Zigarettenautomaten ein riesiges Verlustgeschäft. Jedes Jahr kosten die Straftaten das Unternehmen Tabakwaren Union Barkow eine halbe Millionen Euro. Und die Hochburg des organisierten Automaten-Diebstahls ist tatsächlich der Kreis Minden-Lübbecke.

Täter im Kreis gehen organisiert vor

August 2018: Im Kreis werden in Lübbecke, Hille und Espelkamp drei Automaten geknackt. Mehr als 10.000 Euro hoch ist der Schaden. Januar 2019: Beim Versuch, einen Automaten in Schnathorst zu knacken, sprengen ihn unbekannte Täter einfach in die Luft. Februar 2019: Zwar sehen die Ermittler keinen Zusammenhang, aber wieder werden in nur kurzer Zeit drei Automaten beschädigt. Wieder wird einer gesprengt.

Jetzt ist sich die Polizei sicher: Die Gruppe, die es aktuell auf die Stemweder Automaten abgesehen hat, geht professionell und organisiert vor. „Die Täter waren maskiert, hatten eine Flex und dazu ein Stromaggregat dabei – keinen Akku", sagt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer.

Einer der aufgesprengten Automaten in Leteln. In der Region ist das keine Seltenheit. - © Polizei Minden-Lübbecke
Einer der aufgesprengten Automaten in Leteln. In der Region ist das keine Seltenheit. | © Polizei Minden-Lübbecke

Daran sei zu erkennen, wie vorbereitet die Taten sind. Die Polizei geht davon aus, dass die drei Stemweder Fälle zusammenhängen. An den Tatorten sei ein dunkler Kombi gesehen worden und jedes Mal haben Zeugen die Unbekannten gesehen. Im aktuellsten Fall verfolgte ein Zeuge die Täter sogar im eigenen Wagen, bis er sie aus den Augen verliert.

Ein Automat allein kostet 3.000 Euro

Für die Zigarettenautomaten-Firma Barkow bedeutet jede dieser Taten einen Schaden von mindestens 3.000 Euro. „Im Kreis Minden-Lübbecke ist es mit Abstand am extremsten", sagt Andreas Heselhaus, technischer Leiter bei Barkow. Das sei sehr auffällig. Dabei beliefere die Firma eigentlich auch Regionen mit Großstädten wie Hannover, Kassel und Bielefeld mit Automaten. Dort rechne man eher mit solchen Diebstählen.

Aber am häufigsten schlagen die Automatenknacker im Kreis Minden-Lübbecke zu. Von den etwa 16.000 Automaten im Verbreitungsgebiet, so Heselhaus, befinden sich um die 1.000 im Mühlenkreis.

In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der gestohlenen oder beschädigten Zigarettenautomaten darüber hinaus generell deutlich angestiegen. „In erster Linie begehen ausländische Banden mit gezielten Aufträgen die Taten. Aber nicht nur. Auch Drogenabhängige versuchen so, an Geld zu kommen."

"Da hängt Geld an der Wand"

Und in der Ferienzeit gehörten auch immer wieder Jugendliche zu den Tätern. Warum gerade im Kreis Minden-Lübbecke so viel Kriminalität in Bezug auf die Automaten herrsche, kann sich Andreas Heselhaus nicht erklären. „Wir haben ja in angrenzenden Gebieten wie Bückeburg unseren Sitz. Und da ist fast gar nichts."

Zwar arbeite das Unternehmen daran, dass es besser werde. „Wir sichern immer mehr mechanisch, deswegen ist es so schwer, die Geräte zu öffnen", so Heselhaus. Doch noch immer verzeichnet Barkow jedes Jahr ein Minus von einer halben Millionen Euro aufgrund der Automatenknacker.

Eine Erklärung für den „Hotspot" Minden-Lübbecke hat Ralf Steinmeyer auch nicht. „Eigentlich gibt es da keine objektiven Gründe", sagt er. Dass der Aufbruch eines Automaten für Täter sehr lukrativ sei, kann der Polizeisprecher aber bestätigen. „Da hängt Geld an der Wand." Nicht nur das Bargeld, sondern auch die Zigarettenschachteln seien eine lohnende Beute. Wie genau aber die Hehlerware nach der Tat verkauft werde, das könne er nicht sagen.