Espelkamp-Frotheim. Willi Stark hat genau hingeschaut. "Der Tank ist nur halbvoll", sagt er und holt den Kanister. Bevor die "Bücker Jungmeister" in die Lüfte steigt, tankt der 93-Jährige voll. Der rüstige Mindener gehört zu den Urgesteinen der heimischen Modellflieger des MSC (Modell-Sport-Club) "Falke", die am vergangenen Wochenende zu ihrem alljährlichen Freundschaftsfliegen eingeladen hatten.
Ein laues Lüftchen weht am frühen Samstagnachmittag über die Osterheide in Frotheim - trotz des wolkenverhangenen Himmels ein gutes Wetter für Piloten und Besucher der traditionellen Veranstaltung des MSC Falke Kreis Minden-Lübbecke, wie der Verein ganz offiziell heißt.
Am Wochenende war das Fluggelände wieder Treffpunkt der Hobbypiloten und ihrer vielen Gäste aus den befreundeten Vereinen der Region. "Aus Sulingen, Petershagen, Nienburg, Herford und Bielefeld sind Flieger gekommen,", freut sich der rührige 1. Vorsitzende Hans-Jürgen Müller über die gute Resonanz. Er ist mit dem Besuch zufrieden, zumal am ersten Tag des Freundschaftsfliegens auch das Wetter mitspielt.
Mit Unterstützung von Hans-Jürgen Müller und seinem Gastpiloten Dirk Herringerbäumer aus Löhne hat Willi Stark seine "Bücker Jungmeister" auf das Flugfeld geschoben. Er kann auf einen schier unendlichen Erfahrungsschatz zurück greifen. Seit 1934 ist er Modellbauer. "Ich bin als Pimpf mit 14 Jahren angefangen", erzählt er. Später war er Pilot bei der Luftwaffe, Fluglehrer und Konstrukteur von Flugzeugen und Motoren.
Noch heute sind fünf der ihm entwickelten, konstruierten und gebauten "Stark Turbulent" in der Luft und eins steht im Flugzeugmuseum in München. "36 Stück habe ich von 1953 bis 1966 in meinem Betrieb in Minderheide gebaut und bis in die USA und Australien exportiert", sagt Willi Stark.
Seine Modelle, vier hat er mit nach Frotheim gebracht, allesamt in Eigenarbeit konstruiert und gebaut. Nur Fliegen ist sein Ding nicht mehr. Mit Dirk Herringerbäumer und Ralf Müller lässt er zwei erfahrenen Piloten seine Modelle steuern. Der Löhner zeigt eine gelungene Vorführung, die mit viel Beifall bedacht wird.
Auf dem Fluggelände geben sich am Samstagnachmittag die Piloten die Klinke, sprich Fernsteuerung, in die Hand und Hans-Jürgen Müller steckt mitten drin im bunten Treiben. Nachdem er dem Nestor der Modellbauflieger im Mühlenkreis zur Hand gegangen ist, rollt er zusammen mit Sohn Ralf seinen Richthofen-Dreidecker auf das satte Grün des Flugfeldes. "Komplett selbst gebaut, nach selbst gezeichneten Bauplänen", sagt er stolz. Zwei Jahre habe es gedauert bis er die Fokker DR 1 des "Roten Barons" Manfred Freiherr von Richthofen im Modell fertig gestellt hatte. Der feuerrote Flieger hat eine Spannweite von 3,10 Meter, wiegt 24 Kilogramm und wird von einem 18 PS starken Zwei-Zylinder-Boxer-Motor angetrieben.
Sohn Ralf zeigt wenige Sekunden, was ein geübter Sturzflug ist - Looping inklusive. Als der Dreidecker sanft auf dem Rasen aufsetzt, ernte er für seine runde Flugvorführung ebenfalls den verdienten Applaus der fachkundigen Zuschauern.
Nicht alle Besucher verfolgen das Geschehen in der Osterheide direkt am Flugfeld. Einige schauen von der Vereinshütte aus zu. Dort haben die Frauen ein reichhaltiges Kuchenbuffet aufgebaut. Bei Kaffee und Gebäck lässt es sich bestens plaudern. "Miteinander reden, fachsimpeln und Erfahrungen austauschen, das gehört zu einem Treffen der Modellflieger-Fans aus Nah und Fern einfach dazu" sagt Mario Weiß vom MSC Falke.