Altkleidercontainer verschwinden aus dem Espelkamper Stadtbild

Espelkamp. Altkleidercontainer gehörten lange Jahre zum Stadtbild – ebenso wie Sammelstellen für Glas. Doch wer sich aktuell mit einer oder mehreren Tüten ausgemusterter Textilien in Espelkamp auf den Weg macht, um diese zu entsorgen, hat Probleme, überhaupt noch irgendwo in der Stadt einen Altkleidercontainer zu finden. Der DRK-Ortsverein Espelkamp hatte bis vor Kurzem noch 12 Altkleidercontainer über das gesamte Stadtgebiet verteilt aufgestellt. Wie Petra Krüger vom Team der DRK-Kleiderkammer auf Nachfrage von nw.de mitteilt, hat das Recycling-Unternehmen aus Dortmund, mit dem der Ortsverein viele Jahre gut zusammengearbeitet habe, zum 31. Oktober den Vertrag mit dem DRK aufgekündigt. &bdquo;Die Begründung war, dass die Lager einfach zu voll sind“, sagt die DRK-Ortsvereinsvorsitzende. Sie hofft allerdings, dass sich in Zukunft noch einmal die Möglichkeit einer Zusammenarbeit ergibt. Steht erst einmal ein Container, seien die Unternehmen verpflichtet, zu leeren und hier könnte das Problem liegen. Auch Petra Krüger habe beobachtet, dass vor Altkleidercontainern allgemein ein immer größerer Wildwuchs entstanden sei. Sprich: Immer häufiger wurden die Tüten einfach vor den Containern abgelegt, wenn diese schon voll waren. Altkleider-Sammlung: Freiwillige sortieren Kleidung: &bdquo;Manchmal steckt ein ganzes Leben im Sack“ Neue EU-Regelung zu Alttextilien verunsichert Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Verbraucherzentrale NRW (@verbraucherzentrale.nrw) Auch Stadtpressesprecher Torsten Siemon sieht einen Trend, dass zu viel nicht mehr Nutzbares in den Altkleidercontainern landet. Mit daran schuld könnte zum einen die neue EU-Richtlinie sein, welche seit 2025 die Entsorgung von Altkleidern regelt. Das Gesetz regelt, dass alte Kleidung der Wiederverwendung zugeführt werden soll und nicht in die Restmülltonne gehört. Der Gedanke hinter dem Gesetz, Kleidung wertzuschätzen und weiter zu verwerten, ist zwar generell gut, könnte aber dazu geführt haben, dass Menschen einfach alle Textilien in die Container geworfen haben, egal wie der Zustand ist. Dabei sagt die Kreis-Abfall-Verwertungs-Gesellschaft ganz klar auf ihrer Homepage, dass unbrauchbare Textilien - und dazu gehören kaputte wie verschmutzte - auch nach dem 1. Januar 2025 in den Restmüll gehören. Doch nicht nur die DRK-Container sind verschwunden. Auch auf dem Parkplatz des früheren Real-Marktes sucht man diese jetzt vergebens. Ebenfalls entfernt wurden die Altkleidercontainer auf dem Parkplatz am Marktkauf Espelkamp. Mehr zum Thema: Altkleider entsorgen: DRK spürt Verunsicherung wegen EU-Richtlinie Wie eine Sprecherin der Unternehmenskommunikation der Edeka Minden-Hannover auf Nachfrage mitteilt, habe an vielen Standorten der unsachgemäße Gebrauch der Container zu einem erhöhten Reinigungsaufwand und teils zu Beschwerden geführt. Die Edeka habe deshalb den Rahmenvertrag mit dem Betreiber des Kleidercontainers am Marktkauf Espelkamp gekündigt. Altkleider sind in ganz Minden-Lübbecke ein Problem Neben Abfall, der dreisterweise in Altkleidercontainern entsorgt wird und den gesamten Inhalt unbrauchbar machen kann, spielt aber auch das veränderte Einkaufsverhalten der Menschen eine nicht unbedeutende Rolle in Sachen Weiterverwertung. Wie auch das DRK Stemwede unlängst in einem Presseartikel mitteilte, wird der deutsche Markt mit &bdquo;Fast Fashion“, Kleidung zu günstigen Preisen, geradezu überschwemmt. Derartige Ware sei aber wegen der mangelnden Qualität für eine Weiterverwertung weder in den Bereichen Secondhand oder Nothilfe noch für Anwendungen wie Dämmmaterial oder Putzlappen geeignet. Deshalb plant beispielsweise auch das gewerbliche Textilrecycling-Unternehmen FWS, seine elf Textil-Sammelbehälter in Bad Oeynhausen zum Jahresende abzubauen. Grund: &bdquo;Die Kosten für Sammlung, Transport, Sortierung und Verwertung steigen stetig, während Erlöse und Nachfrage auf dem Textilmarkt deutlich zurückgegangen sind“, heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens. Die Fast-Fashion-Entwicklung verschärfe die Lage erheblich. &bdquo;Die Qualität des Aufkommens sinkt, der Anteil unbrauchbarer Textilien steigt.“ Dazu: Warum immer mehr Altkleider-Container in Bad Oeynhausen verschwinden Dass immer mehr karitative Organisationen auch im Kreis Minden-Lübbecke wegen des zunehmenden Müllanteils ihre Sammelbehälter entfernen, bedeutet für diese einen finanziellen Verlust. Denn wie Susanne Altvater vom DRK Stemwede sagt, würden die Erlöse aus der Verwertung der Altkleider zur Finanzierung der Arbeit der Hilfsorganisationen beitragen. Und in der Tat: Auch das DRK Espelkamp hat von dem Dortmunder Unternehmen, das viele Jahre die DRK-Sammelbehälter im Stadtgebiet aufgestellt hatte, eine feste Summe pro Kilogramm gewogener Textilien erhalten. So können Espelkamper Altkleider spenden Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von KreisAbfallVerwertungsGesellschaft mbH Minden-Lübbecke (@kavg_ml) Und was machen nun die Espelkamper Bürger mit ihren Tüten voll Altkleidern? Sie fahren die wenigen Container an, die es in Espelkamp noch gibt, oder suchen nach Standorten in anderen Kommunen, was aber die Problematik überfüllter Sammelbehälter verschärft. Oder besser: Sie geben ihre ausrangierten Kleidungsstücke direkt bei der DRK-Altkleidersammlung ab. Lesen Sie auch: DRK Espelkamp eröffnet eigenen Secondhand-Shop im Zentrum Das Team der Kleiderkammer füllt mit den Spenden die Kleiderkammer auf und bestückt mit besonders gut erhaltenen, modischen Sachen seinen Secondhand-Shop &bdquo;Butik“ am Wilhelm-Kern-Platz 5. Die Annahme von Kleiderspenden erfolgt zurzeit in der Alten Post am Wilhelm-Kern-Platz jeden 2. Mittwoch im Monat von 15 bis 17 Uhr. Wie Petra Krüger vom Team der DRK-Kleiderkammer sagt, wird bei der Abgabe jede Tüte vor Ort direkt von den Ehrenamtlichen durchgeschaut. Was die Billigware – zumeist aus dem asiatischen Raum – betrifft, die weder für Kleiderkammern noch für Recycling-Unternehmen und damit für die Nachhaltigkeit von Wert ist, hat Krüger eine klare Meinung: &bdquo;Das bekommen wir nicht vor Ort in den Griff“. Da brauche es gesetzliche Regelungen auf EU-Ebene.

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