Umplanung des Espelkamper Berufskollegs notwendig

Espelkamp/Minden. Raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln: Eine 180-Grad-Wende hat der Kreisausschuss für den Standort Espelkamp des Berufskollegs beschlossen - nicht ganz freiwillig und auch unter Protest der Ausschussmitglieder. Denn noch im Dezember hatte der Kreistag als oberste Instanz die Einrichtung von zwei neuen Bildungsgängen beschlossen. Ausdrücklicher Hinweis damals: Raumkapazität ist vorhanden. Knapp zwei Monate später sieht die Welt anders aus. Noch vor Abschluss des Umbaus, für den es 4,3 Millionen Euro Zuschüsse gibt - die Gesamtbaumaßnahme kostet knapp fünf Millionen Euro - will die Kreisverwaltung daher umsteuern. Die Kurzfristigkeit und die Art der Präsentation durch Dr. Detlef Garbe erregten den Unmut der Fraktionssprecher. Drohende Konsequenzen der Verkleinerung des Standortes wären ein "Wanderklassenprinzip" für alle Räume, keine feste Zuweisung eines Raumes für eine Internationale Förderklasse und keine Reserven bei einer Ausweitung der Beschulung von Zuwanderern bis zum Alter von 25 Jahren. "Das kommt mir ein bisschen spät", kritisierte Brigitte Sawade-Meyer (CDU) das Vorgehen der Verwaltung. "Im Grunde ist schon Geld ausgegeben", sagte sie unter Hinweis auf bereits vollzogene Ausschreibungen und Vergaben. "Das ist ziemlich übers Knie gebrochen", sagte Cornelia Schmelzer (Grüne). "Die Art und Weise passt so nicht." Auch sie warnte vor möglichen Folgekosten aus den Ausschreibungen und Ansprüchen von Firmen, die mit Leistungen beauftragt seien, die so nicht mehr benötigt würden. Als "ein bisschen Chaos" charakterisierte Kurt Riechmann (FWG) das Vorgehen und bemängelte, dass nicht einmal zur Diskussion am Montag die Details als Tischvorlage geliefert wurden. Außerdem wollte er wissen, wo denn nun die benötigten Verwaltungsräume herkommen sollen. Die müssen nun anderweitig gefunden werden, wie die Verwaltungsspitze kundtat. Landrat Ralf Niermann und Kreisdirektorin Cornelia Schöder entschuldigten den Ablauf mit der Dringlichkeit, um die notwendigen Maßnahmen mit Umplanung und Bauantrag unverzüglich in die Wege leiten zu können, Die für Schüler mit Behinderung geforderte Barrierefreiheit, nach der Birgit Härtel (SPD) fragte, soll auch nach einem demnächst umgeplanten Umbau zustande kommen, obwohl ein ursprünglich geplanter Anbau nicht mehr notwendig wird. Diesen Anbau als "Puffer" für weiter steigende Schülerzahlen doch noch zu bauen, wie Detlef Beckschewe (CDU) forderte, hielt Garbe nicht für erforderlich. Außerdem sei der Anbau an der Stelle im Innenhof "unglücklich". Der Schulplaner versüßte dem Kreisausschuss die bittere Pille der Umplanung mit deutlichem Hinweis auf die Wirtschaftskraft heimischer Unternehmen und die steigenden Auszubildendenzahlen. "Die Berufskollegs reagieren sehr stark auf Anforderungen der Wirtschaft", sagte Schöder. Im gewerblich-technischen Bereich werde es auch in Zukunft neue Ausbildungsgänge geben. Der Umbaubeschluss des Berufskollegs Lübbecke, Teilstandort Espelkamp, ist bereits 2015 erfolgt. Wesentlicher Schwerpunkt dieses Beschlusses war eine Aufteilung des Gebäudekomplexes in eine schulische Nutzung (Gebäudeteile A, B und D) und Umbau eines Gebäudeteiles (Gebäudeteil C) für eine künftige Verwaltungsnutzung. Hiermit wollte man einer zurückgehenden Auslastung begegnen und durch die Konzentration der in Espelkamp angebotenen Dienstleistungen des Kreises gleichzeitig Synergieeffekte nutzen. Für diese Problemstellungen war seinerzeit ein Raum- und Umbaukonzept vorgelegt worden (die NW berichtete), das alle diese Anforderungen berücksichtigte und durch einen einstimmigen Beschluss im Kreisausschuss unterstützt wurde. Inzwischen haben sich gravierende Änderungen ergeben, die, laut Kreisverwaltung, die jetzt beschlossene Umplanung notwendig machten. Einmal ist die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Berufskollegs 2016 geändert worden. Dies hat Auswirkungen auf den Raumbedarf. Zwischenzeitlich liegt eine neue Prognose des Landes zu den Schülerzahlen und damit auch dem Raumbedarf an den berufsbildenden Schulen vor. Außerdem muss mindestens eine internationale Förderklasse untergebracht werden. Detlef Garbe ist mit der Schulentwicklungsplanung beauftragt. Er hat die Situation aufgrund diese Entwicklungen neu untersucht und bewertet.

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