Neue Pläne für alte Kirchen: In Bad Oeynhausen wird die zweite Kirche entwidmet

Bad Oeynhausen. Mit einem Festgottesdienst wird am Sonntag, 16. November, um 10 Uhr die Kirche in Babbenhausen-Oberbecksen entwidmet und damit eine Zeitenwende eingeleitet. Denn für die Zukunft von Kirche und Gemeindehaus gibt es bereits eine konkrete Idee. Nach fast 70 Jahren als Gotteshaus ist die Kirche in Babbenhausen-Oberbecksen damit die zweite Kirche im Bad Oeynhausener Stadtgebiet, die nicht mehr als Predigtstätte fungieren wird. Ähnlich ist es bereits der Heilig-Geist-Kirche in der Innenstadt ergangen und die Auferstehungskirche in Dehme ist zwar nicht entwidmet, steht aber zum Verkauf. Für diesen dramatischen Schritt gibt es in den Gemeinden vor allem zwei Gründe: den Mitgliederschwund und die enormen Kosten für die Unterhaltung der Kirchen und der zugehörigen Gemeindehäuser. Mehr Infos: Käufer für Kirche und Gemeindehaus in Bad Oeynhausen gesucht Nachnutzung von Bad Oeynhausener Kirchen ist problematisch .responsive23-Ovs9wAoWL1mANqOm-line-gemeindemitglieder-evangelisch { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Ovs9wAoWL1mANqOm-line-gemeindemitglieder-evangelisch { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Ovs9wAoWL1mANqOm-line-gemeindemitglieder-evangelisch { padding-top: 142.86%; } } Auf die steigende Zahl der Kirchenaustritte haben die Gemeinden bereits vor geraumer Zeit mit Zusammenschlüssen reagiert. Die Kirchengemeinden Eidinghausen und Dehme wurden eins und die Gemeinden Rehme, Babbenhausen-Oberbecksen, Wichern, Altstadt und Lohe wurden zur Großgemeinde Emmaus. Den finanziellen Druck durch den Unterhalt der Kirchen und Gemeindehäuser löst das nicht. Die Nachnutzung von Kirchen und Gemeindehäusern ist ein Problem. Seit Frühjahr bietet die Kirchengemeinde Dehme-Eidinghausen die Auferstehungskirche und das Jochen-Klepper-Gemeinde-Haus zum Kauf an. &bdquo;Bisher hatten wir noch keinen wirklich ernsthaften Interessenten“, sagt Rainer Baurichter vom Presbyterium der Kirchengemeinde Eidinghausen-Dehme. Hintergrund: 10.000 Mitglieder: Kirchengemeinden werden zu Großgemeinde &bdquo;Emmaus“ vereint Eine Übergangslösung und ein klares Ziel hat die Gemeinde aber dennoch. Und die Emmaus-Gemeinde hat nach zwei gescheiterten Anläufen nun einen neuen Plan für die Heilig-Geist-Kirche und das Wichern-Gemeindehaus. Und das sehen die aktuellen Pläne vor: Kirche Babbenhausen-Oberbecksen wird entwidmet Genau auf der Grenze zwischen den beiden Ortsteilen entstand die Keimzelle der ehemaligen Kirchengemeinde Babbenhausen-Oberbecksen. Im Oktober 1957 wurde hier die Kirche eingeweiht, damals noch als Filialkirche der Kirchengemeinde Rehme. Es sollte noch über acht Jahre dauern, bis sie zur Kirche der nun eigenständigen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Babbenhausen-Oberbecksen wurde. In der Wachstumszeit der 60-er Jahre entwickelte sich die junge Gemeinde weiter. Zum Advent 1970 konnten sich die Gemeinde und ihr erster Pfarrer Hermann Ovesiek über ein neues Gemeindehaus neben der Kirche freuen. Zusammen mit dem kurz nach der Kirche errichteten Pfarrhaus und dem bald folgenden Kindergarten entstand hier vor einem halben Jahrhundert ein kirchliches Zentrum in Bad Oeynhausens südöstlichen Ortsteilen. Durch den demografischen Wandel ist diese Wachstumsphase längst Vergangenheit. Mit der Entwidmung endet die fast 70-jährige Geschichte der Kirche Babbenhausen-Oberbecksen als Gottesdienststätte. Die Emmaus-Gemeinde prüft ergebnisoffen die Optionen für die Zukunft des Gebäudes. Bibliothek bis Kletterparcours: Zahlreiche Kirchen schließen: Ideen, wie es danach weitergehen könnte Doch endet damit nicht die Geschichte des Zentrums an der Babbenhausener Straße. Für das Pfarrhaus ist bereits ein Nachmieter gefunden worden. Auch für das Gemeindehaus bestehen Perspektiven, um weiter als Treffpunkt im Ort zu fungieren: Engagierte Ehrenamtliche haben sich zusammengefunden und sind als &bdquo;Dorfgemeinschaft Babbenbecksen“ angetreten, um das Gemeindehaus mit Leben zu füllen, erklärt der Sprecher der Interessengemeinschaft, Bernhard Kuhn. &bdquo;Die Emmaus-Kirchengemeinde unterstützt das Vorhaben. In einer einjährigen Probephase sollen die Möglichkeiten auf dem Weg zu einem Dorfgemeinschaftshaus oder Quartierzentrum geprüft werden“, teilt Kevin Potter, Sprecher des Kirchenkreises Vlotho, mit. Kulturelle Angebote seien denkbar; das Kleine Theater Rehme sei bereits als Partner gefunden worden. Private Feiern können hier ausgerichtet werden, die Kita Sterntaler kann die Räume für größere Events nutzen, und auch kirchliche Gruppen wie die Frauenhilfe werden weiterhin aktiv bleiben. Kita vorübergehend im Jochen-Klepper-Gemeindehaus Seit August ist das Dehmer Gemeindehaus neu belebt. Denn die Kita Eidinghausen ist dort - bis zur Fertigstellung ihres Neubaus - eingezogen. &bdquo;Das Gemeindehaus ist für ein Jahr an die Kita vermietet, mit der Option auf ein weiteres Jahr“, sagt Rainer Baurichter. Die Vermietung reduziert zumindest die laufenden Kosten. Seit dem Frühjahr bietet die Gemeinde Eidinghausen-Dehme Kirche und Gemeindehaus auf dem Immobilienmarkt an. &bdquo;Einen ernsthaften Interessenten haben wir noch nicht“, sagt Baurichter. Interessenten aus Gemeinden anderer Konfessionen hätten sich den Gebäudekomplex zwar angeschaut, aber dann nicht weiter reagiert. Eine Anfrage hatte Rainer Baurichter, der Mitglied des Presbyteriums ist, sogar von einem Unternehmer: &bdquo;Der hatte die Idee, in der Kirche ein Kolumbarium zu errichten“, so Baurichter. Aber auch aus der Stätte für die Beisetzung von Urnen wurde nichts. Weil in der Kirche immer noch 14-tägig Gottesdienste stattfinden und sich dort noch die Orgel befindet, die geschützt werden muss, muss die Kirche regelmäßig geheizt werden. Die Kosten also bleiben. Das kann aber aus finanziellen Gründen nicht ewig so weiter gehen. &bdquo;Wir haben ein klares Ziel: Bis Ende 2027 müssen Kirche und Gemeindehaus verkauft sein, sonst kommt die allerletzte Option zum Tragen - der Abriss“, fügt Baurichter hinzu. Das Grundstück würde die Gemeinde dann als Bauland veräußern. Bis Ende 2027 sucht die Gemeinde aber weiter nach Möglichkeiten der Nachnutzung. Wetterhahn der Auferstehungskirche: Bad Oeynhausener Wahrzeichen verschwindet - aber nur kurzzeitig Großes Gemeindezentrum an der Wicherstraße Ein großes Gemeindezentrum für die große Emmaus-Gemeinde: So sah der erste Plan aus und so sieht auch der neue Plan aus - nur eben an anderer Stelle. Die Heilig-Geist-Kirche und das Wichernhaus sollten verkauft werden und an der Auferstehungskirche sollte auf der &bdquo;Rockwiese“ ein neues Gemeindezentrum entstehen. Da aber machte bekanntlich die Politik der Gemeinde einen Strich durch die Rechnung. Kirche und Gemeindehaus sollten an die koptische Gemeinde Bielefeld verkauft werden, die Emmaus-Gemeinde wollte die Räumlichkeiten in Teilen aber weiter nutzen. Der Kauf platzte. Dazu: Bad Oeynhausener Heilig-Geist-Kirche: Kopten ziehen Kaufangebot zurück &bdquo;Unser aktueller Plan ist nun der Neubau eines großen Gemeindezentrums auf dem Gelände von Wichernhaus und Heilig-Geist-Kirche“, sagt Pfarrerin Theodora Beer auf Nachfrage der NW. Beide Altgebäude sollen dann abgerissen werden, wenn diesem Plan nicht der Denkmalschutz in die Quere kommt. Denn ein Antrag auf Denkmalschutz ist gestellt. &bdquo;Wir haben vom Amt für Denkmalschutz aber noch nichts gehört“, sagt Beer. Augenblicklich ist die Emmaus-Gemeinde damit beschäftigt, die in der Gemeinde aktiven Gruppen und Kreise auf die Häuser in Rehme und Lohe und auf das Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu verteilen. &bdquo;Am vergangenen Freitag ist auch das Gemeindebüro vom Wichernhaus ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus umgezogen. Auch die Kita soll noch dorthin umziehen“, sagt die Pfarrerin, die seit dem Frühjahr auch Vorsitzende des Presbyteriums ist. Auch für das Bonhoeffer-Haus hatte die Gemeinde ursprünglich andere Pläne, doch auch die scheiterten. An einem Erhalt von Kirche und Wichernhaus ist die Gemeinde dennoch interessiert, aber an einen Verkauf oder eine Nachnutzung durch jemand anderes mag so recht niemand mehr glauben.

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