Der Wochenkommentar Mühlenkreiskliniken in Minden-Lübbecke: Schmierentheater oder Strategie?

Wer das penetrante Marketinggeklingel rund um das Universitätsklinikum Minden und dessen Universitätsprofessoren in den vergangenen Jahren aufmerksam verfolgt hat, der konnte den Eindruck gewinnen, dass Vorstand und Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken aus dem 2018 krachend gescheiterten Medizinkonzept still und heimlich die Erkenntnis gezogen haben, dass es auch nur eine Mühlenkreisklinik tut – die in Minden. Außerdem ist es ein MKK-Dogma, dass der selbstbewusste, soeben in Amt und Funktion bestätigte Vorstandsvorsitzende Olaf Bornemeier und auch der allmächtige Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken die Öffentlichkeit scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Das sind nur zwei Gründe für das absurde Theater, dass Vorstand und Verwaltungsrat wider besseres Wissen spätestens seit September 2022 zur Aufführung bringen lassen: &bdquo;Die Mär von Krankenhausneubauten“. Während Räte Resolutionen verabschiedeten, eine Bürgerinitiative sich anschickte, den Lokalpatriotismus zum Maßstab der Krankenhausplanung zu machen, Bürgermeister über das Prozedere des Flächenerwerbs für einen Krankenhausneubau fachsimpelten, wussten Vorstand und Verwaltungsrat schon lange, dass die Mühlenkreiskliniken perspektivisch nicht neu bauen können, sondern Standorte wohl werden schließen müssen. Sie sehen: Optimismus ist in der Tat nur ein Mangel an Informationen. Und die wurden der Öffentlichkeit von den Verantwortlichen monatelang bewusst vorenthalten. Das war im besten Fall ein dilettantisches Schmierentheater, im schlimmsten eine lang verfolgte Strategie, um sich voll und ganz auf das Universitätsklinikum Minden konzentrieren zu können, während man mit dem Köder möglicher Neubauten die anderen Standorte bei erträglicher Laune auf Distanz hielt. Wer konnte oder wollte nicht richtig rechnen? Während die Mühlenkeiskliniken sich für ihre universitären Weihen feiern, Prozessoptimierer durch Notaufnahmen und Stationen gescheucht werden, scheint ein Prozess der tatsächlichen Optimierung zu harren: die mittelfristige Finanzplanung. Denn noch im Juni 2022 war sich MKK-Chef Olaf Bornemeier sicher, 100 Millionen Euro aus Mitteln der Mühlenkreiskliniken zu den beiden geplanten Neubauten beisteuern zu können. Die Pandemie scheint die Auguren aus der Betriebswirtschaft, die Klinken auf Profit getrimmt haben, nachträglich infiziert zu haben. Schon als die Seuche noch wirklich virulent war, konnten die Mühlenkreiskliniken nicht ausrechnen, wie sich Covid19 auf die Kassenlage des Klinikverbundes auswirke. Das sei eine &bdquo;Mischkalkulation“, ließ der Vorstand auf eine entsprechende NW-Anfrage verlautbaren. Da scheint sich einiges vermischt zu haben, eine komplexe Melange, die sicher auch der der Brauche immanenten Durststrecke, über die in der Tat fast alle Krankenhäuser klagen, zu verdanken ist. Doch die wenigsten planen derweil seelenruhig den Neubau von zwei Krankenhäusern für mindestens 530 Millionen Euro. So richtig sauer dürften die Bürgermeister der Standortkommunen auf den Verwaltungsrat und den MKK-Vorstand sein; zogen sie doch mit der Neubau-Mär über Land. Der Haussegen hängt schief Der Haussegen in der kommunalen Familie dürfte schief hängen, seit allen Beteiligten klar geworden ist, dass sich der Klinikverbund mittelfristig um seine pure Existenz kümmern muss und nicht um Neubauten. Es dürfte niemanden verwundern, wenn die so Brüskierten nun nach den Verantwortlichen fragen und nicht bereit sein werden, sich mit Bauernopfern zufrieden zu geben. Die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen taugen übrigens nur bedingt, um das zu erklären, denn nachweislich wird mindestens seit 2015 eine Zusammenlegung von Auguste-Viktoria Klinik und Krankenhaus in Bad Oeynhausen geplant, und während das große (und sehr teure) Johannes-Wesling-Klinikum zum Universitätsklinikum mutierte, gibt es zumindest Indizien dafür, dass das Neubauvorhaben in Bad Oeynhausen eher stiefmütterlich behandelt wurde. Zur Erinnerung: Der den Abbau von sage und schreibe vier Planbetten vorsehende Förderantrag zur Zusammenlegung aus dem Mai 2021 wurde im Düsseldorfer Gesundheitsministerium mit Kopfschütteln entgegengenommen und prompt abschlägig beschieden. Das konnte man für Pech halten, musste man aber nicht. Vielleicht ist es ja eine Strategie. Kontakt zum Autor

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