Problemimmobilien im Blick Bad Oeynhausens Innenstadt auf dem Prüfstand: Das sind die Problemhäuser

Bad Oeynhausen. Die Hohenzollernhofpassage umnutzen, die Viktoriapassage schließen und die Fassade des Gebäudekomplexes dringend sanieren - das zumindest sind die Vorschläge, die Stadtplaner Carsten Lottner Fernando für Bad Oeynhausen ausgearbeitet hat. Das aber reicht nicht. Neben dem Hohenzollernhof gehören auch der unsanierte Königshof und das leerstehende City Center zu den Problemfällen der Innenstadt. Würden die saniert, davon ist Lottner überzeugt, könnte die Kurstadt aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Um mehr Instrumente gegen den innerstädtischen Verfall in der Hand zu haben, wollen Politik und Verwaltung eine sogenannte Sanierungssatzung auf den Weg bringen. Die beinhaltet Pflichten für die Eigentümer - und ein Vorkaufsrecht für die Stadt. Vor knapp einem Jahr haben die Ratsmitglieder Voruntersuchungen zum Sanierungsgebiet Innenstadt auf den Weg gebracht - nun hat Stadtplaner Carsten Lottner Fernando von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) in Bielefeld erste Ergebnisse vorgestellt. Fazit: Es gibt ausreichend städtebauliche Missstände im Untersuchungsgebiet, die eine neue Sanierungssatzung rechtfertigen. Wenn die Politik zustimmt, könnte noch im Spätsommer ein Beschluss gefasst und die Satzung auf den Weg gebracht werden. 60 Hektar unter die Lupe genommen 60 Hektar ist das Gebiet groß, das Carsten Lottner Fernando unter die Lupe genommen hat. Ein Gebiet, in dem er viel Potenzial gefunden hat. Aber auch etliche Missstände. "Wo sind denn die größten Missstände?", wollte Olaf Winkelmann (SPD) in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung wissen. Lottner Fernando muss nicht lange überlegen: "City Center, Königshof und der Hohenzollernhof. Auf den drei Gebäuden sollte in den nächsten Jahren das Hauptaugenmerk liegen", empfahl der Fachmann. Der zuversichtlich ist: "Offenbar gibt es ja Investoren für das City Center und auch sonst laufen überall Gespräch für Umbau und Sanierung." Er könne, so betont er, Verwaltung und Politik nur wärmstens empfehlen, darauf das Hauptaugenmerk zu legen. "Wenn Abriss, Umbau oder Neubau gelingen, alles eine neue Nutzung bekommt - dann wird auch der Bereich Viktoriastraße wieder leben." Eine Sanierungssatzung würde in Bad Oeynhausen dafür sorgen, dass Eigentümer Anreize und Unterstützung für die Sanierung maroder stadtbildprägender Bauten bekommen und zum anderen für ein Vorkaufsrecht sorgen. "Eine solche Satzung schafft für Eigentümer finanzielle Anreize, steuerliche Vorteile für energetische Sanierungen und Barrierefreiheit, auch ist eine Kombi mit Fördermitteln möglich", erklärt Carsten Lottner Fernando. Auf 15 Jahre soll eine Sanierungssatzung ausgelegt sein, gibt es danach noch Gebäude, die nicht fertig sind, kann es vereinzelt Verlängerungen der Fristen geben. Fünf Gebäude - darunter den Hohenzollernhof - hat Lottner Fernando exemplarisch für den Bereich in Steckbriefen zusammengefasst, nimmt darin den Bestand auf und macht Vorschläge, wie die Gebäude zukunftsfit gemacht werden können. "Da ist noch Luft nach oben" Mit einer Satzung bekommt gleichzeitig die Stadt die Chance auf ein Vorkaufsrecht für prägende und wichtige Grundstücke und Gebäude. "Das ist ein strategisches Instrument, um Schlüsselimmobilien zu erwerben und Sanierungsziele zu erreichen", betont der Stadtplaner. Einen Haken hat dieses Instrument aber: In der Vergangenheit war die Bad Oeynhausener Politik nicht gerade entscheidungsfreudig und brauchte oftmals lange, um Veränderungen und Projekte auf den Weg zu bringen. Möchte die Stadt künftig aber von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen, drängt die Zeit: "Es gäbe dann drei Monate Zeit für einen politischen Beschluss, ob das Gebäude gekauft wird oder nicht." Andernfalls erlischt das Vorkaufsrecht. Carsten Lottner Fernando attestiert der Kurstadt, auf einem guten Weg zu sein - der allerdings lange nicht zu Ende ist. "Es ist schon viel gemacht worden, aber trotzdem ist noch einiges zu tun für die Attraktivität der Innenstadt", bilanziert der Bielefelder. "Die Herforder Straße könnte zum Beispiel deutlich attraktiver gestaltet werden - da ist noch Luft nach oben." Auch harmonierten viele Erdgeschoss-Ansichten innerstädtisch oftmals nicht mit den schmucken Obergeschossen. "Hinzu kommen prägnante Leerstände." Als Beispiel hat er den Königshof und das Ilse-Lang-Gebäude, das der katholischen Kirche gehört, dabei. "Diese Baustellen sollten beseitigt werden", rät er. Genauso wie die fehlenden Stadteingänge in die Innenstadt von Norden aus kommend. "Die Innenstadt als Treffpunkt" Die Ziele hat Carsten Lottner Fernando klar definiert: Vernetzung von ZOB und Bahnhof mit der Fußgängerzone ("Der Anfang ist mit der neuen offenen Treppenanlage gemacht."), eine Stärkung der Fußwegeverbindungen in der Innenstadt, eine Verbesserung der Sauberkeit, eine Aufwertung der Unterführungen und des Wilhelmplatzes ("Nicht nur Nutzung als Parkplatz") und vor allem die Anbindung der Grünräume an die Innenstadt. "Diese Parkanlagen - Kurpark, Sielpark, Siekertal und Oeynhauser Schweiz - sind das große Pfund von Bad Oeynhausen", ist er überzeugt. Nirgendwo sonst würden solche Flächen direkt angrenzen und fußläufig erreichbar sein. "Kurze Wege vom Einkaufen zur Erholung, dazu die vielfältigen kulturellen Angebote - das ist die eigentliche Attraktivität der Stadt." Wenn es dann noch neues Infotainment im öffentlichen Raum gibt, also die Stadt- und Kulturgeschichte erlebt werden dann - dann, ja dann, ist das Bad Oeynhausens große Chance. "Damit wird die Innenstadt zum Treffpunkt - da kann der Onlinehandel nicht mithalten."

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