Woran es liegt Post-Chaos in Bad Oeynhausen: Das können Sie tun, wenn Briefe zu lange unterwegs sind

Bad Oeynhausen. Michaela Hejlek-Gründer hat es nicht weit zu ihrem Briefkasten. Es sind nur ein paar Schritte von ihrem Wohnhaus in Wulferdingsen entfernt. Also nutzt sie den Service und verschickt Rechnungen für ihre Löhner Physiotherapie-Praxis direkt von zu Hause. Diesmal aber wirft sie zwei freundliche Zahlungs-Erinnerungen und eine Mahnung in den Briefkasten. Acht ihrer Privatkunden haben nämlich ihre Zahlungsziele verstreichen lassen. Seitdem fragt sich die Physiotherapeutin, ob ihre Kunden plötzlich nicht mehr zahlen wollen oder die Deutsche Post einfach nicht mit der Zustellung hinterher kommt. Es spricht viel für Letzteres. Die Deutsche Post hat derzeit in Bad Oeynhausen offensichtlich erhebliche Probleme mit der Zustellung von Briefen. Es gibt zahlreiche Personalausfälle, nicht wenige davon krankheitsbedingt. Etwa 60 Menschen arbeiten für die Post in Bad Oeynhausen, die Personalausfälle liegen "im zweistelligen Bereich", so Pressesprecher Reiner Ernzer auf Nachfrage der NW. Die Zusteller stellen nicht nur Briefe zu, sie leeren auch die Briefkästen in den Außenbereichen von Bad Oeynhausen. Wird der öffentliche Briefkasten also nicht wie versprochen werktäglich um 9 Uhr geleert, wenn der Briefträger krank ist? "Doch", sagt Ernzer. Die Briefkästen werden dann eben von anderen Zustellern geleert. Allerdings erst dann, wenn der Briefträger gegen Ende seiner Tour dort vorbeikommt. Für den Briefkasten, den Michaela Hejlek-Gründer benutzt, könne die Post aber nachweisen, dass er jeden Werktag geleert worden sei. "Bis auf den 19. Oktober", sagt Ernzer. An diesem Tag habe es einen Personalwechsel gegeben. Der Briefkasten sei am nächsten Tag aber wieder geleert worden. "Es gibt derzeit leider Verzögerungen bei der Briefzustellung", sagt Ernzer: "Die erklären aber nicht die langen Laufzeiten dieser Briefe." Die Rechnungen aus Wulferdingsen sind länger unterwegs, als sie es trotz Personalmangel sein sollten. Nur die Post für Privatpatienten dauert länger Die Kunden der Physiotherapeutin wohnen in Löhne und Bad Oeynhausen. In den Briefen stecken auch die Original-Rezepte, damit die Kunden die Behandlungen mit ihren privaten Krankenkassen abrechnen können. Mit Kassenpatienten ist das einfacher, sie werden über eine Sammelrechnung mit der Krankenkasse abgerechnet. Diesen Brief hat Hejlek-Gründer im Express-Versand der Post erfolgreich verschickt. Nur die Privatpatientenpost dauert eben länger. Durch die fehlenden Zahlungen hat die selbstständige Physiotherapeutin auf einmal hohe Außenstände. "Das ist nicht existenzbedrohend", sagt sie: "Aber ungewöhnlich ist es schon." Ihre Kunden seien ansonsten zuverlässig. Sie hat ihren Rechnungen deshalb hinterhertelefoniert und E-Mails geschrieben. Trotzdem bleibt ein wesentliches Problem: In den Briefen stecken nun einmal die Original-Rezepte. Am Mittwoch hat sich dann der erste der acht Privatpatienten gemeldet. "Er hat meine Rechnung bekommen", sagt Michaela Hejlek-Gründer. Der Brief war sieben Tage unterwegs. Bei der Post gelten Briefe, die länger als sieben Tage unterwegs sind, als Verlust. Für sie können Absender einen Nachforschungsantrag stellen. Postpressesprecher Reiner Ernzer rät deshalb allen Kunden, die ähnliche Erfahrungen machen, das zu tun. Die Deutsche Post vollziehe dann den Laufweg der Briefe zwischen Briefkasten und Zusteller nach. Briefe, auf denen der Empfänger aus irgendwelchen Gründen unleserlich geworden ist, werden zentral gesammelt und geöffnet. Wenn der Absender dann zweifelsfreie Angaben zu Inhalt macht, könne die Post diese Briefe zurückschicken.

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