Bäder-Status Für Bad Oeynhausen steht erneute Zertifizierung als Heilbad an

Bad Oeynhausen. Der wichtigste Brunnen der Kurstadt ist verstopft, das Rohr zerrissen. Schnödes Grundwasser verdünnt die Sole. Die Folge: Der Jordansprudel sprudelt nicht. Auch die anderen acht Heilquellen werden derzeit nicht oder kaum genutzt. Heilwasser wird derzeit auch nirgends in den Kliniken der ehemaligen Bäderstadt vermisst. Bad Oeynhausen hat dennoch den Klempner für den Jordansprudel längst bestellt. Aber wie das so ist mit Handwerkern: die Reparatur des Wahrzeichens der Badestadt lässt auf sich warten. Und jetzt muss die Kurstadt auch noch zum TÜV. Zehn Jahre nach der letzten Überprüfung steht wieder eine Zertifizierung als "Heilbad" an. Wackelt das "Bad" vor Oeynhausen? Im Betriebsausschuss des Staatsbades löst die Ankündigung der Neuzertifizierung Nachfragen aus. Esther Dietz (SPD) will wissen: "Kann unser Problem mit dem Jordan da noch unangenehm werden?" Staatsbad-Betriebsleiter Dirk Henschel geht nicht davon aus. Bei der Auszeichnung "Heilbad", die Bad Oeynhausen zuletzt 2013 nach einer Prüfung durch die Bezirksregierung Detmold bekommen hat, handelt es sich um die höchste Auszeichnung, die nach dem Landeskurortegesetz NRW von 2007 möglich ist. Bad Oeynhausen darf deshalb den Zusatz "Bad" im Namen führen. Henschel: "Das ist aber nicht abhängig von einem Heilwasser." Das Kurortegesetz schreibe die Verfügbarkeit von Heilwasser vor. Und Bad Oeynhausen verfüge abgesehen vom Jordansprudel über weitere acht Heilquellen, aus denen Kaltsole, Warmsole und Mineralwässer geschöpft werden können. Der Staatsbad-Betriebsleiter hat deshalb keine Zweifel, dass die Stadt erneut das Prädikat "Heilbad" bekommen wird. "Das ist eine Fleißarbeit", sagte Henschel. Stadt und Staatsbad müssten dafür 25 allgemeine und besondere Kriterien erfüllen. Die Aufgabe werde nun "verwaltungsübergreifend angegangen". "Wir sind für die Wanne zuständig" Während Esther Dietz mit der Antwort zufrieden ist ("gut zu hören"), hakte Henning Bökamp (FDP) nach. Seines Wissens seien auch die privatisierten Wannenbäder derzeit außer Betrieb. Er wollte wissen, ob nicht die Anwendung von Heilwasser eine Voraussetzung für die Zertifizierung ist. Und Reiner Barg (BBO) kritisierte, dass andere ehemalige Staatsbäder bei Heilwasser-Anwendungen deutlich breiter aufgestellt seien, er wollte wissen, ob es Planung oder Konzepte angesichts der Wiederbelebung der Bäderkur gebe. Henschel verwies darauf, dass der Eigenbetrieb Staatsbad mit Zustimmung des Betriebsausschusses solche Therapieangebote vor mehreren Jahren aufgegeben habe. "Diese strategischen Pflöcke haben wir aus der Hand gegeben." Seitdem biete das Staatsbad keine eigenen Anwendungen mehr an. "Wir sind für die Infrastruktur zuständig", sagte Henschel: "Wir sorgen für die Wanne." Für die Anwendungen seien dagegen andere Leute zuständig. In Bad Oeynhausen hat seiner Auskunft nach zuletzt das ambulante Reha-Zentrum "Reha-Concept" in Zusammenarbeit mit der Klinik am Rosengarten Wannenbäder angeboten. Die Frage jedoch sei, so Henschel, ob es für Wannenbäder überhaupt eine Nachfrage gebe. Er bekomme von anderen ehemaligen Staatsbädern gespiegelt, dass sich diese längst auf den gleichen Weg machten und ebenfalls die eigenen kostspieligen Angebote zurückfahren. Henschel: "Für die Prädikatisierung ist das aber kein Knock-Out-Kriterium." Oeynhausen in Höxter und Niederösterreich Die Kurstadt ist seit 2004 kein Staatsbad mehr, aber den Namenszusatz "Staatsbad" darf Bad Oeynhausen weiter führen. Gleich zwei Institutionen der Stadt tragen diesen Namen: Die Staatsbad GmbH fürs Marketing und der Eigenbetrieb Staatsbad, der für die Unterhaltung und Pflege der Liegenschaften des ehemaligen Staatsbades zuständig ist. Ohne "Bad" im Namen gäbe es die Stadt Oeynhausen auch doppelt und dreifach. Ein Ortsteil der Stadt Nieheim im Kreis Höxter mit 443 Einwohnern und ein Ortsteil der Stadtgemeinde Traiskirchen in Niederösterreich mit 1.213 Einwohnern heißen ebenfalls "Oeynhausen". Für die Kurstadt in Ostwestfalen geht es also beim "Bad" nicht nur ums Prestige, sondern auch um ein Alleinstellungsmerkmal.

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