Energiekrise Weil es zuviel Energie verbraucht: Schwimmbecken wird geschlossen

Bad Oeynhausen. In den städtischen Gebäuden sinkt die Raumtemperatur auf 19 Grad, Rathaus, Bahnhof und Kurhaus bleiben nachts dunkel. Die Stadt Bad Oeynhausen setzt die Vorgaben der Bundesregierung zur Energieeinsparung um. Darüber hinaus schlägt die Verwaltung aber nun mit der Schließung der beiden Lehrschwimmbecken in Werste und Oberbecksen weitere Maßnahmen vor. Im Mai hatte es für beide Bäder noch eine vorläufige Bestandsgarantie gegeben. Nun hofft die Verwaltung auf eine Korrektur; am Dienstag sollen der Umweltausschuss und am Mittwoch der Rat entscheiden. Mit ihrer "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen" hat die Bundesregierung am 24. August die rechtlichen Rahmenbedingungen für Einsparmaßnahmen geliefert. Die betreffen nicht nur die Wirtschaft: Schaufenster dürfen ab 22 Uhr nicht mehr beleuchtet werden, Ladentüren müssen geschlossen bleiben. "Komforteinschränkungen" gelten ab sofort auch für öffentliche Gebäude. Zusätzlich zur Senkung der Raumtemperatur auf 19 Grad in Büros und kulturellen Einrichtungen wie Museum, Stadtbibliothek und Archiv wird es auch in den Sporthallen kühler. In den Grundschulhallen wird die Temperatur von 18 auf 17 Grad gesenkt, in den Sporthallen der Schulzentren, die überwiegend von ältern Schülern und Erwachsenen genutzt werden, wird nur noch bis zu einer Raumtemperatur von 16 Grad geheizt. Auf 135.0000 Kilowattstunden Erdgas und 20.0000 Kilowattstunden Strom beziffert die Verwaltung das Einsparpotenzial. Heizkosten steigen auf über drei Millionen Euro "Der öffentliche Sektor hat Vorbildfunktion", heißt es in den gleichlautenden Druckvorlagen für Umweltausschuss und Rat als Begründung für die nun darüber hinaus gehenden Einsparvorschläge. Wobei es über den ideellen Aspekt auch durchaus handfeste materielle Gründe gibt. Nach derzeitigem Stand, so die Verwaltung, muss wegen der durch den Ukrainekrieg rasant gestiegenen Kosten der städtische Haushaltsansatz für Heizenergie für das Jahr 2023 von rund 850.000 Euro auf über drei Millionen Euro erhöht werden. "Für den Bereich Strom ist eine Erhöhung von rund 500.0000 Euro auf etwa 1,3 Millionen Euro nicht auszuschließen", heißt es in der Vorlage weiter. In diesem Jahr zahlt die Stadt rund 2,3 Millionen Euro an Energiekosten, sie profitiert dabei von längerfristigen Lieferverträgen. Für 2023 muss neu verhandelt werden. Auch deshalb bittet die Verwaltung nun schon um Zustimmung zu einem weiteren fünf Punkte umfassenden, freiwilligen Maßnahmenpaket. Zusätzlich zur Schließung der beiden Lehrschwimmbecken in Werste und Oberbecksen mit einem Einsparvolumen von jeweils 250.0000 Kilowattstunden Gas und 60.000 Kilowattstunden Strom soll die Turnhalle Wulferdingsen nicht mehr für den Sportbetrieb zur Verfügung gestellt werden. Das Gebäude wird derzeit als Flüchtlingsunterkunft vorgehalten - und daran soll sich, so Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich - nun nichts mehr ändern. Den Sportlern werden die Turnhallen an den Schulzentren und die Kunstrasenplätze als dauerhafte Alternative versprochen. 80.000 Kilowattstunden Erdgas und 7.000 Kilowattstunden Strom könnten durch das sogenannte "Freiziehen" der Einfachsporthalle gespart werden. Sollte der Notfallplan auch noch nach Ende der Heizperiode im Frühjahr 2023 gelten, möchte die Verwaltung auch die Duschanlagen in den Sporthallen und Sportheimen sperren. Im Schulzentrum Süd wird es allerdings auch dann weiter Wasser geben. hier stammt die Energie aus einer Biogasanlage. Auf sieben Prozent des Erdgasverbrauchs beziffert die Verwaltung das Potenzial, das durch dieses Maßnahmenpaket eingespart werden kann. Mit Beginn der Heizperiode soll das Paket greifen. Müller-Ulrich verweist auf das Mietrecht und nennt den 1. Oktober als konkreten Zeitpunkt. Pro Becken 90.000 Euro Schon vor zwei Jahren schien das Ende der Lehrschwimmbecken besiegelt. Neben dem hohen Energiebedarf und dem erheblichen Sanierungsbedarf hatte die Verwaltung für ihren Schließungsvorschlag auch das neue Sielbad ins Feld geführt. Weil dort der Bedarf an Schulschwimmunterricht gedeckt werde, gebe es für die beiden Lehrschwimmbecken zum Schuljahresbeginn im August 2022 keinen Bedarf mehr. Zahlreiche Eltern sahen das anders. Mit einer Unterschriftensammlung untermauerten sie im Frühjahr 2022 ihren Protest. Im Mai fanden sie damit im Schulausschuss Zustimmung, die Politiker gewährten beiden Bädern noch eine Laufzeitverlängerung von einem Jahr. Mit Schuljahresbeginn werden die Becken nun zwar nicht mehr für den Sportunterricht, aber für zusätzliche Schwimmkursangebote von Schulen, Kindergärten und Vereinen genutzt. Auf mindestens rund 90.000 Euro pro Becken beziffert die Verwaltung die Energiekosten. Die gespart werden, wenn Umweltausschuss und Rat dem Maßnahmenpaket II zustimmen. Der Umweltausschuss tagt Dienstag, 6. September, ab 18 Uhr im Bürgerhaus Rehme. Die Sitzung des Stadtrates beginnt Mittwoch, 7. September, um 17 Uhr im Bürgerhaus Rehme.

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