Bad Oeynhausen Ermittlungen gegen Ex-Geschäftsführer: Schaden in Millionenhöhe möglich

Bad Oeynhausen. Nach Einschätzung von Insidern ist es "ein dickes Ding". Die offenbar sehr umfangreichen Ermittlungen, die die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Bielefeld gegen den ehemaligen Geschäftsführer der städtischen gemeinnützigen Heimstätten-Gesellschaft (SGH) eingeleitet hat, sollen nach Informationen der NW ein erhebliches Ausmaß haben. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, dass der Ex-Geschäftsführer der SGH, der bis Oktober 2020 die Geschicke der stadteigenen Wohnungsgesellschaft leitete, Aufträge an Handwerksfirmen nicht korrekt vergeben habe. Es soll ein möglicher Schaden in Millionenhöhe im Raum stehen. Wirtschaftsprüfer raten dazu, einen Anwalt einzuschalten Als im November 2020 mit Alcay Kamis ein neuer Mann die Geschäftsführung der SGH übernahm, sollen Ungereimtheiten bei den Auftragsvergaben und Abrechnungen für Sanierungsarbeiten an Wohnungen der SGH aufgefallen sein. Daraufhin soll das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte beauftragt worden sein, Unterlagen und Rechnungen zu prüfen. Das Ergebnis fiel nach Informationen der NW verheerend aus. So sollen die Prüfer dem Aufsichtsrat der SGH dringend geraten haben, einen Anwalt einzuschalten. In der Folge sollen weitere Gutachten in Auftrag gegeben worden sein, die die Plausibilität von Abrechnungen und erbrachten Leistungen untersuchten. Im Ergebnis wurde dann Anzeige gegen den ehemaligen SGH-Geschäftsführer erstattet, nach Kenntnis der NW durch den Aufsichtsrat der Gesellschaft. Daraufhin nahm die Staatsanwaltschaft zunächst die Akten und Bücher der Heimstätte unter die Lupe. Am Mittwoch schließlich führte die Polizei Bielefeld im Auftrag der Staatsanwaltschaft eine groß angelegte Durchsuchungsaktion an mindestens zwölf Orten durch. Durchsucht wurden das Haus des Ex-Geschäftsführers und mindestens eines ehemaligen Mitarbeiters der SGH sowie Büros bei mehren Handwerksunternehmen. Fünf Handwerksunternehmen stehen im Fokus Wie die NW erfuhr, geht es um den Verdacht, dass Sanierungsaufträge stets nur an eine sehr überschaubare Zahl von Betrieben vergeben worden sein sollen, ohne Ausschreibungen, Preisvergleiche oder Alternativ-Angebote. Außerdem sollen keine marktüblichen Preise, sondern deutlich überhöhte abgerechnet worden sein. Auch sollen Arbeiten zum Teil extrem lange gedauert haben. So ist davon die Rede, dass die Sanierung einer einzelnen Wohnung schon mal elf Monate gedauert habe. Im Fokus der Ermittler stehen offenbar fünf Handwerksunternehmen aus Bad Oeynhausen und dem Umland. Sondersitzung des Aufsichtsrates Diese auch den Wirtschaftsprüfern von Deloitte und den Gutachtern aufgefallenen Unregelmäßigkeiten sollen sich über Jahre in den Unterlagen der SGH finden. Der ehemalige Geschäftsführer leitete die Heimstätte von 2006 bis 2020. Beobachter schätzen, dass sich der Schaden auf mehrere Millionen Euro belaufen könnte. Gegenstand der Ermittlungen wird nun auch sein, ob sich der Ex-Geschäftsführer, aber möglicherweise auch Unternehmer einen persönlichen Vorteil verschafft haben. Der Verdacht, dem die Staatsanwaltschaft nachgeht, lautet auf Untreue und Vorteilsnahme. Dass die Ermittlungen umfangreich sind, davon geht auch Oberstaatsanwalt Gerald Rübsam aus. Er sprach gegenüber der NW davon, dass mit mehreren Monaten Ermittlungsarbeit zu rechnen sei, bis entschieden werden könne, ob Anklage erhoben wird. Der Aufsichtsrat der SGH beschäftigte sich offenbar am Freitagnachmittag mit dem Ermittlungsverfahren. Die SGH ist mit 1.213 Wohnungen nach eigenen Angaben der größte Wohnungsanbieter in Bad Oeynhausen.

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