Bad Oeynhausen Trotz Pump-Verbots: Werre-Wasser darf weiter im Kurpark plätschern

Bad Oeynhausen. Die Oeyne darf trotz Pump-Verbots weiter mit Werre-Wasser durch den Kurpark plätschern. Der Kreis Minden-Lübbecke hat zwar seit Samstag die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern bei Androhung von bis zu 50.000 Euro Bußgeld verboten. Doch für den Erhalt des Kurparks, der Oeyne und des Rollrasens im Sielbad drückt die Untere Wasserbehörde in Minden beide Augen zu. Das geht aus einer Antwort der Kreisverwaltung auf Nachfrage der NW hervor. Bis zu 34 Liter Werre-Wasser pro Sekunde durfte das Staatsbad in der Vergangenheit aus der Werre für den Kurpark abzweigen. Vor genau 50 Jahren hat der Kreis dem Staatsbad zuletzt erlaubt, über den Kokturkanal diese Wassermenge aus der Werre in den Kurpark zu pumpen. Danach jedoch nie wieder. Warum die Erlaubnis 1972 beantragt wurde und danach nicht mehr, weiß auch Staatsbad-Betriebsleiter Dirk Henschel nicht zu erklären. Er hat die Genehmigung aber in seinen Akten gefunden. Die Erlaubnis galt demnach bloß drei Jahre von 1973 bis 1976. Henschel: "Eigentlich ist ein Zeitraum von zehn Jahren üblich." Aus Sicht der Kreisverwaltung ist die Entnahmeerlaubnis inzwischen "durch Fristablauf erloschen". Das Staatsbad habe danach nie wieder nachgefragt - so der Kreis. Betriebsleiter Dirk Henschel bestätigt das, verweist aber gleichzeitig darauf, dass er vor wenigen Tagen erst ein neues Genehmigungsverfahren angestoßen habe. "Durch die Allgemeinverfügung ist das Thema aufgeploppt", sagt Henschel. Er habe sich jüngst erst mit der Unteren Wasserbehörde getroffen und vor Ort die Details geklärt. Ohne Kokturkanal kein Bad Oeynhausen Auch die Stadtwerke Bad Oeynhausen saugen derzeit trotz Verbots weiter Wasser aus dem Kokturkanal - um den neuen Rollrasen im Sielbad zu sprengen. Es sind nach Angaben des Kreises drei bis vier Liter pro Sekunde. Die Stadtwerke Bad Oeynhausen versichern auf Nachfrage, nicht mehr als insgesamt "vier Kubikmeter Wasser in den Morgenstunden und nur bei Notwendigkeit" aus dem Kokturkanal zu pumpen. Anders als die Stadtwerke kann der Eigenbetrieb Staatsbad mit einer jahrhundertelangen Wasserentnahmegeschichte argumentieren. 1753 stauten preußische Ingenieure erstmals die Werre, leiteten das Wasser in den Kokturkanal um und pumpten mit der Wasserkraft der Werre Sole über die Gradierwerke. Warum die letztmalig 1973 erteilte "wasserrechtliche Erlaubnis" auslief, ist unklar. "Es ist davon auszugehen, dass das ehemalige Staatsbad als solches über den größten Zeitraum entsprechende Regelungen selbstständig traf und nicht auf Zulassungen angewiesen war", schreibt Kreispressesprecherin Dagmar Selle. Das Staatsbad konnte sich mit einer Unterbrechung 1972 offenbar bis zuletzt selbst die Wasserentnahme genehmigen. Das ist allerdings Vergangenheit - nicht erst seit dem Entnahmeverbot der Allgemeinverfügung. Und trotzdem dürfen Staatsbad und Stadtwerke weiter Wasser aus dem Kokturkanal in den Kurpark und auf den Sielbadrasen pumpen. "Beide Entnahmen unterfallen - rein rechtlich - wegen einer aktuell fehlenden Entnahmeerlaubnis dem ausgesprochenen Entnahmeverbot, werden jedoch geduldet", so Kreissprecherin Dagmar Selle und nennt drei Gründe: Es liege erstens im öffentlichen Interesse, die Grün- und Parkanlagen im Kurort "in einem akzeptablen Zustand" zu halten. Zweitens hätten im Fall des Staatsbades "erforderliche wasserrechtliche Entnahmeerlaubnisse bereits bestanden" oder wurden wie im Fall der Stadtwerke bereits beantragt. Kokturkanal hat genügend Wasser Und drittens werde die Werre am Sielwehr angestaut, weshalb im Kokturkanal an der ehemaligen Wasserkraftanlage und damit an der Entnahmestelle stets ein ausreichender Wasserstand bestehe. Eine "Gefährdung der Gewässerbiozönose", also der Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen im Wasser, sei daher "eher nicht zu befürchten". In Bad Oeynhausen gibt es derzeit nur diese beiden Ausnahmen vom Wasserpumpverbot. Weitere wasserrechtliche Erlaubnisse zur Wasserentnahme bestehen nach Angaben des Kreises in der Kurstadt nicht. Staatsbad-Betriebsleiter Dirk Henschel ist zuversichtlich, dass die notwendigen Nachweise für die Genehmigung zur Wasserentnahme "zeitnah" erbracht werden können. Zeitnah bedeute allerdings, dass zunächst ein Gutachter erstellt werden müsse, in dem auch die Wassermengen genau aufgeführt werden, die für die 1955 angelegte Oeyne oder die deutlich älteren Fontänen im Kurpark benötigt werden. Nach der Renaturierung des Sielwehrs bleibe der denkmalgeschützte Kokturkanal zwar bestehen, gibt Henschel zu bedenken. "Aber dann muss die Situation neu bewertet werden." Laut der 50 Jahre alten Entnahme-Genehmigung durfte das Staatsbad bis zu 500 Kubikmeter Wasser am Tag aus dem Kokturkanal zapfen. Wie viel Werre-Wasser genau durch den Kurpark plätschert, ist jedoch nicht bekannt. Das muss nun vom Gutachter anhand der Pumpenleistung und des Rohrquerschnitts berechnet werden.

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