Bad Oeynhausen Gas: Wohnungsanbieter befürchtet Schwierigkeiten bei Zahlungen von Mietern

Bad Oeynhausen. Zahlreiche Vermieter verschicken derzeit ihre Nebenkosten-Abrechnungen fürs vergangene Jahr. Daraus geht hervor: Der Winter war teuer. Die Preissteigerungen sind aber noch nichts, verglichen mit dem Preisschock, der mit der nächsten Abrechnung ins Haus flattern wird. Fachleute erwarten eine Verdreifachung der Gaspreise. Die Städtische Gemeinnützige Heimstätten-Gesellschaft (SGH) in Bad Oeynhausen erwartet, dass ein Großteil ihrer Mieter wegen der rasant steigenden Energiekosten in Zahlungsschwierigkeiten geraten wird. Das erklärte SGH-Geschäftsführer Alcay Kamis auf Nachfrage. Die Heimstätten-Gesellschaft ist der größte Wohnungsanbieter in Bad Oeynhausen. Etwa 3.000 Menschen leben in den 1.213 Wohnungen der SGH. 722 davon werden derzeit mit Gas beheizt. In 450 Wohnungen stehen Elektrospeicheröfen, zwei Häuser werden mit Öl beheizt, eins mit Holzpellets. Gas und Strom sind also derzeit noch die wichtigsten Wärmequellen für die SGH-Mieter. Wie bereitet die Heimstätte ihre Mieter auf den kommenden Winter vor? Anfang Juli hat die SGH allen Mietern einen Brief geschrieben und auf die "geopolitische Situation und deren Auswirkungen" hingewiesen, erklärt Kamis. Mieter hätten hohe Nachzahlungen zu erwarten. "Wir haben unseren Mietern dazu geraten, freiwillig die Vorauszahlungen - sofern möglich - anzuheben, um nicht von einer hohen Nachzahlung überrascht zu werden." Außerdem nutze das SGH-Team jeden Kontakt zu den Mietern, um auf die Herausforderungen hinzuweisen und zum Energiesparen aufzurufen. Sanierungsplan soll im Oktober stehen Bundesweit haben bereits mehrere Wohnungsanbieter zu Wärmeverzicht aufgerufen. Der zweitgrößte Wohnungsanbieter Deutschlands fordert sogar neue Gesetze, damit Vermieter die Raumtemperatur absenken dürfen. So weit will der SGH-Geschäftsführer nicht gehen. "Es geht darum, dass der Mieter sich seine Wohnung und die Nachzahlungen leisten kann", sagt Kamis. "Wir als Vermieter müssen hier Verantwortung übernehmen, aber auch in energiesparende Maßnahmen investieren." Niemand habe sich die Krise ausgesucht, so der Geschäftsführer, "aber wir müssen sie gemeinsam meistern". 85 Prozent des SGH-Gebäudebestandes ist nicht saniert. Es gibt dort zum Beispiel keine Kellerdeckendämmung oder neue Fenster. 2020 hat die SGH zuletzt 21 Wohnungen saniert und nach eigenen Angaben die Wärmedämmung um 30 Prozent verbessert. Im Herbst will der SGH-Geschäftsführer einen strategischen Sanierungsplan für alle Gebäude vorlegen. Das bedeutet womöglich Bauarbeiten im Bestand - oder Abriss und Neubau. "Im Oktober wissen wir bis auf jedes einzelne Haus genau, was wann zu tun ist", sagt Kamis. Dann steht allerdings der Winter vor der Tür. Und die Heizperiode beginnt. Vor allem in den unsanierten Häusern wird der Energieverbrauch hoch sein. "Da werden wir nicht drumherum kommen", sagt Kamis. 20 Jahre kein Haus gebaut Wie viel Gas in den 722 Wohnungen verheizt wird, ist unklar. Die SGH rechnet nur für 13 Häuser mit 68 Wohnungen selbst mit dem Erdgasanbieter ab. Hier betrug der Gasverbrauch im vergangenen Jahr insgesamt 506.634 Kilowattstunden. Bei den anderen Gebäuden und Wohnungen mit Gasheizungen haben die Mieter selbst Verträge mit den Versorgern geschlossen. Das Aufgabenpaket für den SGH-Geschäftsführer ist mit Putins Gaskrieg noch einmal größer geworden. Dabei ist der energetische Sanierungsstau in den Gebäuden bereits eine Herkulesaufgabe. "In der Vergangenheit wurde einiges versäumt", sagt Kamis. Zwei Jahrzehnte hat die Heimstätte kein neues Heim geschaffen, sondern den eigenen Bestand und fremdes Eigentum verwaltet. Die SGH hat in den vergangenen zwei Jahren nur ein einziges Haus gebaut. Und das auch nur, weil das alte Haus nach einem Brandschaden abgerissen werden musste.

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