Kreis Minden-Lübbecke Kommentar zum Klinik-Neubau der MKK: Das Thema ist nicht entscheidungsreif

Auch wenn die weiteren Entscheidungen über den möglichen Neubau eines Krankenhauses im Lübbecker Land im Kreistag nun auf den heutigen Donnerstag, 23. Juni, verschoben wurden: Im Prinzip ist das Thema nicht entscheidungsreif. Gern hätten Landrätin Anna Bölling und MKK-Chef Olaf Bornemeier den möglichen Neubau eines Klinikums wohl schnell durchgedrückt. MKK und Kreisspitze erwecken den Eindruck, als ob es nie wieder aus Steuergeld finanzierte Zuschüsse des Landes gibt, wenn man nun nicht zugreift. Die nächste Landesregierung dürfte die Krankenhaus-Förderung kaum auf Null zusammenstreichen. Jetzt aktuell im Liveticker: Was wird aus den Krankenhaus-Neubauten in Minden-Lübbecke? Finanzielle Turbulenzen wegen Mehrkosten in Minden Anders als in der NRW-Krankenhausplanung angeregt, haben Kreis und MKK nicht mit den Nachbarn in Niedersachsen gesprochen. Der Landkreis Diepholz schließt seine Kliniken auch im Südkreis zugunsten eines zentralen Klinikums. Das könnte sich auf den Stellenwert des Rahdener Krankenhauses auswirken. Aber das scheint in Minden nicht zu interessieren. Wegen der Mehrkosten beim Klinik-Bau in Minden wäre der MKK-Konzern um Haaresbreite fast vor die Wand gefahren worden. Dieses Mal geht es um weit höhere Summen – und die sind nicht einmal kalkulierbar. Was steht am Ende, sollten die Baukosten weiter so explodieren? Kommunen in der Haushaltssicherung, die freiwillige Leistungen wie Freibäder streichen müssen? Weil sie ja auch noch das Geld für 98 neue Stellen in der Kreisverwaltung aufbringen müssen? Gute Bezahlung und gute Arbeitszeiten zählen Und Klinik-Personal gewinnt man nicht allein mit neuen Häusern – dann müsste ja aktuell in allen Landkreisen ein Klinik-Bauboom herrschen. Klinik-Personal gewinnt man, wenn es vernünftig bezahlt wird und gute, verlässliche Arbeitszeiten hat. Warum sind auch aus OWL Mediziner etwa in die Schweiz gegangen? Die Argumentation der MKK hat Lücken. Verluste in einem Haus lassen sich steuern: Man muss Leistungen reduzieren. Oder OP-Bereiche zeitweise schließen. Und auf einmal soll der angebliche Sanierungsbedarf von 155 Millionen Euro im Krankenhaus Lübbecke schon 2019 bekannt gewesen sein. Sanierungsbedarf war lange kein Thema Seltsam, dass das damals keiner sagte. Auch 2018 nicht beim umstrittenen MKK-Konzept. So eine Summe läuft ja nicht binnen ein, zwei Jahren auf. Und bei der Pressekonferenz im März in Minden, als sich die Gutachter wegen der Erreichbarkeit eines neuen Klinikums widersprachen und Landrätin Bölling eine Antwort auf die Frage nach Schmerzgrenze bei einer Landesförderung verweigerte, konnte sich der MKK-Chef nicht erinnern, seit wann der Sanierungsbedarf bekannt ist. Vorsichtshalber haben die MKK diese Pressekonferenz auch gar nicht erst online gestellt. Sondern nur die von Anfang Juni, wo sie für den Neubau trommelten. Nun gibt es eine neue MKK-Kampagne, bei denen Antworten auf oft gestellte Fragen (FAQ) gegeben werden. Nur wird gar nicht mehr abgewogen zwischen möglichem Neubau und möglicher Sanierung. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Tag der Entscheidung zum Krankenhaus-Neubau - Es gibt viele Streitpunkte Warum Minden neu gebaut werden müsste In Espelkamp war man in den vergangenen Jahren ziemlich skrupellos, was das Abholzen von Bäumen anging: Nun auch noch einen der letzten größeren Wälder im Kernbereich abzuholzen, das ist angesichts des Klimawandels ein No-Go. Trügen sie das Abholzen mit, dann sägen Siegfried Gutsche und seine Grünen den Ast ab, auf dem sie sitzen. Mitunter wirken die FAQ schräg – und lassen vermuten, dass die argumentative Not der MKK für einen Neubau groß sein muss: Zwei Rohrbrüche soll es im Durchschnitt wöchentlich in Lübbecke geben. Dieser Logik folgend müsste das Klinikum Minden auch neu gebaut werden – weil es ja dort schon kurz nach der Eröffnung Feuchtigkeitsschäden gab. Überhaupt: Das Klinikum ist schon seit 16 Jahren in Betrieb. Der MKK-Logik nach müsste dann in 22 Jahren der Neubau kommen. Man könnte anfangen, dafür schon mal zu sparen. joern.spreen-ledebur@nw.de

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