Bad Oeynhausen Kein Tröpfchen Sole: Warum das Gradierwerk im Sielpark außer Betrieb ist

Bad Oeynhausen. Auf die gesundheitsfördernde Wirkung salzhaltiger Luft muss derzeit in Bad Oeynhausen verzichtet werden. Das Gradierwerk im Sielpark ist außer Betrieb. Nicht ein Tröpfchen Sole rieselt über das Reisig. Staatsbad-Betriebsleiter Dirk Henschel ist allerdings zuversichtlich, dass sich das zum Monatsende wieder ändern wird. Immerhin ist die Ursache bekannt. Eine weitere Stilllegung ist aber schon absehbar. 1990 wurde das Gradierwerk im Siel in Betrieb genommen, 1,45 Millionen D-Mark wurden damals in das 70 Meter lange und elf Meter hohe Bauwerk investiert. Im Dezember 2017 kündigte Henschel im Betriebsausschuss Staatsbad erstmals öffentlich größeren Handlungsbedarf an. Das Schwarzdornreisig habe seine durchschnittliche Lebenszeit von 30 Jahren längst überschritten, für einen Austausch schätzte er damals die Kosten auf rund 750.000 Euro. Angesichts dieser Summe entstand eine Grundsatzdiskussion. Bei der ging es nicht nur um "Neubau statt Sanierung", es wurde auch die Standortfrage gestellt. "Wir wollen ein Gradierwerk auf dem Gelände an der ehemaligen Kurverwaltung", hatte die CDU-Fraktion immer wieder betont. Reisig wird angebohrt Eine Entscheidung fiel nicht. Immerhin ließ die Stadt als Eigentümerin der Anlage, im Herbst letzten Jahres die Statik des Gradierwerks überprüfen. "Es besteht keine Einsturzgefahr", fasste der städtische Gebäudemanager Dieter Hinzmann im Oktober das Ergebnis zusammen. Um den grundsätzlichen Zustand der Anlage zu beurteilen, sei allerdings ein genauer Blick ins Innere erforderlich. Per Bohrung müssten Material nicht nur vom Reisig, sondern auch von den stabilisierenden Querhölzern entnommen und untersucht werden. Das sei Sache eines Fachmannes. Und der wurde mittlerweile nicht nur gefunden, sondern auch beauftragt. Das Gradierwerk wird mit Sole versorgt, das aus dem Bülowbrunnen gepumpt wird. Für die Anfang des Monats vorgenommene Untersuchung musste der Betrieb eingestellt und Teile der Anlage gereinigt werden. Auch der 17 Meter tiefe Pumpschacht des Bülowbrunnens wurde unter die Lupe genommen. "Der ist mit Eichenbohlen gesichert", erläutert Henschel. Und von denen sind nun einige schadhaft. Wobei der Betriebsleiter den Konstrukteuren höchste Wertschätzung zollt. Die Bohlen haben immerhin seit 1806 für Stabilität gesorgt. "Das war echte Handwerkskunst", lobt Henschel. Wie bei einem Fachwerkgebäude sind die Bohlen nur miteinander verzahnt, auf zusätzliche Verstrebungen wurde verzichtet. 18.000 Euro Zuschuss Da sei es nun eine bautechnische Herausforderung heute einen Tischler oder Zimmereibetrieb zu finden, der sich auf die Rekonstruktion verstehe. Henschel zeigt sich zwar zuversichtlich, dass seine Suche erfolgreich sein wird, kündigt aber vorsorglich an, dass wohl mit einer Schadensbeseitigung erst im nächsten Jahr zu rechnen ist. Wie teuer die Reparatur sein wird, lasse sich derzeit nicht absehen. Immerhin kann er schon mit einem Zuschuss in Höhe von 18.000 Euro rechnen. "Henschel: "Wir bekommen Förderung durch Landesmittel". Denn: Der Schaden ist schon seit zwei Jahren bekannt. Bei einer Routinekontrolle waren damals die Beschädigungen im Schacht aufgefallen. Es habe keine Einsturzgefahr bestanden, dringlichen Handlungsbedarf habe es nicht gegeben. Es wurde weiterhin Sole ins Gradierwerk gepumpt, aber schon mal vorsorglich ein Förderantrag gestellt, der nun bewilligt wurde. Die Schäden hätten sich mittlerweile zwar vergrößert, ließen aber auch jetzt weiterhin eine Nutzung zu. In den nächsten Tagen solle noch das genaue Ausmaß der Schäden festgestellt werden, anschließend könne dann wieder Solewasser gepumpt werden. "Spätestens zum Monatsende kann das Gradierwerk wieder laufen", kündigt er an. Weiß aber auch: "Für die Reparaturarbeiten wird die Anlage wieder stillgelegt". Aber hat das Gradierwerk überhaupt noch eine Zukunft? Antwort auf diese Frage erwartet die Stadt nun von dem Ingenieur, der im Gradierwerk gebohrt hat. "Die Untersuchung ist beendet", teilt der städtische Pressesprecher Volker Müller-Ulrich auf Anfrage der NW mit. Die Stadt erwarte nun "in Kürze" das Gutachten. Genauere Terminangaben macht der Pressesprecher nicht, weist aber darauf hin: "Eine Entscheidung über das Gradierwerk trifft nicht die Verwaltung, sondern die Politik".

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