Bad Oeynhausen 10.000 Mitglieder: Kirchengemeinden werden zu Großgemeinde "Emmaus" vereint

Bad Oeynhausen. Der Name steht schon fest: Ab 1. Januar 2023 werden die rund 10.000 Mitglieder der Kirchengemeinden Wichern, Lohe, Altstadt und Rehme-Oberbecksen als Emmaus-Gemeinde vereint. "Wir werden Kirchen und Gemeindehäuser nicht aufgeben", verspricht Pfarrer Rainer Labie. Auch Kündigungen schließt er aus. In den nächsten Monaten soll nun geklärt werden, welche weiteren praktischen Auswirkungen die Zusammenführung auf das gemeindliche Leben haben wird. Offen ist auch, wie lange die Bestandsgarantie für die Gebäude gilt. Die Zahl der Gemeindemitglieder sinkt seit Jahren. "Die Haushaltsmittel für die Gestaltung der Gemeindearbeit, die Personalkosten und den Unterhalt unserer Gebäude erfahren Grenzen, denen nur mit intelligenten Lösungen begegnet werden kann", beschreibt Rainer Labie einen zweiten Aspekt. Als Pfarrer in Rehme-Oberbecksen sowie in der Altstadt kennt er die Probleme hautnah; nun gehört er nicht nur der Steuergruppe an, sondern ist auch Sprecher des Ausschusses "Öffentlichkeit und Kommunikation". Ursprünglich hatte die Kirchenverwaltung den 1. Januar 2024 als Datum für den Zusammenschluss geplant. Doch in dem Jahr stehen Kirchenwahlen an- und die müssen gründlich vorbereitet werden, schließlich sind die von den Mitgliedern gewählten Presbyterien gemeinsam mit den Pfarrern für das Gemeindeleben verantwortlich. Deshalb wird die Vereinigung nun auf den 1. Januar 2023 vorgezogen, bis zur Kirchenwahl übernimmt ein Bevollmächtigtenausschuss die Amtsgeschäfte für die Emmausgemeinde. "Es gibt eine zentrale Verwaltung", nennt Labie ein weiteres Ergebnis aus den Gesprächen, die die Vertreter der vier Gemeinden seit über einem Jahr unter anderem in fünf Ausschüssen führen. Als Sitz ist derzeit das Wichernhaus geplant. "Bei Küstern und Verwaltungskräften werde es keinen Stellenabbau geben. Ob die Stelle der Sekretärin aus der Altstadtgemeinde, die demnächst in den Ruhestand geht, wiederbesetzt wird, sei dagegen offen.Pfarrstelle in der Altstadt weiter unbesetztLabie selbst erreicht ebenfalls 2023 die Altersruhegrenze, wird jedoch noch ein Jahr länger arbeiten. "Ich möchte den Start der neuen Großgemeinde noch begleiten", sagt er. Und ihr aber auch zusätzlich Zeit für die Nachfolgesuche geben. Denn, das stellt er heraus: "Auch künftig werden alle Gemeindemitglieder beispielsweise für Beerdigungen, Trauungen und Taufen" einen festen Ansprechpartner behalten.Auch bei Gottesdiensten in Altstadt, Rehme, Wicherrn oder auf der Lohe müsse niemand fürchten, ständig wechselnde Pfarrer auf der Kanzel zu erleben. Derzeit sind mit Markus Freitag (Lohe), Matthias Mengel (Wichern) und ihm selbst (je zur Hälfte Altstadt und Rehme-Oberbecksen) nur drei Pfarrer im Einsatz, die vierte Pfarrstelle ist seit dem Weggang von Lars Kunkel dagegen seit über einem Jahr unbesetzt. "Wir suchen weiter nach einem Nachfolger, führen aber derzeit kein offizielles Bewerbungsverfahren", erklärt Labie.Während bei den Kirchenchören Rhemissimo und dem Gospelchor Lohe schon erste Formen der Zusammenarbeit geprobt werden, gibt es, so Labie, bei den klassischen Kirchenchören in Wichern und Lohe noch Diskussionsbedarf. Auch ob es bald gemeinsame Frauengruppen geben soll, müsse in den Arbeitsgruppen noch geklärt werden. Grundsätzlich allerdings sei es Ziel, auch nach dem Zusammenschluss kirchliches Leben vor Ort, das heißt, wie bisher in den Bezirken anzubieten", Gerade älteren Gemeindemitgliedern sollten längere Wege erspart werden. "Alle Gemeindemitglieder können noch Ideen und Anregungen einbringen", fügt er hinzu. Deshalb gibt es in allen Gemeinden Informationsversammlungen.Kirche muss sich verändern Bei der Zusammenlegung geht es, so hebt Labie hervor, nicht nur um "die Einsparung von Kosten: "Wir brauchen eine inhaltliche Neuorientierung". Die sinkenden Mitgliederzahlen seien ein deutliches Signal dafür, dass klassische Angebote wie Gottesdienste nicht mehr ausreichten. Labie:"Kirche muss auf Menschen zugehen und stärker gesellschaftliche Verantwortung übernehmen". Beispielhaft nennt er das Kirchcafé in Rehme. Seit der Umgestaltung des Eingangsraumes treffen sich dort regelmäßig bis zu 100 Teilnehmer zum Kaffeetrinken. Als überaus erfolgreich habe sich auch die Bitte um Beteiligung am Dorferneuerungsprogramm erwiesen, zahlreiche Gemeindemitglieder seien dabei nun engagiert. "Die Gebäude sollen nicht den ganzen Zusammenlegungsprozess bestimmen", weiß er sich mit den übrigen Mitgliedern der Steuergruppe einig. Wenn sich in den nächsten Jahren zeige, dass es für die Nutzung keinen Bedarf mehr gebe, dann sei auch ein Verkauf einer Immobilie kein Tabu. Labie: "Kirche ist kein Vermieter". Wobei es für diesen Grundsatz zumindest derzeit auch Ausnahmen gibt. Räume der Kita Kirchmäuse und im Martin Luther Hof werden von den Johannitern und dem Deutschen Roten Kreuz genutzt - für Übergangsgruppen, weil die eigenen Kindertagesstätten noch nicht fertig sind. Einstimmig hat die Vollversammlung, zu der sich alle vier Presbyterien getroffen haben, den neuen Namen "Emmaus" beschlossen. Aus Sicht Labies gleich guter Beweis dafür, wie wichtig allen die inhaltliche Neuorientierung ist: Kirchengemeinde Süd - das sei zwar eine zutreffende, aber viel zu anonyme und abstrakte Bezeichnung. Labie: "Mit Emmaus verbinden wir Christen die Geschichte einer Wanderung mit traurigem Start und dem glücklichen Erreichen des Ziels".

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