Bad Oeynhausen Radschnellweg: Straßen NRW erwägt Brückenneubau über die Weser

Bad Oeynhausen. Straßen NRW wird grün. Die Planer der Landesbehörde, die bisher vor allem Autostraßen gebaut haben, sind extra für die Internet-Präsentation in grüne Softshelljacken mit dem Logo des Radschnellwegs OWL geschlüpft. Der einheitliche Look ist ein sichtbares Zeichen an die Welt draußen an den Bildschirmen in Bad Oeynhausen und Porta Westfalica: Die OWL-Niederlassung von Straßen NRW steckt erstmals tief in der Planung zum Bau eines Radschnellwegs. Donnerstagabend haben die Straßenplaner zwei mögliche Trassenführungen vorgestellt: entlang der Weser oder entlang der Nordbahn. Rund 200 Teilnehmer schauten bei der Übertragung aus Bielefeld zu. Behördenchef Andreas Meyer sagte gleich zu Beginn über die beiden Varianten: "Nichts ist in Stein gemeißelt." Die Trassen sind bisher nur Striche auf Papier. Einziger Fixpunkt der Planung ist der Anschluss an den Radschnellweg (RS3) auf der Mindener Straße in Bad Oeynhausen. Die Planung für dieses Teilstück steht bereits. Doch wie der Anschluss an Porta Westfalica gelingt, ist weiter offen. Derzeit erstellen Ingenieurbüros im Auftrag von Straßen NRW zwei Gutachten entlang der beiden Trassenvorschläge. Eine Umweltverträglichkeitsstudie und eine Potenzialanalyse sollen klären, welche Vor- und Nachteile die beiden Trassenführungen haben. Eine Trassenführung durch die Weserauen und damit mitten durchs Landschaftsschutzgebiet - wie es in der Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg im Januar 2016 vorgeschlagen wurde - hat bereits zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. Landwirte haben mit Verweis auf den bestehenden Weserradweg deutlich gemacht, keine weiteren Ackerflächen für den Radschnellweg zu opfern. Und Verkehrsverbände sowie die Radfahrerlobby haben sich klar für eine geradlinige Trassenführung entlang der Bahn ausgesprochen, auch um die Ortsteile von Porta Westfalica besser an den Radschnellweg anzubinden. Mähdrescher dürfen über den Radschnellweg rollen Landschaftsarchitektin Sabine Meyer verwies mit Blick auf den Weserauen-Radschnellweg auf eine neue Möglichkeit, die das Land NRW eröffne: Auf einem Radschnellweg dürfe auch bis zu einem gewissen Anteil landwirtschaftlicher Verkehr fahren. "Vielleicht können wir dadurch etwas Luft rausnehmen." Allerdings ist zweifelhaft, ob das die Eigentümer der Flächen überzeugt. Auf dem Weserradweg gibt es schon jetzt viel Freizeitverkehr mit Skatern, Spaziergängern und angeleinten Haustieren, die sich immer wieder gegenseitig verheddern. Die Gutachten zu beiden Trassenvorschlägen sollen bis zum Sommer 2022 vorliegen. Dann will Straßen NRW abwägen, welche Trasse am besten für den Radverkehr und am verträglichsten für die Umwelt ist. Bis Sonntag, 3. April, können alle Interessierten eigene Vorschläge zur Trassenführung zeichnen. Auf einer interaktiven Karte auf den Internetseiten des Radschnellwegprojekts NRW können sich Bürgerinnen und Bürger in den nächsten zwei Wochen Vorschläge einreichen. Die Vorschläge von Straßen NRW sind bereits eingezeichnet. "Das sind bisher nur grobe Überlegungen", sagt Behördenchef Andreas Meyer. Für den Anschluss des Bad Oeynhausener Teilstücks vom Radschnellweg gibt es vier Vorschläge. Drei davon führen östlich der Werre zur Nordbahn. So könnten Radler über einen erheblich erweiterten Werreradweg von der Dehmer Straße an der Werre-Weser-Kuss-Brücke vorbei über die Rehmer Insel bis zur Eisenbahnbrücke geführt werden. Eine alternative Route führt über die Vlothoer Straße, wo bisher nur Autos fahren dürfen, hinters Wasserwerk Rehme zu den Bahnbrücken. Eine dritte Variante verläuft quer durch Rehme. Dort müssten die Straßen Zum Rehmer Eck und der Alte Rehmer Weg aber zu Fahrradstraßen umgewidmet werden. Die drei Anschlussvarianten führen allesamt zur Weser, dort müsste womöglich eine neue Weserbrücke für Radler gebaut - oder eine Lösung mit der Bahn gefunden werden. Und in Porta Westfalica müssten die Radler wohl wieder zurück auf die westliche Weserseite, um über den Weserauentunnel in die Innenstadt von Minden zu gelangen, sofern die Stadt Minden keine alternative Routenführung durchsetzt. Bahn und Straßen NRW überplanen die gleichen Flächen Und auch von der Bahn gibt es einige Unwägbarkeiten. Derzeit überplant die Bahn das Schienennetz zwischen Hannover und Bielefeld für den Neubau einer ICE-Trasse. Erst vor wenigen Monaten haben Bahnplaner Vorschläge vorgelegt, wie die Bestandsstrecke für superschnelle Züge ausgebaut werden könnte. Diese Vorschläge fordern deutlich mehr Platz. Und den haben die Bahnplaner in Porta Westfalica vor allem westlich der Bahntrasse auf der Kreisstraße 26 entdeckt. Genau dort sehen aber auch die Planer von Straßen NRW eine mögliche Trassenführung für den Radschnellweg. Nach Auskunft von Niederlassungsleister Andreas Meyer hat es dazu noch keine Abstimmungsgespräche zwischen beiden Bauprojekten gegeben. Einen Tag später präzisierte Straßen NRW diese Einschätzung. Demnach gab es zwar keine Abstimmungen, aber nach Auskunft von Straßen-NRW-Sprecher Sven Johanning hat die Bahn bereits angefragt, welche Bauprojekte Straßen NRW eigentlich entlang der Eisenbahntrasse plant: "Die mögliche Trassenführung entlang der Bahn ist der Bahn bekannt." Während der Projektpräsentation beteiligten sich mehrere Interessierte an der Diskussion der Trassenvorschläge. Kritisiert wurden zum Beispiel mögliche Gefahren auf den Straßenkreuzungen des Radschnellwegs an den Bahnunterführungen in Porta Westfalica. Die Straßenplaner versicherten jedoch, diese Kreuzungen schon in der Planung zu entschärfen. "Solche Konflikte werden wir nicht tolerieren", sagte Manuela Rose, Abteilungsleiterin Planung. Eine andere Teilnehmerin fragte, ob die Trasse auch in den Weserauen durchgängig beleuchtet werde. Der Radschnellweg soll grundsätzlich beleuchtet sein. "Das ist ein großer Sicherheitsaspekt", sagte Rose. Sei könne sich jedoch vorstellen, dass die Strecke nicht dauerhaft oder nur dann beleuchtet ist, wenn Radler darauf fahren. Wann der erste Radler über Radschnellweg von Bad Oeynhausen nach Porta Westfalica rollen kann, ist unklar. Der RS3 ist nicht einfach bloß ein Radweg, sondern eine Landesstraße. Was das bedeutet, veranschaulichte Thomas Lange, Projektleiter des RS3, mit einem Satz: "Das Verfahren ist vergleichbar mit dem Bau der Nordumgehung." Straßen NRW rechnet mit zwei Jahren Vorplanung, drei Jahren Entwurfsplanung und weiteren drei Jahren Genehmigungsverfahren, also insgesamt acht Jahren Planung. Sollte die Trassenführung am Ende des Planfeststellungsverfahrens weiter strittig sein, könnte sich noch ein Klageverfahren anschließen. Die acht Jahre bis zum Baubeginn des Radschnellwegs sind also eine optimistische Schätzung.

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