Bad Oeynhausen Noch drei Wochen bis zur Impfpflicht: So bereiten sich die Altenheime vor

Bad Oeynhausen. Die Uhr tickt, in knapp drei Wochen gilt in der Pflege die Impfpflicht. Alle Menschen, die mit Kranken oder Alten zu tun haben, müssen bis zum 15. März einen Corona-Immunitätsnachweis vorlegen. Das betrifft nicht nur examinierte Altenpfleger, sondern alle im Altenheim Tätigen, also auch Pflegehilfskräfte, Betreuer, Reinigungskräfte und Hausmeister. In Bad Oeynhausen gibt es acht Altenheime. Wir haben gefragt: Wie läuft's mit der Impfpflicht? Im Gesundheitsamt des Mühlenkreises laufen die Fäden zusammen. So will es Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Sein Ministerium hat Freitag Leitlinien vorgelegt. Demnach müssen Altenheime bis spätestens zum 31. März ungeimpfte Mitarbeiter dem Gesundheitsamt melden, das dann Kontakt zu den Beschäftigten aufnimmt. Gibt es keine Rückmeldungen der ungeimpften Betroffenen, werden Bußgelder bis zu 2.500 Euro fällig. Ärztliche Atteste zur Impfbefreiung können von Amts wegen hinterfragt werden und das Gesundheitsamt kann eigene Untersuchungen dazu anordnen. Der Kreis erwägt bereits, Verwaltungsmitarbeiter aus anderen Bereichen abzuziehen, um das Gesundheitsamt bei der "Bestellung von Bescheiden" zu unterstützen. Laumann lässt den Kommunen eine Frist zur Überprüfung aller Nachweise bis zum 15. Juni. Nach Erkenntnissen der Kreisverwaltung sind die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Altenheimen in Bad Oeynhausen jedoch bereits mehrfach gegen Corona geimpft. Nach Auskunft von Kreispressesprecherin Sabine Ohnesorge arbeiten in den Altenheimen der Kurstadt 354 Pflege- und Betreuungskräfte. 18 davon sind bisher nicht geimpft. Das Gesundheitsamt erwartet deshalb nicht, dass es in Bad Oeynhausen zu Engpässen in der Pflege kommen wird. Wie es aber für die 18 nicht geimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Altenheimen weitergeht, ist unklar. Denkbar wäre zum Beispiel, dass das Gesundheitsamt Betretungs- oder Tätigkeitsverbote für Ungeimpfte in den Pflegeeinrichtungen ausspricht. Allerdings hätte das Gesundheitsamt in jedem Einzelfall zu entscheiden. Dann würde das Amt zwischen dem Infektionsschutz für die besonders verletzlichen Menschen in der Pflege und der Auswirkung auf die pflegerische Versorgung genau dieser Senioren abwägen, so Ohnesorge. Diese Abwägung gäbe jedem Gesundheitsamt Ermessensspielräume: Womöglich sind Pflegekräfte so wichtig, dass sie auch ungeimpft weiterbeschäftigt werden könnten. In der ambulanten Pflege ist die Lage nach den Zahlen der Kreisverwaltung angespannter. Derzeit arbeiten nach Angaben des Kreises 442 Menschen in der ambulanten Pflege. 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen der ambulanten Pflege sind bisher nicht geimpft. In den Altenheimen der Kurstadt ist die Impfpflicht schon lange das Mega-Thema. Die Meinungen dazu klaffen allerdings auseinander. Auf die schriftliche Anfrage der NW in der vergangenen Woche antworteten fünf von acht Einrichtungen. Seniorenresidenz am Wiehengebirge Das Altenheim an der Herforder Straße schaut relativ gelassen auf den 15. März. Die Seniorenresidenz ist Teil des Medicare-Pflege-Konzerns. Ein Unternehmenssprecher weist darauf hin, dass alle Beschäftigten mindestens zweimal gegen Corona geimpft sind. Die aktuelle Booster-Quote liege bei etwa 80 Prozent. Medicare rechnet deshalb nicht mit Engpässen in der Pflege. Seniorenresidenz Vitalis Belinda Hinz, Einrichtungsleiterin der Seniorenresidenz Vitalis, lehnt die Impfpflicht für Pflegekräfte rundheraus ab. "Eine Impfung, die nicht dauerhaft wirkt, ist für mich keine richtige Impfung", sagt Hinz. Natürlich sollten sich möglichst viele gegen das Coronavirus schützen. Besser sei es jedoch, die Bewohner zu impfen und den Verlauf der Krankheit so abzuschwächen. Flankierend seien Hygiene und Abstandsregeln, sowie regelmäßige Tests nötig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. In dem Altenheim, das derzeit das alte Gästehaus der ehemaligen Weserklinik belegt, ist die überwiegende Mehrheit des Personals geimpft. Die Quote liege bei 99 Prozent, sagt Hinz: "Eine Mitarbeiterin ist nicht geimpft." Diakonie Vlotho Auch beim Diakonischen Werk, zu dem das Stift Eidingsen gehört, gibt es eine Lücke in der Personal-Impfstatistik. Vorstand Kerstin Hensel schätzt die Impfquote für alle in der Pflege Beschäftigten auf mehr als 95 Prozent. Hensel macht sich für eine allgemeine Impfpflicht stark. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht ist für sie "nur ein erster Schritt". Die nicht geimpften Diakonie-Mitarbeiterinnen wenden sich indes nicht generell gegen das Impfen, sondern lehnen vor allem den Impfstoff ab, das hat Hensel in persönlichen Gesprächen erfahren: "Da gibt es viele Ängste und Sorgen." Dennoch bleibt Hensel optimistisch, dass die Impfquote in der Diakonie Vlotho weiter steigt: "Da tut sich jeden Tag was." Der neue Impfstoff Novavax könnte die zweifelnden Mitarbeiterinnen womöglich überzeugen, glaubt Hensel: "Hauptsache, der Impfstoff wird zügig verteilt!" Seniorenresidenz Weserstraße Auch die Seniorenresidenz Weserstraße setzt auf Impfungen zur Überwindung der Pandemie. "Jede Impfung zählt!", heißt es in einer Mitteilung des Altenheims auf Nachfrage bei Einrichtungsleiterin Sandra Landwehr. Allerdings kritisiert die Einrichtung angesichts des Impfverhaltens der Gesellschaft die "selektive Impfpflicht" in der Pflege. Genaue Angaben zur Impfquote beim eigenen Personal macht die Seniorenresidenz-Betriebsgesellschaft nicht, schreibt aber von "einer sehr hohen Impfquote bei Bewohnern und Mitarbeitern". Eine hausinterne Informationskampagne, auch in der Muttersprache der Beschäftigten, habe letztlich Erfolg gezeigt: "Nahezu alle Mitarbeiterinnen haben einen Impfschutz". Die Impfpflicht werde jedoch nach Ansicht der Betreibergesellschaft die Versorgungslage in der Pflege verschärfen. "Aufgrund des Fachkräftemangels in der Pflege ist jeder Mitarbeiter, den wir aufgrund der Impfpflicht verlieren könnten, schmerzhaft", heißt es in der Mitteilung. Seniorenzentrum Bethel Von den etwa 200 Beschäftigten im Seniorenzentrum Bethel sind vier nicht geimpft, darunter ist eine Pflegefachkraft. Diese Zahlen nennt Geschäftsführer Joachim Knollmann, der sich für eine Impfpflicht ohne Ausnahmeregelungen ausspricht. "Ausnahmen", sagt Knollmann, "verursachen immer Ungerechtigkeiten." Dass Mitarbeiter wegen der Impfpflicht dem Pflegeberuf den Rücken kehren, hält Knollmann zwar für möglich, aber nicht für wahrscheinlich. Eine Kündigung habe keiner der Mitarbeitenden angekündigt und dass er Personal deswegen freistellen muss, glaubt Knollmann nicht: "Ich halte es durchaus für sehr wahrscheinlich, dass die Impfpflicht zum 15. März auf Bundesebene nicht durchgesetzt wird." Einer allgemeinen Impfpflicht steht Knollmann indes kritischer gegenüber als seine Kolleginnen aus den anderen Altenheimen. Das Seniorenzentrum Bethel hat sich bereits vor einigen Wochen auf eine freiwillige einrichtungsbezogene Impfpflicht festgelegt: Hier sollen künftig nur noch Mitarbeiter eingestellt werden, die komplett geimpft sind.

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