Maschinenbauer will erweitern und erklärt Corona-Krise für beendet

Bad Oeynhausen. Das Material ist knapp. Die Baupreise haben schwindelnde Höhen erreicht. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind voll. "Ja", sagt Jakob Dirksen, "die Situation ist eigentlich nicht günstig." Und dennoch plant der geschäftsführende Gesellschafter der Helmerding HIW Maschinen GmbH genau jetzt einen Erweiterungsbau für sein Unternehmen. Am Standort in Wulferdingsen soll eine 2.000 Quadratmeter große neue Montagehalle entstehen. "Wir müssen jetzt erweitern", sagt Dirksen. "Unsere Maschinen werden immer größer. Dafür brauchen wir Platz." Dabei ist es gerade Mal drei Jahre her, dass der Pressenhersteller von der Königstraße nach Wulferdingsen umgezogen ist. An der Ecke von Besebrucher Straße und Sundern hat Helmerding zwei Produktionshallen mit 5.500 Quadratmetern Fläche und ein Bürogebäude mit 1.100 Quadratmetern für sieben Millionen Euro neu gebaut und Ende 2018 bezogen. "Durch den Neubau sind wir in eine andere Liga aufgestiegen", sagt Dirksen. Das deutlich größere Platzangebot ermöglichte es Helmerding, nicht nur seine Pressen, sondern auch komplexe Sondermaschinen aufzubauen und zu präsentieren. Was in der Kundschaft offenbar den erhofften Eindruck hinterlassen hat. "Corona hat uns sehr zurückgeworfen" Dann aber kam Corona. "Das hat uns sehr zurückgeworfen", berichtet Dirksen. Eine gebeutelte Automobilindustrie - wichtige Abnehmer-Branche für die Helmerding-Pressen - und starke Investitionszurückhaltung auch in anderen Wirtschaftsbereichen führten zu einem deutlichen Auftragsrückgang bei Helmerding. Nicht zuletzt fehlte auch die Möglichkeit, die Kunden zu besuchen oder sie im Wulferdingsener Werk zu empfangen, berichtet Dirksen. "Unsere Anlagen muss man erklären." Das führte dazu, dass der beim Umzug noch erhoffte Wachstumsschub ausblieb. 2021 setzte das Unternehmen 22 Millionen Euro mit 110 Mitarbeitern um - das ist exakt der Stand von 2018. "Wir hatten auch Phasen mit Kurzarbeit, mussten aber keinen Mitarbeiter entlassen", sagt der Geschäftsführer.Größter Einzelauftrag der Firmengeschichte Der nun den Blick wieder mutig nach vorn wenden will. "Wir haben diese Krisenzeit jetzt für beendet erklärt", sagt Dirksen. Man habe sich angepasst, mehr Kommunikation laufe über Video-Konferenzen. Gegenseitige Besuche beim und vom Kunden seien wieder möglich, mit Auflagen und auch weniger als früher - aber immerhin. Ein Indiz dafür, dass es wieder vorangeht: Helmerdings habe gerade den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte an Land gezogen, berichtet Dirksen. Eine komplexe Maschine mit Presse und einer Stapelanlage, in der neun Roboter die frisch gestanzten und gepressten Metallteile so zurechtlegen, dass sie unmittelbar weiterverarbeitet werden können. Volumen des Auftrags sei ein "mittlerer einstelliger Millionenbetrag", verrät Dirksen.Es ist aber auch ein raumgreifender Auftrag. Über alles wird die Maschinenstraße am Ende 19 Meter lang sein. Genau solche Brocken sind es, für die Helmerding nun eine neue Montagehalle bauen will. Die soll direkt an die bestehende Halle angedockt werden - nach Osten, Richtung Nachbar Balda - und quasi Spiegelbild der bestehenden Halle werden. Die baulichen Voraussetzungen dafür sind schon vorgesehen. Bereits beim Bau der jetzigen Halle wurden die Träger so gestaltet, dass der Anbau hier unmittelbar angeschlossen werden kann. Was aber noch fehlt, sind die baurechtlichen Voraussetzungen. Denn obwohl Dirksen schon beim Bau des neuen Standorts in Wulferdingsen die Möglichkeit der Erweiterung mit eingeplant hatte, muss nun erst noch der Bebauungsplan geändert werden. Ein "theoretischer" Weg zwischen den Grundstücksteilen Er habe das Grundstück in Wulferdingsen von zwei Eigentümern gekauft, erläutert Dirksen. Der eine Teil gehörte der Stadt, der andere einem Privateigentümer. Zwischen den Grundstücken habe es einen Weg gegeben. "Allerdings nur auf dem Papier", sagt Dirksen. Doch bevor dieser "theoretische" Weg überbaut werden darf, müsse erst der Bebauungsplan geändert werden. Das soll am Donnerstag, 3. Februar, im Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE) beschlossen werden.Wenn die Politik dem zustimmt, dann könnte im Sommer die Baugenehmigung vorliegen, so hofft Dirksen. "Dann wollen wir unmittelbar anfangen und im Frühjahr 2023 fertig sein." Rund zwei Millionen Euro kalkuliert der Helmerding-Geschäftsführer für den Anbau. Der dazu beitragen soll, dass der Maschinenbauer den durch Corona ausgebremsten Wachstumssprung nachholt. Noch in diesem Jahr wolle sich das Unternehmen personell verstärken, sagt Dirksen. "Wir wollen 15 bis 20 neue Mitarbeiter einstellen.Der ASE tagt am Donnerstag, 3. Januar, ab 18 Uhr im Rehmer Bürgerhaus. Die Sitzung ist öffentlich.

Meistgelesen