Kreise Minden-Lübbecke und Herford Ingenieur (63) kündigt bei Küchenfirma und arbeitet für die Kirche

Bad Oeynhausen/Löhne/Porta Westfalica/Vlotho. Aus der Küche in die Kirche: Peter Tillmann ist neuer Verwaltungsleiter der katholischen Kirche im Pastoralen Raum Werre Weser. Der 63-jährige Holztechnik-Ingenieur wechselt nach rund 30 Jahren Tätigkeit für den Löhner Luxusküchenhersteller Sie Matic zum Ende seines Berufslebens zur katholischen Kirche. Tillmann sieht seine neue Rolle als "Dienstleister für die Kirchengemeinden". Er soll künftig Pfarrer Manfred Pollmeier um administrative Tätigkeiten entlasten und als Vermittler den Wandel der Kirche vor Ort managen. Die Stelle des Verwaltungsleiters ist neu in der katholischen Kirche in dieser Region. 2015 haben sich die Kirchengemeinden in Bad Oeynhausen, Löhne, Porta Westfalica und Vlotho zum Pastoralen Raum unter der Leitung von Pfarrer Manfred Pollmeier zusammengeschlossen. "Ich freue mich auf die Entlastung", sagte Pollmeier bei der Vorstellung des neuen Verwaltungsleiters am Montag. Während Pollmeier den seelsorgerischen und pastoralen Teil leitet, soll Tillmann künftig den nicht-pastoralen Bereich übernehmen. Dazu gehört neben Buchhaltung und Liegenschaftsverwaltung zum Beispiel die Koordination aller Bautätigkeiten wie der zum neuen Pfarrhaus an der Weststraße in Bad Oeynhausen. "Da ziehen wir beide ein", sagte Pollmeier und lacht: "Aber nicht zusammen." Während der Pfarrer im ersten Stock des Pfarrhauses wohnen wird, sollen im Erdgeschoss Büros für die Verwaltung des Pastoralen Raumes entstehen. Derzeit hat Tillmann sein Büro noch nebenan im Sankt-Peter-und-Paul-Gemeindehaus. Und arbeitet damit erstmals Tür an Tür mit seiner Ehefrau Annette, die Sekretärin im Dekanat ist. Von der Landjugend in den Kirchenvorstand Die beiden sind seit fast 40 Jahren verheiratet, haben vier Kinder und fünf Enkel. Seit einem Vierteljahrhundert ist Gohfeld der Lebensmittelpunkt der Tillmanns. Dass der Familienvater, Opa und erfahrene Ingenieur mit 63 Jahren den Beruf wechselt und künftig im Auftrag des Herrn unterwegs ist, mag auf den ersten Blick überraschen. Peter Tillmann hält dagegen, dass er seit kleinauf in der katholischen Kirche zu Hause ist. Er ist in der Gemeinde Oberense am Möhnesee im katholisch geprägten Sauerland aufgewachsen und war dort in der katholischen Landjugendbewegung aktiv. Nach der Tischlerlehre und dem anschließenden Holztechnikstudium in Rosenheim ist er zur Arbeit in den protestantisch geprägten Teil Ostwestfalens gezogen. Tillmann hat das Leben der Katholiken bereits in verschiedenen Ehrenämtern mitgestaltet, zuletzt als geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands der Laurentiusgemeinde Löhne. Er kennt den Laden, weiß um die Schwierigkeiten und die manchmal ziemlich komplizierten Strukturen in der Kirchenhierarchie. Nun bekommt er ganz neue Möglichkeiten und einen eigenen Etat. Für Tillmann ist die neue Führungsposition aber auch der Endspurt im Berufsleben. Warum er bei Sie Matic gekündigt und sich bei der katholischen Kirche beworben hat? Tillmann: "Das ist einfach eine total spannende Aufgabe!" "Eine starke Persönlichkeit" Pfarrer Pollmeier lobt seinen neuen Verwaltungschef: "Er ist eine starke Persönlichkeit." In der Phase des Übergangs sei es wichtig, einen Menschen mit Erfahrung an Bord zu haben. Die beiden kennen sich aus ihrer Löhner Zeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Pfarrer seinen Verwaltungschef schon in Löhne ausgeguckt hätte.Tillmann musste sich beim Erzbischof in Paderborn bewerben, seine Stelle wird aus Kirchensteuermitteln finanziert und vom katholischen Gemeindeverbund Minden-Ravensberg-Lippe in Bielefeld getragen. Voraussetzung war ein Assessmentcenter, wo sich Tillmann unter zahlreichen Bewerbern durchsetzte und in die Endrunde kam. In der Auswahlkommission haben dann ein Vertreter des Erzbistums, der Personalchef des Gemeindeverbunds, ein Vertreter der Kirchenvorstände im Pastoralen Raum und Pfarrer Pollmeier entschieden: Er wird's. Für Pfarrer Pollmeier bedeutet die Unterstützung durch Tillmann auch "die Chance, kreativer zu sein". Pollmeier will den Pastoralen Raum "zu einem Kirchspiel machen", das den großen Pfarrbezirken ebenbürtig ist. Rund 12.000 Katholiken leben im Pastoralen Raum Werre Weser, die Grenzen umfassen drei evangelische Kirchenkreise. Geleitet wird die neue Kirchenstruktur künftig vom Westkorso 11 in Bad Oeynhausen. Vor dort aus wird Tillmann in den nächsten Jahren die Küster und Organisten, die Ehrenamtlichen und nicht-pastoralen Mitarbeiter der katholischen Kirche koordinieren und Kontakte zu Behörden und Institutionen knüpfen. Ein Festnetztelefon hat er noch nicht. Handy und Internet aber schon. "Die meiste Zeit bin ich eh' unterwegs", sagt Tillmann. Nur nicht am Freitagabend. Das ist ein Pflichttermin. Da stellt Pfarrer Pollmeier den neuen Mann an der Verwaltungsspitze in einem Einführungsgottesdienst am Freitag, 21. Januar, ab 19 Uhr, in der Sankt-Peter-und-Paul-Kirche Bad Oeynhausen vor.

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