Bad Oeynhausen Impfpflicht in der Pflege: Das Aus droht nur wenigen Mitarbeitern

Bad Oeynhausen. Sofortige Freistellung ohne Gehalts-und Lohnzahlung - Mitarbeitende in Krankenhäusern, Seniorenheimen, Rehakliniken und in ambulanten Pflegediensten, die bis zum 15. März keinen vollständigen Impfschutz nachweisen, werden einschneidende Konsequenzen spüren. Ob sie bei der Arbeit direkten Kontakt mit Patienten haben, spielt keine Rolle. Der Bundesgesetzgeber hat sich für eine "einrichtungsbezogene Impfpflicht" entschieden. Welche Auswirkungen wird das in der Kurstadt haben? Wird ab 16. März die Patientenversorgung beeinträchtigt, weil zu viele Mitarbeitende nicht mehr an ihren Arbeitsplatz dürfen? Die Redaktion hat stichprobenartig Arbeitgeber in den betroffenen Branchen befragt.Seniorenzentren Eine Reinigungskraft sowie zwei Pflegehelferinnen bereiten Joachim Knollmann, Geschäftsführer des Seniorenzentrums BethelSeniorenzentrums BethelSeniorenzentrums BethelSeniorenzentrums Bethel derzeit noch Sorgen: Sie haben - im Gegensatz zu den übrigen 200 Beschäftigten - noch keinen Impfnachweis erbracht. Auch wenn seine Bemühungen um Aufklärung und Überzeugungsarbeit nicht erfolgreich seien, habe das für den Betrieb keine Auswirkungen. "Gut, dass die Impfpflicht bundeseinheitlich gilt", lobt er den Gesetzgeber. So sei der Druck auf alle Beschäftigten und Einrichtungen gleich, es gebe keine Ausweichmöglichkeiten, beispielsweise ins benachbarte Niedersachsen. Wobei Knollmann natürlich auch weiß: "Der Fachkräftemangel wird dadurch zusätzlich verschärft". Auf über "90 Prozent" beziffert Maren Röcker die Impfquote im Haus SabirowkiHaus SabirowkiHaus SabirowkiHaus Sabirowki an der Bahnhofstraße. "Ich habe mit allen Mitarbeitenden persönliche Gespräche geführt", nennt sie als Grund. Dabei habe es sehr geholfen, dass sie nicht nur Ängste vor möglichen Langzeitschäden einer Impfung beseitigt habe. Hilfreich habe sich auch erwiesen, dass sie über die Verantwortlichen dieser Maßnahme aufgeklärt habe. Maren Röcker: "Das ist die Politik, nicht die Einrichtungsleitung". In der im Sommer eröffneten Senioreneinrichtung sind im übrigen noch nicht alle Wohnungen belegt, so dass eine mögliche Freistellung von Mitarbeitenden zu verkraften sei. Reha-Kliniken "95 Prozent unserer Mitarbeitenden sind mindestens doppelt geimpft", bilanziert Kim Linnemann. Sie ist als Verwaltungsleiterin sowohl wohl für das 180-köpfige Team der Gollwitzer-Meier-Klinik und als auch für die 250 Beschäftigten in der Klinik am Rosengarten verantwortlich. Ungeimpfte gebe in allen Berufsschichten. Mit persönlichen Anschreiben seien alle nicht nur über die arbeitsrechtlichen Konsequenzen, sondern auch auf das Impfangebot durch den betriebsärztlichen Dienst informiert worden. "Einige warten auf den neuen Totimpfstoff",hat Linnemann in Gesprächen mit Ungeimpften erfahren. Das sei ein Grund, den es natürlich zu akzeptieren gilt, der aber eine Freistellung nur verhindern kann, wenn das Vakzin deutlich vor dem 15. März verabreicht werden kann. Ob das möglich ist, steht nicht fest, es gibt noch keinen Zulassungstermin. Überstunden und Mehrarbeit stellt die Verwaltungsleiterin für den Fall in Aussicht, wenn Mitarbeitende ausfallen, auch seien Einschränkungen des Therapieangebots möglich. Linnemann: "Aber einen Bettenabbau wird es nicht geben". Wie für Linnemann kommt auch für Michael Schelp, kaufmännischer Leiter der Johanniter Ordenshäuser, eine Prämienzahlung als Impfanreiz nicht in Betracht. 23 der 450 Mitarbeitenden sind derzeit noch nicht geimpft. Die haben alle einen Brief erhalten, in dem auch darauf hingewiesen wird, dass es für die Entscheidung nicht nur auf den 15. März ankommt: Zwischen beiden Impfungen müssen mindestens vier bis sechs Wochen liegen. Auch wenn es nicht gelingt, alle zu überzeugen, geht der kaufmännische Leiter davon aus, den Klinikbetrieb nicht einschränken zu müssen. Schelp: "Wir konnten bereits zusätzliches Personal einstellen". Seit Mitte Dezember gehören die Ordenshäuser wie die Gollwitzer Meier Klinik wieder zu den Kliniken, die bei einer Überlastung des Krankenhauses ersatzweise die Patientenversorgung sicherstellen müssen. Auch das ist für den Kaufmännischen Leiter kein Grund für zusätzliche Besorgnis. Schon vor einem Jahr waren die Ordenshäuser Ersatzkrankenhaus. Schelp: "Wir können jetzt unsere Erfahrungen nutzen". "Von drei Mitarbeiterinnen werden wir uns wohl trennen müssen", bedauert Annegret Balters, Verwaltungsleiterin der Klinik am Osterbach. Die hätten ihre grundsätzliche Ablehnung einer Coronaschutzimpfung unmissverständlich erklärt. Auswirkungen auf die Patientenversorgung werde das nicht haben, die Mitarbeiterinnen seien nicht im medizinischen Bereich tätig. Bei den übrigen neun Beschäftigten habe sie hingegen die Hoffnung, dass die sich noch überzeugen und impfen lassen. In der Klinik am Osterbach arbeiten 200 Menschen. Ambulante Pflegedienste Für Erika Viebrock-Johnen, Geschäftsführerin der "Hauslichen Pflegegemeinschaft" (HPG) bereitet die Impfpflicht kein Problem: "Mein Team ist komplett durchgeimpft". Rund 90 Pflegekräfte sind bei ihr angestellt. Viebrock-Johnen: "Alle haben rechtzeitig die Notwendigkeit erkannt, sich und andere zu schützen". Anfragen bei mehreren anderen ambulanten Pflegediensten blieben leider unbeantwortet. Herz-und Diabeteszentrum "Die Impfquote der Belegschaft beträgt derzeit etwa 96 Prozent, ein Großteil davon hat bereits Boosterimpfungen erhalten", teilt Pressesprecherin Anna Reiss mit. Nichtgeimpfte unter den 2.500 Beschäftigten gebe es in allen Bereichen. Diese Mitarbeitenden seien per Brief umfassend informiert worden, zusätzlich seien nun noch Informationsveranstaltungen im Hörsaal geplant. 100 Prozent werden, so Reiss, wohl nicht zu erreichen sein, da es unter den Ungeimpften/Nicht-Genesenen auch Langzeitkranke beziehungsweise Menschen gibt, die aus medizinischen Gründen keinen Immunisierungsnachweis erbringen können. Vorsorglich wird nach Auskunft der Pressesprecherin derzeit überprüft, welche Bereiche aufgrund notwendiger Freistellungen entsprechend der gesetzlichen Vorgaben besonders betroffen sein könnten. Reiß: "Größere Sorge bereiten uns derzeit eher noch nicht abschätzbare mögliche Personalausfälle aufgrund von Quarantäneregelungen im Zusammenhang mit der hochansteckenden Corona-Variante Omikron. Mühlenkreiskliniken Mit "weit mehr als 90 Prozent" beziffert Olaf Bornemeier, Vorstand der Mühlenkreiskliniken (MKK) die Impfquote in der Auguste-Viktoria-Klinik sowie den Krankenhäusern in Bad Oeynhausen, Minden, Lübbecke und Rahden. "Im Frühjahr werden wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nochmals individuelle ärztliche Beratungsangebote unterbreiten", kündigt er an und verbindet das mit der Hoffnung: "Wir gehen davon aus, dass wir auch die allermeisten mit inhaltlichen Argumenten überzeugen können". Konkrete Zahlen, wie viele der über 5.200 Beschäftigten im Konzern noch nicht geimpft sind, nennt Pressesprecher Christian Busse nicht, stellt aber fest: "Der Immunitätsnachweis oder das ärztliche Attest muss bis zum 15.3 vorliegen. Vorherige öffentliche Diskussionen sind nicht zielführend. Unser Ziel ist es, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Impfung inhaltlich zu überzeugen und damit weiterbeschäftigen zu dürfen".

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