Bad Oeynhausen Die ewigen Themen der Kurstadt

Bad Oeynhausen. Früher war auch nicht alles besser. Einiges war eher gleich schlecht. Zum Beispiel, wenn es um die Zukunft der Kurstadt geht. So stieß die gebürtige Bad Oeynhausener Autorin Carla Berling bei den Recherchen zu ihrem neuen Buch auf eine interessante Historie. Es fand sich ein Zeitungsartikel der NW aus dem Juni 1981, der wiederum die Sorgen der Bad Oeynhausener von 1926 analysierte. Die Überschrift "In 55 Jahren nicht sehr viel dazugelernt?" könnte wohl auch heute noch so stehen. Nur, dass es inzwischen 95 Jahre sind, in denen es offenbar immer um die gleichen Probleme ging. Die Redakteure der NW fanden 1981 eine Mappe mit Zeitungsausschnitten von 1926. "Bei näherer Durchsicht ist festzustellen, dass Tonart, Begründung, Wünsche und Hoffnungen, Ansichten und Absichten von Bad Oeynhausener Bürgern sich fast aufs Wort, auf jeden Fall in der Darstellung der Probleme vergleichen lassen mit dem, was Kurverwaltung und Stadtverwaltung, Interessengemeinschaften des Handels und die Bürger auch heute noch beschäftigt", heißt es im Artikel. Eine Umfrage unter den Bürgern Es gab offenbar Anfang 1926 eine Umfrage einer Tageszeitung unter den Bürgern zum Thema "Bad Oeynhausens Zukunftsmöglichkeiten". Bei der Analyse der vielen Leserzuschriften kristallisierten sich vor 95 Jahren drei wesentliche Punkte heraus: Bad Oeynhausens Stellung als Heilbad ist zu stärken. Es muss viel mehr zur Verkehrsberuhigung des Kurviertels getan werden. Und: Die Werbung für Stadt und Staatsbad ist wesentlich zu verbessern. Drei Thesen, die auch heute noch so für Bad Oeynhausen gelten.Nehmen wir das Kurviertel. Vor allem rund um Krankenhaus und Herzzentrum herrscht in der heutigen Zeit tagsüber ein reger Parksuchverkehr. Das führt zu Belastungen der umliegenden Straßen und seit Jahren zu Unmut. Oder Bad Oeynhausens Status als Heilbad. Der wird nämlich im kommenden Jahr überprüft. Turnusgemäß alle zehn Jahre - wie es das Gesetz über Kurorte in NRW vorsieht. Seit langem gibt es in der Stadt eine Diskussion über den Schutz der Heilquellen. Denn eine gültige Verordnung zum Heilquellenschutz in Bad Oeynhausen gibt es seit sieben Jahren nicht. Nach 40 Jahren Laufzeit ist die Verordnung 2014 ausgelaufen. Erst 2018 leitete die zuständige Bezirksregierung in Detmold das Verfahren zur Neuausweisung eines Heilquellenschutzgebietes ein. Abgeschlossen ist es noch nicht. Genauso wenig abgeschlossen wie die Werbung für Stadt und Staatsbad. Das scheint eine unendliche Aufgabe zu sein. Immerhin schafft die Stadt es nach Jahrzehnten endlich, im kommenden Jahr wenigstens auf der Rehmer Insel die Radtouristen auf die Schönheiten der Stadt aufmerksam zu machen - so zumindest sieht es die Planung vor. Sorge um den Baumbestand Die NW zitiert 1981 einige der damaligen Leserzuschriften. So forderte der Badearzt Füchtenbusch: "Die Badeverwaltung sollte ihren Baumbestand ängstlich hüten." Er schlug, weil es Bad Oeynhausen an Wald fehle, "eine elektrische Bahn zum bewaldeten Wesergebirge und zur Porta" vor. Arzt Mixius analysierte schon 1926 die Bad Oeynhausener Bürgerkreise: "Kleinliche Gesichtspunkte herrschen da noch vor." Keinesfalls zu kurz kommt bereits 1926 der Blick ins benachbarte Bad Salzuflen. Walter Hieke, Herausgeber des Bad Oeynhausener Stadtführers, schrieb dazu damals: "Man hat den Eindruck, dass dort mehr gemeinsame und förderliche Arbeit geleistet wird, mehr einhelliger Geist herrscht, als bei uns. Das Bad kommt vorwärts, ja, es ist auf dem besten Wege, uns zu überflügeln." Architekt Martin Stieghorst brachte gleich eine ganze Verschiebung des Südbahnhofes ins Spiel, damit die Bahnhofstraße geradeaus über die Südbahn weitergeführt und der Durchgangsverkehr so abgelenkt werden könne.Insgesamt geht es bei den Bürgerzuschriften vor 95 Jahren um eine bessere Straßenbeleuchtung, die Verbesserung des Straßenbelages, Lkw-Verbot im Kurviertel, eine Modernisierung der Kuranlagen oder mehr Rücksicht bei der Preisgestaltung der Gewerbetreibenden. Es scheint fast so, als hätten die Bürger 1926 nicht in ihre Zeit, sondern vielmehr in die Zukunft geschaut.

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