Bad Oeynhausen Impfstoffe für die Booster-Impfung: Wie unterscheiden sich Moderna und Biontech?

Bad Oeynhausen. Moderna oder Biontech? Über kaum etwas wird derzeit so viel diskutiert wie über die beiden mRNA-Impfstoffe. Bis Ende des Jahres will die Bundesregierung (Stand 8. Dezember) 11,4 Millionen Dosen des Impfstoffs Cominaty von Biontech/Pfizer und 36,6 Millionen Dosen Spikevax von Moderna ausliefern. Das Ziel: Bis Weihnachten sollen 30 Millionen Booster-Impfungen verabreicht werden. Ob es Unterschiede zwischen den beiden Impfstoffen gibt und wie genau sie funktionieren, erläutert der Direktor der Zentralapotheke der Mühlenkreiskliniken, Florian Immekus, im Gespräch mit der NW. Empfohlen werden beide mRNA-Impfstoffe für die Booster-Impfung - als Schutz vor folgenschweren Infektionen mit der hochansteckende Delta-Variante und der neuen Mutation "Omikron". "Wer doppelt geimpft ist, sollte sich ein drittes Mal impfen lassen und vor allem, diejenigen, die ein Mal mit Janssen/Johnson&Johnson geimpft sind, sollten sich boostern lassen", macht Immekus deutlich. Gibt es Unterschiede? "In der Wirkung gibt es de facto keinen Unterschied", macht Immekus gleich zu Beginn des Gesprächs deutlich. "Beide Impfstoffe basieren auf synthetischer mRNA, die an Lipidpartikel gebunden sind", sagt Immekus. Die Impfstoffe enthalten den genetischen Bauplan für einen bestimmten Bestandteil des Corona-Virus - für das sogenannte Spike-Protein. "Den einzigen Unterschied zwischen den beiden Impfstoffen gibt es lediglich in der Dosierung", erläutert der promovierte Fachapotheker für klinische Pharmazie. "Das hat aber für die Wirkung der Impfstoffe keine Konsequenz, die mRNA von Moderna und Biontech ist gleichwertig", so Immekus. Die unterschiedliche Dosierung hänge mit den Studien zusammen, die die Hersteller gemacht haben. Beide Hersteller haben sogenannte Dosis-Findungsstudien vorgenommen. Nach klinischer Prüfung und der Erprobung in weiteren Studien habe sich Biontech für die Dosierung von 30 Mikrogramm entschieden und Moderna für die etwas höhere Dosierung von 100 Mikrogramm bzw. 50 Mikrogramm in der Boosterimpfung. DieseDosierungen sind der jeweils optimale Mittelweg zwischen effektiver Impfwirkung und möglichst geringen Nebenwirkungen wie Fieber und Gliederschmerzen. Einen weiteren Unterschied gibt es noch bei der Zusammensetzung der Fetthüllen für die mRNA. Das ist einer der Gründe, warum der Impfstoff von Moderna bei höheren Temperaturen und für längere Zeit gelagert werden kann. Was lässt sich zum Tempo der Impfstoffentwicklung sagen? "Eine solche Geschwindigkeit ist wirklich selten in der Pharmageschichte", sagt Florian Immekus. "Allerdings", räumte der Pharmazeut ein, "basiert die Entwicklung auf jahrzehntelanger Forschungsarbeit". Schon seit mehr als als zehn Jahren seien Forscher in der Lage, im Labor synthetische mRNA herzustellen. Das Problem: mRNA, auch die synthetische mRNA der Impfstoffe, wird im Körper sehr schnell abgebaut, teilweise binnen weniger Minuten. "Und damit sind auch die Informationen der RNA weg", fügt Immekus hinzu. Um den Zerfall der mRNA zu verzögern, wird die mRNA zu ihrem Schutz in eine Hülle aus Fetten (Lipid-Nanopartikeln) eingepackt, damit sie in Körperzellen gelangen kann und nicht sofort wieder abgebaut wird. "Therapeutisch wurde die synthetische mRNA bis zur Entwicklung des Impfstoffs noch nicht außerhalb von einzelnen Studien eingesetzt", so Immekus. Biontech beispielsweise verfolgte bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie eigentlich das Ziel, mit der synthetischen mRNA eine individualisierte Krebstherapie zu entwickeln. &bdquo;Sehr wahrscheinlich werden wir in den nächsten Jahren noch viele weitere Therapiefelder für mRNA sehen" so Immekus. Wie funktioniert der mRNA-Impfstoff? "Die künstlich hergestellte mRNA für die Covid-Impfung enthält die genetische Information, die der Körper braucht, um das Spike-Protein des Coronavirus selbst zu bilden", erläutert der Direktor der MKK-Zentralapotheke. Nach der Impfung nehmen die Körperzellen die mRNA auf, schreiben den Bauplan ab und produzieren das Spike-Protein. Das geschieht solange, bis die mRNA zerfällt. Das Protein wird an die Oberfläche der Zelle transportiert und dort von den Immunzellen erkannt. Und so wird das Immunsystem aktiviert und es bildet Antikörper gegen das Spike-Protein. Außerdem wird im Immunsystem eine Erinnerung hinterlegt, die Geimpfte bei einer erneuten Infektion vor der massiven Ausbreitung des Corona-Virus im Körper schützt. "Denn auch das Corona-Virus selbst braucht das Spike-Protein, um in menschliche Zellen einzudringen und sie krank zu machen - es ist ein Stück weit also der Schlüssel für das Virus in unsere Zellen", fügt Immekus hinzu. "Ganz vereinfacht ausgedrückt, wirkt die Impfung bzw. die erzeugten Antikörper so, als würde man mit einem Hammer diesen Schlüssel verformen. Nach einer solchen Behandlung passt der Schlüssel nicht mehr ins Schloss." Wird es bald fertige Einwegspritzen mit den Impfstoffen geben? "Sterile Fertigspritzen sind in der Pharmaindustrie die Königsdisziplin und erfordern sehr komplexe Herstellungsanlagen", sagt Florian Immekus. "Und der mRNA-Impfstoff ist besonders empfindlich", weiß Florian Immekus. "Er verträgt keine Reibung, weswegen er nicht kräftig geschüttelt werden darf." Änderungen habe es in den vergangenen Monaten zwar schon gegeben. Etwa bei den Verdünnnungsschritten und der Stabilität. "Biontech beispielsweise ist nicht mehr nur fünf Tage im Kühlschrank haltbar, wie am Anfang, sondern mittlerweile 31 Tage", führt der Apotheker aus. "Aber sterile Fertigspritzen aus der Apotheke sind aktuell noch nicht in Sicht", macht der Direktor der MKK-Zentralapotheke deutlich.

Bad Oeynhausen Impfstoffe für die Booster-Impfung: Wie unterscheiden sich Moderna und Biontech?

Mehr zum Thema

Newsletter Bad Oeynhausen

Wunderbar. Fast geschafft!